3:2 lässt Österreich jubeln
Am Donnerstag jährt sich zum 40. Mal ein eigentlich „wertloser“ Sieg der österreichischen Nationalmannschaft, der aber Eingang in die heimische Sportgeschichte gefunden hat. Das ÖFB-Team besiegte bei der WM 1978 in Cordoba Deutschland mit 3:2, was nichts am Ausscheiden aus dem Turnier änderte - und dennoch wurden Hans Krankl und Co. zu Volkshelden.
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Das lag vor allem daran, dass man dem großen Nachbarn endlich wieder ein Bein stellen konnte. Sporthistoriker sprachen im Rückblick sogar von einem identitätsstiftenden Akt für Österreich als Nation. Vor Cordoba hatte das ÖFB-Team gegen Deutschland seit dem „Wunderteam“ 1931 in zwölf Versuchen nicht mehr gewonnen, es hatte bittere Niederlagen wie das 2:3 im Spiel um Platz drei bei der WM 1934 und das 1:6 im Semifinale der WM 1954 gesetzt.
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Hans Krankl (l.) - hier noch glücklos - setzte sich später mit seinen zwei Toren ein sportliches Denkmal
Zumindest eine kleine Revanche dafür gelang 1978. Die WM in Argentinien wurde in zwei Gruppenphasen ausgetragen, wobei Österreich die erste Phase nach Siegen über Spanien und Schweden sowie einer Niederlage gegen Brasilien als Tabellenerster von Pool drei überstand. Deutschland kam als Zweiter von Pool zwei in die Gruppe A der zweiten Finalrunde, in der neben Österreich auch die Niederlande und Italien als Gegner warteten.
Österreich schon vor dem Spiel aus dem Rennen
Für die Österreicher begann die Finalrunde mit einem 1:5 gegen die von Ernst Happel betreute „Oranje“ und einem 0:1 gegen Italien. Deutschland wiederum holte gegen Italien ein 0:0 und gegen die Niederlande ein 2:2. Dadurch war Österreich schon vor der Partie in Cordoba fix aus dem Rennen um Rang eins, der die Finalteilnahme ermöglicht hätte. Auch Rang zwei - gleichbedeutend mit einem Antreten im Spiel um Platz drei - war definitiv außer Reichweite.
Die Deutschen hingegen durften noch hoffen. Bei einem Sieg mit fünf Toren Unterschied sowie einem Remis zwischen Italien und den Niederlanden wäre man ins Endspiel eingezogen. Da das gleichzeitig ausgetragene Parallelmatch mit einem 2:1 für die Niederlande endete, hätte dem DFB-Team ein 2:2 gegen Österreich noch für die Partie um WM-Bronze gereicht.
Planmäßiger Beginn
Zunächst sah es danach aus, als könnten die Deutschen sogar den notwendigen Kantersieg einfahren. Karl-Heinz Rummenigge stellte bereits in der 19. Minute nach sehenswertem Zusammenspiel mit Dieter Müller auf 1:0.
Doch dann wurde Österreich stärker. In der 59. Minute verfehlte Goalie Sepp Maier eine Flanke von Edi Krieger, und vom Knie des überraschten Berti Vogts sprang der Ball ins eigene Tor. Danach folgte der erste große Krankl-Auftritt. Der damalige europäische Torjäger des Jahres nahm im Strafraum eine Flanke von Heinrich Strasser an und schoss den Ball volley ins lange Kreuzeck (66.).
Krankl macht den Unterschied
Deutschland schöpfte durch einen Kopfballtreffer von Bernd Hölzenbein nach einer Freistoßflanke von Rainer Bonhof (68.) noch einmal Zuversicht, ehe Krankl in der 88. Minute ein zweites Mal zuschlug: Robert Sara schlug einen weiten Ball nach vorne, Rolf Rüssmann verschätzte sich und wurde vom späteren „Goleador“ ebenso düpiert wie Manfred Kaltz.
Krankl schob den Ball unter Maier zum 3:2 ins Netz, und der Rest ist Geschichte - samt Edi Fingers „I wer’ narrisch“-Radiokommentar. Österreich hatte den großen Rivalen und amtierenden Weltmeister ausgeschaltet. Das Video des Siegestreffers inklusive des legendären Kommentars ist auch heutzutage noch ein Internethit.
Nicht mehr alle Cordoba-Helden am Leben
40 Jahre danach wurden die damaligen Kaderspieler in der Hofburg von Bundespräsident Alexander Van der Bellen geehrt. Der Cordoba-Teamchef kann nicht mehr dabei sein: Helmut Senekowitsch, für den der Triumph über Deutschland das letzte Länderspiel als Coach war, verstarb am 9. September 2007. Vom 1978er-Kader sind auch Bruno Pezzey (gestorben am 31. Dezember 1994), Günther Happich (16. Oktober 1995) und Peter Persidis (21. Jänner 2009) nicht mehr am Leben.
An den ehemaligen Teamchef-Assistenten erinnert im 21. Wiener Gemeindebezirk der Persidisweg. Ebenfalls in Floridsdorf zu finden ist der Cordobaplatz, der an die Edi-Finger-Straße grenzt. Die Senekowitschgasse ist im 22. Bezirk angesiedelt.
Fußball-WM 1978 in Argentinien
Zweite Finalrunde, Gruppe A:
Österreich - Deutschland 3:2 (0:1)
Cordoba, 38.318 Zuschauer, SR Klein (ISR)
Tore: Vogts (59./Eigentor), Krankl (66., 88.) bzw. Rummenigge (19.), Hölzenbein (67.)
Österreich: Koncilia - Sara, Obermayer, Pezzey, Strasser - Hickersberger, Prohaska, Kreuz, Krieger - Schachner (71./Oberacher), Krankl
Deutschland: Maier - Vogts, Dietz, Bonhof, Kaltz - Rüssmann, Abramczik, Beer (46./H. Müller) - D. Müller (69./K. Fischer), Hölzenbein, K. H. Rummenigge
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