Einige nutzten EM als Sprungbrett
Die Europameisterschaft 2008 im eigenen Land hat zumindest im aktuellen Kader der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft kaum Spuren hinterlassen. Als einziger Akteur aus dem damaligen 23-Mann-Aufgebot trägt zehn Jahre später mit Sebastian Prödl nur noch der damals jüngste Spieler weiter den rot-weiß-roten Teamdress. Was aus den übrigen Spielern wurde, zeigt ein ORF.at-Überblick.
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Der EM-Traum platzte für einige schon vor dem ersten Anstoß. „Ich habe vielleicht nicht die besten Spieler Österreichs nominiert, aber mich bemüht, die Richtigen auszuwählen“, sagte Teamchef Josef Hickersberger damals. Im Kampf um das Einserleiberl setzte sich Jürgen Macho gegen Alexander Manninger und Ramazan Özcan durch. Macho, damals bei AEK unter Vertrag, bestritt alle drei EM-Spiele. Nach einer weiteren verpatzten Saison in Griechenland wechselte er 2009 zum LASK und ein Jahr später zu Panionios Athen. Seine Karriere beendete er nach einer schweren Verletzung 2012 bei der Admira.

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EM-Einsergoalie Macho ist beim ältesten Fußballclub Österreichs als Tormanntrainer aktiv
Aktuell steht der mittlerweile 40-Jährige bei der Vienna unter Vertrag und fungiert dort als Tormanntrainer und Assistent von Markus Katzer, der ebenso wie Jürgen Patocka 2008 zwar den Sprung in den EM-Kader geschafft hatte, allerdings zu keinem Einsatz kam. Manninger war bis 2017 hinter Simon Mignolet und Loris Karius dritter Goalie bei Liverpool und erklärte im Vorjahr nach 22 Jahren im Profigeschäft im Alter von 40 Jahren seinen Rücktritt. Özcan (33) ist aktuell Ersatzkeeper bei Bayer Leverkusen.
Wandervogel Pogatetz zurück in Österreich
In der Defensive in allen drei Spielen gesetzt waren Martin Stranzl und Emanuel Pogatetz. Stranzl (37) spielte während der Heim-EM bei Spartak Moskau, beendete 2009 nach Differenzen mit Teamchef Dietmar Constantini seine Teamkarriere und wechselte 2010 zu Borussia Mönchengladbach. Nach mehreren Verletzungen erklärte er 2016 seinen Rücktritt, blieb den „Fohlen“ als U19-Trainer aber noch ein Jahr erhalten. Der damalige Middlesbrough-Legionär Pogatetz (35) ist indes weiterhin aktiv und spielt nach sechs Zwischenstationen mittlerweile beim LASK.

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Pogatetz landete nach mehreren Zwischenstationen beim LASK in der Bundesliga
Christian Fuchs (32), der im Sommer 2008 von Mattersburg zu Bochum wechselte, kam bei der EM erst im Entscheidungsspiel gegen Deutschland erstmals zum Einsatz. Über Bochum, Mainz und Schalke führte ihn sein Weg 2015 zu Leicester City, mit denen er 2016 sensationell englischer Meister wurde. Ronald Gercaliu (32), der nur beim Auftakt gegen Kroatien 69 Minuten im Einsatz war, landete über die Austria, Wr. Neustadt, Ingolstadt, Lodz, Erzgebirge Aue, Cluj, Altach und Tirana in die Regionalliga West beim SC Schwaz.
Garics noch in italienischer Serie D aktiv
Napoli-Legionär György Garics, der gegen Polen und Deutschland mit anpacken durfte, wechselte nach der EM zu Atalanta Bergamo und danach zum FC Bologna. Zum Abschluss seiner Profikarriere stattete er in der Saison 20015/16 noch Darmstadt einen Besuch ab, verkündete nach einer vereinslosen Saison im Vorjahr aber seinen Rücktritt. Dem italienischen Fußball blieb er jedoch treu, aktuell verstärkt der 34-Jährige in der Serie D den Amateurclub Imolese Calcio. Martin Hiden (45), gegen Deutschland in der Startelf, landete nach einem Wechselspiel zwischen Rapid und dem SK Kärnten zu den Red Bull Juniors. Dort wechselte er auf die Trainerbank, die für ihn zurzeit bei den Admira-Amateuren steht.

