„Er war der bessere Mann“
Lewis Hamilton hat sich am Sonntag zwei Rennen vor Schluss zum vierten Mal in seiner Karriere zum Weltmeister gekrönt. Dem 32-jährigen Engländer genügte in einem turbulenten Grand Prix von Mexiko ein neunter Platz. „Es war eine lange Reise“, sagte Hamilton, nachdem er sich mit den britischen „Union Jack“ von den Fans feiern ließ. Sein Konkurrent Sebastian Vettel war einer der ersten Gratulanten.
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„Gratuliere, vierfacher Weltmeister“, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in den Funk gerufen, nachdem Vettels Ferrari nur als Vierter die Ziellinie überquert hatte und der Titelgewinn von Hamilton - trotz des neunten Platzes endgültig feststand. Hamilton ließ sich auch von einer Startkollision mit dem Deutschen nicht aus der Bahn werfen. Vettel hätte gewinnen müssen, um die WM-Entscheidung zu vertagen. Den Sieg in Mexiko-Stadt holte sich aber der Niederländer Max Verstappen, dahinter Hamiltons Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas und Vettels Ferrari-Stallgefährte Kimi Räikkönen.
Erfolgreichster Brite aller Zeiten
Mit seinem vierten Titel löste Hamilton den Schotten Jackie Stewart als Brite mit den meisten Weltmeisterschaften in der Formel 1 ab. Außerdem zog der Engländer mit dem Franzosen Alain Prost und Vettel gleich. Nur Deutschlands Superstar Michael Schumacher und die argentinische Legende Juan-Manuel Fangio haben mit sieben bzw. fünf mehr als der 32-Jährige. „Es ist verrückt, wenn man sich vorstellt, dass ich den Namen Hamilton weiter in den Geschichtsbüchern verewige. Nach meiner Zeit werden Kinder noch immer meinen Namen lesen“, sagte Hamilton.

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Hamilton ließ es nach der Zieldurchfahrt erst einmal kräftig rauchen
Der Name des nun vierfachen Champions steht in der Bestenliste nun auch vor jenem seines großen Idols Ayrton Senna. Der 1994 mit 34 Jahren in Imola verunglückte Brasilianer krönte sich dreimal zum Weltmeister. Hamilton hatte sein Vorbild bereits an Rennsiegen, Podestplätzen und Polepositions übertroffen. Trotzdem wollte sich Hamilton nicht auf eine Stufe stellen: „Ayrtons Leben ging früh zu Ende. Wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, hätte er noch mehr Titel gewonnen. Ich denke nicht, dass ich besser bin. Aber ich bin stolz, dass mein Name neben seinem genannt wird.“
Kleine Spitze gegen Rosberg
An ein Karriereende denkt der 32-Jährige aus Stevenage auch nach vier Titeln noch keineswegs. „Ich kann mir ein Leben ohne Formel 1 gut vorstellen, aber darum geht es jetzt nicht. Es kommen noch einige coole Dinge, die sich mit der Formel 1 ergänzen“, sagte Hamilton im Vorfeld des Grand Prix. Nur eines sei sicher: „Mit 40 werde ich definitiv nicht mehr da sein“, sagte der 62-fache Grand-Prix-Sieger. „Aber einige Jahre habe ich noch vor mir.“

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Während der improvisierten Feierlichkeiten verkündete der 32-Jährige, er habe noch einiges in seinem Tank. Er verwies damit indirekt auf den Deutschen Nico Rosberg, mit dem er von 2013 bis 2016 bei Mercedes gefahren war. „Ich möchte am Höhepunkt aufhören“, sagte Hamilton. „Ich könnte das Einfache machen, was Nico offensichtlich getan hat, und aufhören und mich mit diesen vier Titeln zurückziehen. Aber ich denke, es ist noch mehr in mir.“
Vettel zieht seinen Hut
Hamiltons unterlegener Rivale Vettel zog als einer der ersten Gratulanten vor dem neuen Weltmeister den Hut. „Alles in allem war er der bessere Mann und hat den besseren Job gemacht. So einfach ist das“, sagte der Ferrari-Star, der nach dem Grand Prix von Ungarn Ende Juli noch mit 14 Punkten vor Hamilton die Fahrerwertung angeführt hatte. Eine Serie von Pleiten und Pannen warf die „Scuderia“ jedoch aus der Bahn.
In Mexiko war Vettel zwar von der Poleposition - die 50. seiner Karriere - ins Rennen gegangen, hatte die Spitzenposition aber sofort an den späteren Sieger Verstappen im Red Bull verloren. Danach kollidierte Vettels Ferrari mit dem Mercedes von Hamilton und ruinierte den eigenen Frontflügel und die Reifen des Engländers. Beide fielen weit zurück und mussten sich noch einmal nach vorne kämpfen.
Duell geht weiter
Die Frage nach dem Schuldigen an dem Crash wollte Vettel nach dem Rennen nicht beantworten. „Es ist nicht so wichtig, was heute auch immer geschah. Das Wichtigste ist, dass es der Tag von Lewis ist“, meinte Vettel. „Er wurde zum Weltmeister gekrönt, und das hat er verdient.“ Im kommenden Jahr will Vettel einen erneuten Versuch starten, endlich mit Ferrari Weltmeister zu werden. Auch dann wird Hamilton der Hauptrivale neben Red-Bull-Jungstar Verstappen sein. „Ich fürchte ihn nicht“, sagte Vettel über Hamilton. „Ich liebe es, mit ihm Rennen zu fahren.“
Auch Hamilton stieß ins gleiche Horn. „Es ist cool, mit ihm in diesem Kampf zu sein“, sagte Hamilton über Vettel. „Er hat jetzt 50 Polepositions, ich möchte ihm nicht noch mehr geben, damit er mir nicht näher kommt. Ich muss weitermachen. Das Gleiche ist es mit Siegen, das Gleiche mit Meisterschaften.“ Der Umstand, dass der Deutsche mindestens bis 2020 bei Ferrari bleibt, sei auch ein wichtiger Anreiz. „Ferrari wird mich für die nächsten paar Jahre nicht mögen. Wir werden es so hart wie möglich für sie machen, Meisterschaften zu gewinnen“, sagte Hamilton, dessen aktueller Vertrag noch bis Ende 2018 läuft. Eine Verlängerung dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein.
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