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Das beste 0:0 aller Zeiten

29.520 Zuschauer sind am Donnerstagabend in Salzburg Zeuge geworden, wie eine österreichische Mannschaft einen deutschen Spitzenclub nach allen Regeln der Fußballkunst abmontiert hat. Der österreichische Meister und Tabellenführer Red Bull Salzburg zeigte gegen Borussia Dortmund eine großartige Partie und steht nach dem 0:0 und dem 2:1 aus dem Hinspiel von letzter Woche völlig verdient unter den Top Acht der Europa League.

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Angetrieben vom unfassbar gut spielenden Xaver Schlager lieferte die Elf von Trainer Marco Rose ihr internationales Meisterstück ab. Die Superlative sind nach diesem Match schwer alle aufzuzählen. 33 Heimspiele ungeschlagen, 19 Europacup-Spiele ungeschlagen, den Dritten der deutschen Bundesliga eliminiert, und erstmals seit der Wiener Austria 2005 steht wieder ein österreichischer Club im UEFA-Cup in einem Viertelfinale. Einziges Manko an diesem Abend war die Chancenauswertung. Mit dem einen oder anderen möglichen Tor wäre der grandiose Auftritt gänzlich perfekt geworden.

Salzburg Spieler jubeln

ORF.at/Christian Öser

Österreichs Serienmeister Salzburg sorgt in der Europa League für Furore

Rose als Architekt des Salzburger Wunderteams

Ob Dortmund-Trainer Peter Stöger nach diesem Spiel verstärkt in der Kritik stehen wird, ist fraglich, denn erstens ließen den Wiener seine Superstars wie Marco Reus und Mario Götze in Stich, zweitens war Salzburg an diesem Abend einfach die stärkere Mannschaft.

Wie aus einem Guss agierte die Mannschaft von Erfolgscoach Rose, der als Architekt dieses wohl besten Salzburger Teams der „Bullen“-Ära gilt. Namen wie Jonatan Soriano, Kevin Kampl und Sadio Mane sind Geschichte. Dieses Team zeichnet sich vor allem durch seine Geschlossenheit und die Fähigkeit aus, über 90 Minuten nicht nachzulassen - Fokussierung bis zum erfolgreichen Schluss.

Salzburg schießt Dortmund aus Europa League

Ein 0:0 gegen Borussia Dortmund reichte Red Bull Salzburg am Donnerstagabend nach dem 2:1-Auswärtserfolg im Achtelfinal-Hinspiel zum Einzug ins Europa-League-Viertelfinale.

Von Anfang an stark

Der 41-jährige Deutsche setzte auf dieselbe Startformation wie vor einer Woche beim 2:1 in Dortmund. Taktisch wurde die gewohnte Raute erwartet - mit dem im Hinspiel anfangs überraschend links im Mittelfeld aufgebotenen Neo-ÖFB-Teamspieler Xaver Schlager im Zentrum.

Die erste Chance hatte Salzburg. In der sechsten Minute spielte Munas Dabbur ideal Hwang Hee Chan frei, doch der Südkoreaner scheiterte an Roman Bürki. Nur langsam konnten sich die „Bullen“ aus der Umklammerung der Dortmunder lösen, die hoch aufrückten und die Räume eng machten. Schlager, der im Mittelfeld auf Hochtouren lief, war zeitweise von bis zu drei Borussen umgeben.

Szene aus dem Spiel Salzburg - Dortmund

ORF.at/Christian Öser

Marco Rose hatte seine Mannschaft erneut perfekt eingestellt

Salzburger lassen nicht locker

Das Match nahm jedenfalls nach einer Viertelstunde richtig an Fahrt auf. Die Salzburger attackierten bissig, Dortmund versuchte sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, setzte alles (und im Nachhinein betrachtet wohl zu viel) auf die Qualitäten seiner Offensivspieler Reus, Andre Schürrle, Götze und Torjäger Michy Batshuayi. Salzburg hielt dagegen.

In der 21. Minute hatte Hwang neuerlich den Führungstreffer am Fuß, als er in einen misslungenen Querpass von Sokratis Papastathopoulos sprintete, gleich den körperlich starken, aber behäbigen Dan-Axel Zagadou überlief und auf Bürki stürmte. Allerdings legte sich der Südkoreaner den Ball schlecht vor, kam zu weit vom Tor weg und konnte den Schweizer im BVB-Gehäuse aus spitzem Winkel nicht mehr bezwingen.

Intensives Match

Das Publikum war bereits aufgewärmt, auch weil der französische Schiedsrichter Benoit Bastien so gar keine Heimtendenz erkennen ließ. Die Foulspiele wurden nach dem Geschmack der Salzburger Fans viel zu oft gegen ihre Mannschaft gepfiffen. Neuerlich blieb den Anhängern der Torjubel im Hals stecken, als Bürki in der 32. Minute im Abtauchen einen Schlager-Schuss auf das lange Eck gerade noch ablenken konnte.

Das Spiel blieb intensiv. Salzburg leistete sich keine Konzentrationsschwäche, zog sich geschickt zurück, wenn es notwendig war, schaltete blitzschnell in den Angriff um, wenn sich der Platz dafür bot. Dortmund machte weiter den Eindruck eines hochgetunten Sportwagens, der jedoch im vierten Gang steckengeblieben war. So war Salzburg nicht zu bezwingen. Andre Ramalho verlieh der Abwehr den nötigen Halt. Der Salzburg-Heimkehrer machte den Abgang von Paulo Miranda in der Winterpause mehr als vergessen.

Die „Bullen“ laufen heiß

Dortmund-Coach Stöger reagierte zur Pause und brachte für die ineffektiven Reus und Götze den schnellen Maximilian Philipp und Alexander Isak. Doch es war Salzburgs Fußballmotor, der weiter wie geschmiert lief. Fast hätte man meinen können, die „Bullen“ sind das Team aus der deutschen Bundesliga und nicht umgekehrt. Neo-Teamspieler Schlager war in einer Aktion dynamischer und spielerisch wertvoller als Reus und Götze zusammen in 45 Minuten.

Nach einer guten Stunde hatte die Rose-Elf endgültig alle Trümpfe in der Hand. Dortmund hing förmlich in den Seilen. Jedoch konnte der heimische Tabellenführer seine rollenden Angriffe über die Seiten nicht konsequent genug zu Ende spielen. Auf der anderen Seite konnte Alexander Walke einen Kopfball von BVB-Kapitän Marcel Schmelzer (65.) festhalten. Für Hwang, der nach einer Gelben Karte im nächsten Spiel gesperrt ist, kam Fredrik Gulbrandsen in die Partie.

Szene aus dem Spiel Salzburg - Dortmund

ORF.at/Christian Öser

Einmal mehr kamen die Fans der Salzburger voll auf ihre Kosten, auch wenn diesmal keine Tore fielen

Dortmund kommt auf, Salzburg wankt nur kurz

Das Salzburg keine Sekunde nachlassen durfte, zeigte Goalie Walke, als er in der 70. Minute gerade noch mit dem Knie gegen den plötzlich durchbrechenden Isak abwehrte. Auch in der 72. Minute kam Gefahr auf, als Dortmund innerhalb kurzer Zeit dreimal gefährlich auf das Salzburger Tor schoss. Einmal konnte Stefan Lainer gerade noch vor der Linie mit dem angelegten Arm abwehren. Es war der Auftakt zu einer heißen Schlussphase.

In der 79. Minute bekam dann Schlager seinen verdienten Abgangsapplaus, für ihn durfte Hannes Wolf ins Spiel. In dieser Verfassung ist der 20-jährige Mittelfeldmotor auch für das ÖFB-Team eine absolute Verstärkung. Teamchef Franco Foda hat den starken Auftritt Schlagers auf der Tribüne in Salzburg wohl mit großer Zufriedenheit beobachtet.

„Oh, wie ist das schön“

Ein blitzschneller Konter in der Nachspielzeit, als Dabbur nach Gulbrandsen-Zuspiel den Ball an die Latte knallte, hätte noch das belohnende 1:0 bedeuten können, doch das war an diesem Abend schon egal. Einer der größten Triumphe im heimischen Fußball war Realität und die eine Million Euro Aufstiegsprämie in dem kollektiven Freudentaumel nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Oh, wie ist das schön“ tönte es im ausverkauften Stadion in den Nachthimmel über Salzburg.

Europa League, Achtelfinal-Rückspiel

Donnerstag:

Red Bull Salzburg - Borussia Dortmund 0:0

Wals-Siezenheim, 29.520 Zuschauer, SR Bastien (FRA)

Salzburg: Walke - Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer - Samassekou - Haidara (82./Yabo), Schlager (79./Wolf), Berisha - Hwang (66./Gulbrandsen), Dabbur

Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Zagadou, Schmelzer - Castro (62./Guerreiro), Dahoud - Reus (46./Isak), Götze (46./Philipp), Schürrle - Batshuayi

Gelbe Karten: Hwang (im Viertelfinal-Hinspiel gesperrt), Berisha, Ulmer, Samassekou bzw. Sokratis, Zagadou

Hinspiel 2:1 - Salzburg mit dem Gesamtscore von 2:1 im Viertelfinale

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