Von Platz 14 zum Triumph
Lewis Hamilton hat sich mit einer tollen Aufholjagd und etwas Glück am Sonntag den Sieg beim Grand Prix von Deutschland geholt. Der Weltmeister setzte sich in einem abwechslungsreichen Rennen auf dem Hockenheimring vor seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen im Ferrari durch.
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Ferrari-Star Sebastian Vettel rutschte in Führung liegend bei einsetzendem Regen von der Strecke und vergab damit nicht nur die Chance auf den ersten Sieg auf dem Hockenheimring, sondern musste auch die WM-Führung wieder an Hamilton abgeben. Der Deutsche, vor seinem Heimrennen noch acht Punkte vor dem Mercedes-Star, liegt nun 17 Zähler zurück.
Hamilton muss kurz zittern
Hamilton musste allerdings wegen eines verbotenen Manövers in der Safety-Car-Phase noch um seinen Erfolg zittern, letztlich kam Hamilton aber mit einer Verwarnung davon. Der Engländer war in der Safety-Car-Phase in die Boxengasse abgebogen und dann über die Linien und einen Grünstreifen zurück auf die Strecke gefahren.
Schon bei einer möglichen Fünfsekundenstrafe wäre er vom ersten auf den zweiten Platz hinter Bottas gefallen. Die zuständigen Kommissare erkannten am Sonntagabend den Regelverstoß an. Sie betonten in der Urteilsbegründung fast drei Stunden nach dem Rennende, dass Hamilton niemanden gefährdet habe. Zudem hätten er und das Team den Fehler in der hektischen Schlussphase offen zugegeben.
Hamilton siegt nach Vettel-Out
Nach seinem Desaster im Qualifying gewinnt Lewis Hamilton das Rennen in Hockenheim dank einer furiosen Aufholjagd. Ein folgenschwerer Fehler Sebastian Vettels hilft dem Engländer dabei.
Erster Mercedes-Doppelsieg in Deutschland
Es war der 80. GP-Sieg für Mercedes und ein ganz besonderer für Hamilton. Der Brite war nach einem Technikproblem im Qualifying nur als 14. gestartet, als Ziel hatte sein Team Platz fünf angegeben. Am Ende wurde es aber sein vierter Saisonsieg und der 66. seiner Karriere. Mercedes durfte sich zudem über den ersten Doppelsieg in Deutschland freuen.
„Es war sehr schwierig, aber du musst immer daran glauben. Ich habe vor dem Rennstart lange gebetet, das Team hat einen super Job gemacht“, sagte Hamilton unmittelbar nach dem Rennen. „Das Auto war fantastisch. Ich habe daran geglaubt und alles gegeben. Die Bedingungen waren schlussendlich perfekt für uns. Ich bin sehr dankbar für das Team, alle haben so hart gearbeitet und an mich geglaubt.“
Reuters/Wolfgang Rattay
Bei der Siegerehrung öffnete der Himmel endgültig seine Schleusen
Quartett zieht auf und davon
Beim Start gab es keine Probleme, Vettel verteidigte die Pole vor Bottas, dahinter machte Max Verstappen im Red Bull aber gleich einmal kurz Druck auf Räikkönen. Nach drei Runden hatte sich dieses Quartett schon ein bisschen Vorsprung verschafft, Hamilton war da immerhin schon Elfter und schob sich wenig später auch in die Punkteränge. Der aus der letzten Reihe und als einziger Fahrer mit Medium-Reifen gestartete Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo machte ebenfalls einige Plätze gut, blieb dann aber - auch wegen der langsameren Reifen - im Verkehr stecken.
Nach zehn der 67 Runde lag Vettel schon fast vier Sekunden vor Bottas, der weiter knapp vor Räikkönen und Verstappen fuhr. Hamilton hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf Rang sechs nach vorne geschoben, die Konkurrenz im Mittelfeld hatte dem Mercedes offenbar nur wenig entgegenzusetzen.
Früher Reifenwechsel bei Räikkönen
Wenig später holte sich Räikkönen als erster Fahrer neue Reifen ab und kam nach einem nicht ganz perfekten Stopp knapp vor Hamilton als Vierter wieder zurück auf die Strecke. Der Finne war danach aber der Schnellste und konnte die Aufholjagd des Weltmeister nach dessen Fahrt durch das halbe Feld vorerst stoppen. In Runde 20 hatte es dann auch Ricciardo in die Top Ten geschafft. Vettel wechselte in Runde 26 die Reifen und setzte sich seinerseits direkt vor Hamilton.
Fünfkampf um die Podestplätze
Damit schienen die Podestplätze für die aktuellen Top Fünf bereits reserviert zu sein, der sechstplatzierte Ricciardo hatte schon fast 40 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Wenige Minuten später musste der Australier seinen Red Bull zudem mit Motorproblemen neben der Strecke abstellen.
