Drei Sekunden unter dem Limit
Peter Herzog hat am Sonntag aus österreichischer Sicht für das Highlight beim 35. Vienna City Marathon gesorgt. Der 30-Jährige absolvierte die 42,195 km durch Wien in 2:16:57 Stunden und blieb drei Sekunden unter dem EM-Limit für Berlin. Herzog verbesserte seine persönliche Bestzeit um 40 Sekunden und sorgte als Zehnter für den ersten rot-weiß-roten Top-Ten-Platz seit Günther Weidlinger, der im Jahr 2009 Neunter geworden war.
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Den Überraschungssieg bei den Herren holte sich bei sommerlichen Temperaturen der Marokkaner Salaheddine Bounasser. Der 27-Jährige lief nach 2:09:29 Stunden ins Ziel vor dem Burgtheater. Auf Platz zwei landete wie 2017 der Kenianer Ishmael Bushendich (2:10:03), Dritter wurde dessen Landsmann Samwel Maswai (2:11:08). Weltrekordler Dennis Kimetto aus Kenia stieg bei seinem Comeback bereits nach der halben Distanz aus.

APA/AP/Ronald Zak
Salaheddine Bounasser überquerte erschöpft, aber glücklich als Erster die Ziellinie
Bei den Damen konnte die Kenianerin Nancy Kiprop ihren Vorjahressieg erfolgreich verteidigen. Die 38-Jährige verpasste in inoffiziellen 2:24:18 Stunden allerdings den angepeilten Streckenrekord der Italienerin Maura Viceconte von 2:23:47 (2010). Kiprop verbesserte aber knapp ihre persönliche Bestleistung von 2:24:20, die sie 2017 beim VCM gelaufen war. Beste Österreicherin wurde Eva Wutti, die mit 2:37:59 Stunden Rang sieben belegte.
Heroische Leistung von Herzog
Ihr Landsmann Herzog lieferte indes einen heroischen Kampf um das EM-Limit. Der 30-jährige Quereinsteiger, der im Skigymnasium Saalfelden Biathlon-Trainer ist, trotzte den Temperaturen und einigen Problemen. „Es ist Wahnsinn. Das Wetter war so heiß, und die Stimmung war heiß. Ohne die sensationelle Stimmung hätte ich es nicht geschafft. Das macht einen Marathon einfach speziell. Das Publikum und mein Trainer haben mich gepusht. Ich habe die Zeit gar nicht mehr mitbekommen“, sagte Herzog im ORF-Interview.
Bis Kilometer 25 war noch alles im Lot, danach stellten sich die Qualen ein. „Ich habe begonnen zu überhitzen. Bei Kilometer 30 habe ich in der Linkskurve zum Stadion einen Schlag bekommen. Dann habe ich auch noch Atemprobleme bekommen und bin fast zum Stillstand gekommen. Ich habe nur noch gehechelt. Mein Kilometerschnitt ist nach oben gegangen. Ich wusste gar nicht, ob ich es ins Ziel schaffe. Dann habe ich wieder meinen Rhythmus gefunden und mich ins Ziel gekämpft. Da muss man mental sehr stark sein, das ist eine große Stärke von mir“, sagte Herzog.

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Peter Herzog ließ nach der Ankunft im Ziel seinen Emotionen freien Lauf
Bounasser setzt sich bei Kilometer 39 ab
Während der Österreicher von Beginn an sein eigenes Tempo wählte, bildete sich nach dem Start bei bereits 19 Grad auf der Reichsbrücke schnell eine Spitzengruppe von neun Läufern, die aber nach und nach schrumpfte. Eine erste negative Überraschung gab es dann kurz nach Halbzeit des Rennens. Kimetto musste abreißen lassen und stieg nach 1:20 Stunden mit muskulären Problemen in der linke Wade aus. Damit blieb es dabei, dass Kimetto seit seinem Weltrekord 2014 (2:02:57) nur noch zwei Marathons ins Ziel brachte.
Auf dem Weg Richtung Lusthaus setzten sich dann Bounasser und Bushendich ab. Das Duo lief etwa 20 Minuten Seite an Seite, ehe dem Kenianer am Ende wie im vorigen Jahr nur der zweite Platz blieb. Bounasser setzte die entscheidende Attacke bei Kilometer 39 auf der Ringstraße und lief einem ungefährdeten Sieg entgegen.
Beim ersten marokkanischen Triumph seit Lahoucine Mrikik im Jahr 2006 erzielte Bounasser eine persönliche Bestzeit. Auf den im Jahr 2014 vom Äthiopier Getu Feleke aufgestellten Streckenrekord fehlten dem 27-Jährigen aber 3:48 Minuten. „Ich war zuversichtlich, dass ich gewinnen kann. Ab Kilometer 38 war ich mir sicher“, sagte der Marokkaner, dessen Rekord bei 2:10:04 Stunden gestanden war.
Hitze kostet Kiprop den Streckenrekord
Ambitioniert ging das Elitefeld der Damen die 42,195 km an. Die Durchgangszeit bei zehn Kilometern von 33:54 Minuten ließ auf eine Endzeit von 2:22 Stunden schließen. Das Trio mit Kiprop, ihrer kenianische Landsfrau Celestine Chepchirchir sowie der Äthiopierin Fatuma Sado ging in vielversprechenden 1:11:47 Stunden bei der Halbmarathondistanz durch.
Die 38-Jährige schüttelte nach und nach alle Konkurrentinnen ab und setzte die entscheidende Attacke bei Kilometer 30. Auf der Ringstraße ließen aber auch bei Kiprop die Kräfte nach, am Ende fehlten ihr 33 Sekunden auf die VCM-Bestmarke. „Ich bin froh, in Wien wieder gewonnen zu haben. Ich wollte natürlich auf den Streckenrekord losgehen. Das Wetter hat mich dabei nicht unterstützt. Ich war lange unter dem Rekord, aber ab Kilometer 38 war es dann einfach zu heiß. Da konnte ich die Zeit nicht mehr halten“, erklärte die Kenianerin.
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