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Ivanschitz konnte das ÖFB-Team bei der Heim-EM nicht ins Viertelfinale führen
Andreas Ivanschitz, der das ÖFB-Team als 24-Jähriger als Kapitän anführte, lief damals für Panathinaikos Athen auf. Nach einem Gastspiel beim FSV Mainz versuchte Ivanschitz sein Glück bei Levante UD und den Seattle Sounders. Seit Jänner 2017 steht er bei Viktoria Pilsen unter Vertrag, spielte für den tschechischen Meister in der abgelaufenen Saison allerdings nur achtmal. Rene Aufhauser (41), ebenfalls Fixstarter bei der EM, blieb seinem Stammclub Salzburg bis auf einen Ausflug zum LASK treu und fungiert seit 2016 als Kotrainer bei den „Bullen“. Unter ihm spielt unter anderen Christoph Leitgeb (33), der 2008 gegen Polen und Deutschland zum Einsatz kam.
Langer Leidensweg von Korkmaz
Ümit Korkmaz (32) schaffte erst spät den Sprung in Hickersbergers Kader, kam dann aber in allen drei Spielen zum Einsatz. Dank starker Leistungen bei Rapid hatte sich Eintracht Frankfurt schon vor der EM die Dienste des 22-Jährigen gesichert. Dort zog er sich beim ersten Training einen Bruch des Mittelfußknochens zu und wurde im Herbst ein zweites Mal durch eine schwere Fußverletzung zurückgeworfen. 2011 wechselte er nach Bochum, danach nach Ingolstadt. Nach Stopps bei Caykur Rizespor und SKN St. Pölten ist Korkmaz Kapitän bei Ostligist Karabakh Wien.

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Vastic traf 2008 als einziger Österreicher und ist noch immer der älteste EM-Torschütze der Geschichte
Jürgen Säumel (33), der ebenfalls in allen drei EM-Spielen zum Einsatz kam, ging unmittelbar nach der EM von Sturm zum FC Turin. Über Brescia Calcio und Duisburg kehrte er 2011 nach Graz zurück. Nach einem Gastspiel bei Wiener Neustadt beendete er 2017 bei Wacker Innsbruck seine Karriere und arbeitet nun als Trainer im LAZ Judenburg. Joachim Standfest (38), der nur beim Auftakt gegen Kroatien spielte, ist mittlerweile Assistent von Sturm-Coach Heiko Vogel. Österreichs einziger Torschütze bei der EM 2008, Ivica Vastic, zog ein Jahr später beim LASK mit 39 einen Schlussstrich und betreut seit 2018 die U16-Mannschaft der Austria.
Vom Offensivquartett spielen noch drei
Vom Offensivquartett Martin Harnik (30), Erwin Hoffer (31), Roman Kienast (34) und Roland Linz (36) sind noch drei Spieler aktiv. Harnik, der im Herbst 2017 seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärte, kehrt in der neuen Saison von Hannover wieder zu Werder Bremen zurück. Hoffer probierte es nach einem unglücklichen Gastspiel beim SSC Napoli zunächst bei Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt, ehe er über Düsseldorf und Karlsruhe in der zweiten belgischen Liga bei Beerschot Wilrijk landete.
Roman Kienast, wie Harnik in allen drei Gruppenspielen im Einsatz, kehrte nach der EM nach einem kurzen Intermezzo bei Helsingborgs IF zum norwegischen Club Ham-Kam zurück. Über Sturm Graz, die Austria und abermals Sturm kam er zum FC Wil in die Schweiz. Im Februar kehrte er nach Österreich zurück und kam beim Zweitligisten Wiener Neustadt unter. Roland Linz versuchte sein Glück nach seinem Gastspiel in Braga unter anderem auch noch in der Schweiz (Grasshoppers), in der Türkei (Gaziantepspor) und in Thailand (Muangthong United). 2014 verabschiedete er sich vom Fußball und ist nun bei einer Immobilienfirma von Skender Fani tätig.
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