Bei Mercedes und Red Bull holten sich Bottas und Verstappen den zweiten Reifensatz ab, vorne war damit nur noch Hamilton nicht an der Box gewesen. Räikkönen meldete unterdessen Blasenbildung an seinen Reifen.
Vettel wird sauer
Das merkte offenbar auch Vettel, denn er beschwerte sich über Funk, dass er als schnellerer Fahrer hinter seinem führenden Teamkollegen herfahren müsse und seine Reifen zusätzlich beschädigt würden. In Runde 39 machte man dem Finnen dann von der Box aus klar, dass er seinerseits die Pneus schonen müsse - wenige Sekunden später lag Vettel wieder an der Spitze des Feldes und setzte sich auch gleich von seinem Teamkollegen ab.
Dahinter gab es eine ähnliche Situation bei Mercedes, Bottas machte Druck auf den drittplatzierten Hamilton, dessen Reifen nun schon deutlich abbauten. Der Weltmeister setzte überraschend auf Risiko und ließ trotz einer aktuellen Regenwarnung die Qualifying-Reifen aufziehen. Allerdings war das in diesem Moment offenbar nicht unbedingt die beste Entscheidung, denn die Strecke war stellenweise eben doch nass. Räikkönen rutschte von der Strecke und verlor Platz zwei an Bottas.
Regen sorgt für Abwechslung
Vor Rennbeginn war die Regenwahrscheinlichkeit mit 60 Prozent angegeben worden, einige Teams holten sich nach zwei Dritteln des Rennens sicherheitshalber Regenreifen ab - um sie wenig später wieder zurückzugeben. Red Bull entschied sich bei dem als Fünfter einsam seine Runden drehenden Verstappen für Intermediums, steckte aber ebenfalls wenig später auf Soft zurück.
Reuters/Ralph Orlowski
Für Lokalmatador Vettel endete das Rennen gar nicht nach Wunsch.
In Runde 52 erwischte es dann bei äußerst heiklen Streckenbedingungen den Leader: Vettel krachte direkt vor den Ferrari-Fans in die Mauer und musste den Traum vom ersten Sieg in Hockenheim erneut begraben. „Ich war einfach ein bisschen zu spät auf der Bremse, die Reifen waren auch nicht frisch und sehr kalt“, erklärte Vettel im ORF-Interview. „Man ist da immer am Austesten, wie nass ist es wirklich noch. Ich war einfach einen Ticken zu spät. Ich habe es relativ unspektakulär aus der Hand gegeben. Im Sandkasten war ich früher gerne, heute nicht mehr.“
Hamilton übernimmt das Kommando
Damit gab es eine Saftey-Car-Phase und die Führung für Räikkönen vor Hamilton und Bottas. Nach einem weiteren Reifenwechsel bei Räikkönen lag plötzlich das Mercedes-Duo an der Spitze. Zehn Runden vor Ende des Rennens kam das Safety-Car wieder herein, und die Jagd ging wieder los.
Das beherzige vor allem Bottas, der den Weltmeister gleich ordentlich bedrängte und Teamchef Toto Wolff zum Schwitzen brachte. Doch Hamilton konnte den Angriff seines Teamkollegen abwehren und zog nach mehreren schnellsten Runde auf und davon.
GP von Deutschland in Hockenheim
1. |
Lewis Hamilton |
GBR |
Mercedes |
1:32:29,845 |
|
2. |
Valtteri Bottas |
FIN |
Mercedes |
+ 4,535 |
|
3. |
Kimi Räikkönen |
FIN |
Ferrari |
6,732 |
|
4. |
Max Verstappen |
NED |
Red Bull |
7,654 |
|
5. |
Nico Hülkenberg |
GER |
Renault |
26,609 |
|
6. |
Romain Grosjean |
FRA |
Haas |
28,871 |
|
7. |
Sergio Perez |
MEX |
Force India |
30,556 |
|
8. |
Esteban Ocon |
FRA |
Force India |
31,750 |
|
9. |
Marcus Ericsson |
SWE |
Sauber |
32,362 |
|
10. |
Brendon Hartley |
NZL |
Toro Rosso |
34,197 |
|
11. |
Kevin Magnussen |
DEN |
Haas |
34,919 |
|
12. |
Carlos Sainz |
ESP |
Renault |
43,069 |
|
13. |
Stoffel Vandoorne |
BEL |
McLaren |
46,617 |
|
14. |
Pierre Gasly |
FRA |
Toro Rosso |
1 Runde |
|
15. |
Charles Leclerc |
MON |
Sauber |
1 Runde |
|
16. |
Fernando Alonso |
ESP |
McLaren |
1 Runde |
|
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