Flugspektakel und WM-Generalprobe
Nach der für die ÖSV-Adler verpatzten Vierschanzentournee möchten Stefan Kraft und Co. beim ersten Skifliegen der Saison auf dem Kulm den Turnaround schaffen. Auf der größten Naturflugschanze der Welt geht es nicht nur darum, Zehntausende Zuschauer mit weiten Flügen zu erfreuen: Es ist auch die Generalprobe für die Skiflug-WM kommende Woche in Oberstdorf.
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Bei der Tournee hatte es erstmals seit 2005/06 keinen einzigen Podestplatz gegeben, seit gar 40 Jahren schaffte es kein Österreicher in die Top Ten der Gesamtwertung. Zudem steht die Truppe von Heinz Kuttin nach elf Weltcup-Springen in der Olympiasaison mit nur drei Podestplätzen (Kraft dreimal Dritter) noch ohne Sieg da. Vielleicht kann gerade auf dem Kulm die Trendwende gelingen: In bisher 25 Weltcup-Bewerben auf dem Traditionsbakken in Bad Mitterndorf schaffte es Österreich nur zweimal nicht auf das Stockerl.
Schlierenzauer erstmals seit vier Jahren dabei
In der ÖSV-Equipe, die dank eines zusätzlichen Quotenplatzes wieder mit sieben Mann antritt, lässt vom Weltcup-Team nur Manuel Fettner (Training in Innsbruck und Predazzo) den Trip in die Steiermark aus. Mit dabei ist hingegen Gregor Schlierenzauer, der sich nach dem zuletzt verpassten Finale in Bischofshofen eine Steigerung erhofft.

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In den Jahren 2009 und 2010 durfte Gregor Schlierenzauer insgesamt drei Siege auf dem Kulm bejubeln
Für den 53-fachen Weltcup- und dreifachen Kulm-Sieger ist es ein Wiedersehen nach vier Jahren. „Ich bin zuletzt 2014 am Kulm gewesen, die Vorfreude ist schon sehr groß. Ich habe hier so viele schöne Erfolge gefeiert und fühle mich neben Hubert Neuper fast ein bisschen wie der zweite Gastgeber. Skifliegen daheim ist einfach etwas Geiles“, meinte der Tiroler. Er erhofft sich neue Erkenntnisse, „weil man auf den großen Schanzen alles viel extremer spürt“.
Kraft freut sich auf Glücksgefühle
Für Doppelweltmeister und Weltcup-Titelverteidiger Kraft geht es auf den geliebten Flugbakken. „Skifliegen macht mir einfach richtig Spaß und ich bin mir sicher, dass dann die Glücksgefühle wieder voll einschlagen“, sagte Kraft, der sich nach der Tournee kurz ausgerastet, am Dienstag aber schon wieder in Bischofshofen trainiert hat.
Der Skiflug-Weltrekordler (253,5 m/Vikersund 2017) fühlt sich umso wohler, je weiter es geht. „Für mich ist Skifliegen das Beste, das es gibt. Ich würde fast von einer Liebe zum Skifliegen sprechen.“ Gerade jetzt könne er mehr Anlauf und eine längere Flugphase gut gebrauchen, „um wieder richtig in die Spur zu finden“.

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Am 18. März 2017 stellte Stefan Kraft in Vikersund mit 253,5 Metern den derzeit gültigen Weltrekord auf
Für Kuttin gilt der Blick nach vorne. „Mit Florian Altenburger kommt ein Springer zur Mannschaft, der in seiner Entwicklung bereit für das Skifliegen ist. Wir haben einige gute Flieger im Aufgebot und ich bin gespannt, was der Kulm heuer für uns bereithält“, sagte der ÖSV-Chefcoach. Altenburger hat sich via Kontinentalcup qualifiziert.
Stoch kann Weltcup-Führung ausbauen
International gesehen ist auf dem Kulm natürlich Tournee-Dominator Kamil Stoch der große Gejagte. Der Pole hat mit dem „Grand Slam“, also dem Sieg auf allen vier Schanzen, Tournee-Geschichte geschrieben und das Gelbe Trikot des Weltcup-Leaders von Richard Freitag übernommen. Der Deutsche muss in der Steiermark nach seinem Sturz in Innsbruck noch pausieren.
Der Kulm ist erstmals seit der WM vor zwei Jahren wieder Schauplatz eines Events. 2016 hatte der Slowene Peter Prevc auf der erst 2014 umgebauten Schanze mit 244 Metern einen neuen Rekord markiert. Dadurch wurde zuletzt von der FIS auch die Hillsize von 225 auf 235 m angehoben. „Der Schnitt wird zwischen 210 und 230 Metern liegen. Die Ausreißer nach oben werden bei optimalen Bedingungen an die 250 Meter gehen“, glaubt Organisator Neuper.
Mit von der Partie - als übrigens einziger Finne - ist Altstar Janne Ahonen. Der 40-Jährige hat bisher in der Olympiasaison noch keinen Weltcup-Punkt geholt, sein bestes Resultat war ein 34. Platz.
Weltcup-Skifliegen auf dem Kulm
ÖSV-Aufgebot: Clemens Aigner, Florian Altenburger, Michael Hayböck, Daniel Huber, Stefan Kraft, Manuel Poppinger, Gregor Schlierenzauer
Programm:
- Freitag: Training (10.30 Uhr) und Qualifikation (12.00 Uhr)
- Samstag: Bewerb (14.15 Uhr)
- Sonntag: Qualifikation (12.30 Uhr) und Bewerb (14.15 Uhr)
ORF eins überträgt die Freitag-Quali und beide Bewerbe live.
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