Ein Team im Frauen-Eishockey
Die offiziell noch immer im Kriegszustand befindlichen Länder Nord- und Südkorea werden bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang ein starkes Zeichen zur Verbesserung der Verhältnisse setzen. Zum Auftakt der Spiele am 9. Februar wollen die beiden Nationen gemeinsam ins Olympiastadion einziehen und im Frauen-Eishockey als ein Team um Medaillen kämpfen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Bei neuen Arbeitsgesprächen über eine Zusammenarbeit für die Spiele im Grenzort Panmunjom einigten sich die Delegationen der beiden Teile der koreanischen Halbinsel am Mittwoch auf den gemeinsamen Einzug. Während beide Länder schon bei früheren Olympischen Spielen gemeinsam bei der Eröffnung auftraten, wäre es das erste Mal, dass sie bei Olympia auch eine gesamtkoreanische Mannschaft in einer Sportart stellen.

APA/AP/Rusty Kennedy
Vor 18 Jahren zog Korea ebenfalls als ein Team ins Stadion ein
Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 marschierten die Mannschaften Süd- und Nordkoreas zum ersten Mal zur Eröffnung zusammen ein. Das wiederholte sich vier Jahre später bei den Sommerspielen in Athen und auch 2006 bei den Winterspielen in Turin. Ein gemeinsamer Einzug bei einem Event auf der koreanischen Halbinsel selbst hat aber ein noch höhere symbolische Wirkung. Die Sommerspiele 1988 in Seoul hatte Nordkorea noch boykottiert.
Eishockey-Kooperation freut nicht jeden
Die Pläne für ein gemeinsames Eishockeyteam im Frauenturnier sind nicht unumstritten. Angesichts des beschränkten Olympiakaders von 22 Spielerinnen sprach etwa die Nationaltrainerin Südkoreas, Sarah Murray, am Dienstag laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap von einem „Schaden für unsere Spielerinnen“.
Es gebe eine Reihe interessanter Vorschläge, hieß es in einer Mitteilung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu den innerkoreanischen Gesprächen. „Es gibt in Anbetracht der Auswirkung dieser Vorschläge auf die anderen teilnehmenden Nationalen Olympischen Komitees und Athleten zahlreiche Überlegungen“. Das IOC werde die Vorschläge sorgfältig prüfen. Für die Spiele in Pyeongchang hatte sich aus Nordkorea nur ein Eiskunstlaufpaar qualifiziert, sich aber nicht mehr fristgerecht angemeldet.
Fanabordnung aus dem Norden
Nordkorea kündigte außerdem an, eine 230-köpfige Fangruppe zu dem Großereignis im Nachbarland zu schicken. Diesen Vorschlag machte die nordkoreanische Seite am Mittwoch ebenfalls im Grenzort Panmunjom, berichteten südkoreanische Sender. Zudem soll die geplante nordkoreanische Delegation über den Landweg zu den Spielen in der grenznahen südkoreanischen Provinz Gangwon anreisen.
Daneben bot Nordkorea an, wie zu den Olympischen Spielen im Februar auch zu den Paralympischen Spielen im März eine Delegation von Sportlern und Funktionären nach Pyeongchang zu entsenden. Details waren zunächst nicht bekannt. Beide Länder wollen vor Beginn der Winterspiele noch gemeinsam eine Kulturveranstaltung im Kumgang-Gebirge an der Ostküste Nordkoreas und ein gemeinsames Training von Skisportlern im nordkoreanischen Masikryong-Skiresort durchführen.
Erste Gespräche seit zwei Jahren
Neben der Größe der Delegationen berieten beide Seiten den Berichten zufolge auch über die Kostenaufteilung für die Teilnahme Nordkoreas. Es war das zweite Treffen auf Arbeitsebene in dieser Woche. Bereits am Montag hatte Nordkorea zugesagt, ein großes Orchester für das kulturelle Rahmenprogramm zu schicken.
Beide Länder hatten sich in der vergangenen Woche bei ihren ersten offiziellen Gesprächen seit zwei Jahren auf weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer angespannten Beziehungen verständigt. Die Annäherung hat die Angst vor einer Eskalation des Streits über das nordkoreanische Atomprogramm kurz vor Beginn der Winterspiele (9. bis 25. Februar) erheblich verringert.
Link: