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Chef und Generalsekretärin in Bedrängnis

Gegen den Norweger Anders Besseberg, Präsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU), und seine deutsche Generalsekretärin Nicole Resch läuft ein Ermittlungsverfahren. Laut einer IBU-Mitteilung vom Mittwoch war dieses der Auslöser für die Hausdurchsuchungen am Dienstag am IBU-Sitz in Salzburg.

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Resch habe bereits eine Freistellung von ihren Tätigkeiten beantragt. Die IBU werde bei den Untersuchungen voll kooperieren, man nehme die Causa „extrem ernst“, hieß es weiter. Der deutsche Exekutivdirektor Martin Kuchenmeister werde vorerst interimistisch als Generalsekretär fungieren.

Anders Besseberg

APA/AP/Lee Jin-man

Gegen IBU-Präsident Anders Besseberg und seine Generalsekretärin Nicole Resch gibt es laufende Ermittlungen

Besseberg legt Präsidentschaft vorerst zurück

Besseberg, der seit 1992 IBU-Chef ist und schon vor der Causa seinen Rückzug in diesem Jahr angekündigt hatte, wird seine Präsidentschaft bis zum Ende der Ermittlungen zurücklegen. „Ich glaube, dass das der richtige Schritt ist“, sagte der 72-Jährige in einem Statement gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

„Die Ermittlungen beziehen sich auf einige Dopingbelange, die wir nicht nachverfolgt haben wegen verdächtiger Blutproben und Ähnlichem“, so der Norweger. Laut Besseberg wird der IBU-Vorstand eine baldige Telefonkonferenz ohne seine Beteiligung machen.

Razzia bei IBU wegen Dopingverdacht

Der Biathlon-Weltverband (IBU) steht im Visier der Ermittler. Auslöser für die Hausdurchsuchung am Dienstag dürfte ein Anti-Doping-Vergehen sein.

Ermittlungen wegen Dopings und Korruption

Das Bundeskriminalamt (BK) hatte am Dienstag den Sitz des Weltverbandes in Salzburg durchsucht. Laut BK geschah das auf Anordnung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Wien.

Die WKStA erklärte am Donnerstag in einer Aussendung, gegen IBU-Funktionäre sowie Betreuer und Sportler des russischen Biathlonteams ein „Ermittlungsverfahren wegen der Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings, schweren Betruges im Zusammenhang mit Doping und der Geschenkannahme von Bediensteten“ zu führen.

Der Tatzeitraum betrifft demnach vornehmlich die Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen, die „Korruptionsvorwürfe“ reichen sogar bis 2012 zurück. Weiters gab die WKStA bekannt, dass in diesem Zusammenhang außer in Salzburg auch noch Durchsuchungen in Deutschland und Norwegen stattgefunden haben.

Kritik wegen Linie im Anti-Doping-Kampf

Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) Austria bestätigte am Mittwoch, dass sie in engem Austausch mit der WKStA, dem BK und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) stehe. Aufgrund dieser Auskunft kann davon ausgegangen werden, dass es sich um strafrechtliche Ermittlungen im Zusammenhang mit Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln handelt.

Die IBU war in der jüngsten Vergangenheit für ihre zu lasche Vorgehensweise im Anti-Doping-Kampf heftig in die Kritik geraten. So boykottierten zahlreiche Nationen zuletzt etwa das Weltcup-Finale, das die IBU trotz des russischen Dopingskandals im sibirischen Tjumen veranstaltete.

Interessant ist, dass die Hausdurchsuchungen ausgerechnet am „WADA Play True Day“ durchgeführt wurden, für den auch die IBU auf ihre Website Werbung gemacht hatte. Mit diesem Tag will die WADA unter Sportlern und in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für den Kampf gegen Doping schärfen und den sauberen Sport fördern.

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