Frühe Ernüchterung beim Mitfavoriten
Ramazan Özcan hat seinen Mitspielern ordentlich ins Gewissen geredet, und an der Gerüchtebörse wird schon ein möglicher neuer Trainer gehandelt: Beim vermeintlichen Mitfavoriten Bayer Leverkusen ist die Stimmung nach dem Fehlstart in der deutschen Bundesliga schon gehörig angespannt.
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Während in der BayArena erste Gerüchte über Ralph Hasenhüttl als möglichen Nachfolger des allerdings noch nicht ernsthaft wackelnden Bayer-Trainers Heiko Herrlich die Runde machten, redete sich Özcan - Spitzname „Rambo“ - ordentlich den Frust von der Seele.
„Mir fehlen die Besessenheit, die Gier und die Galligkeit, jeden Zweikampf gewinnen zu wollen“, schimpfte der ehemalige ÖFB-Teamspieler nach der 1:3-Heimniederlage gegen Wolfsburg: „Jeder darf Fehler machen, ich schau beim 1:1 auch nicht gut aus. Aber ich will, dass wir uns den Hintern aufreißen.“
Hoffen auf Besserung nach Länderspielpause
Nach dem Fehlstart mit null Punkten aus zwei Spielen besteht wegen der nun folgenden Länderspielpause die Möglichkeit zur Wiedergutmachung erst in zwei Wochen - und dann wartet ausgerechnet Meister Bayern München. „Leider fahren jetzt drei Viertel der Mannschaft zu ihrer Nationalmannschaft“, sagte Özcan: „Ich hoffe, sie kommen mit ein bisschen mehr Spannung im Gepäck zurück.“

Reuters/Wolfgang Rattay
Auch Leverkusen-Kapitän Bender sieht Verbesserungsbedarf
Aus Özcan, der mit einem Eigentor zum 1:1 selbst unglücklich die Wende einleitete, sprach der Frust, als etatmäßiger Ersatztorhüter nach der Rückkehr von Luka Hradecky bald wieder auf die Bank zu müssen. Seiner Aussage stimmten aber alle im Team zu. Kapitän Lars Bender erkannte, „dass wir nicht hart genug gearbeitet haben, um zu gewinnen“. Kai Havertz, der in der kommenden Woche vor seinem Länderspieldebüt steht, analysierte: „Uns fehlt ein bisschen die Erwachsenheit. Wir wollen es immer mit Ballbesitzfußball lösen. Da haben wir noch viel Nachholbedarf.“
Wegweisender September
All das müsste eigentlich den Trainer ins Zentrum der Kritik rücken. Doch noch genießt Herrlich den Bonus, im vergangenen Jahr aus einer verunsicherten Mannschaft jenes Team geformt zu haben, das sein Hoffenheimer Kollege Julian Nagelsmann als Meister tippte. Der neue Geschäftsführer Fernando Carro hatte ihn unter der Woche bei der Verabschiedung von Vorgänger Michael Schade aber schon freundlich darauf hingewiesen, dass Punkte seine Währung seien. Der September, der für Bayer auch den Auftakt in der Europa League und Westduelle in Düsseldorf und gegen Dortmund vorsieht, könnte für den Trainer also wegweisend werden.
Zunächst geht es in zwei Wochen gegen die Bayern, die mit David Alaba beim 3:0 in Stuttgart ihren zweiten Sieg im zweiten Ligamatch feierten. Weniger Grund zur Zufriedenheit hatte Trainer Adi Hütter nach dem Heim-1:2 seiner Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen. Immerhin stemmten sich die Hessen trotz langer numerischer Unterlegenheit vehement gegen die Niederlage. „Die Mannschaft hat 60 Minuten lang heroisch in Unterzahl gekämpft. Ihr Wille hat mir imponiert“, sagte der Vorarlberger Coach.
Deutsche Bundesliga, zweite Runde:
Sonntag:
Leipzig - Düsseldorf 1:1 (0:0)
Tore: Augustin (68.) bzw. Zimmermann (47.)
Leipzig: Ilsanker spielte durch, Sabitzer ab 54. Minute, Laimer auf der Bank; Düsseldorf: Stöger ab 80. Minute
Schalke - Hertha BSC 0:2 (0:1)
Tore: Duda (15., 96.)
Schalke: Burgstaller ab 57. Minute, Schöpf auf der Bank; Hertha: Lazaro spielte durch
Samstag:
Stuttgart - Bayern München 0:3 (0:1)
Tore: Goretzka (37.), Lewandowski (62.), Müller (76.)
Bayern: Alaba spielte durch
Leverkusen - Wolfsburg 1:3 (1:1)
Tore: Bailey (24.) bzw. Özcan (36./Eigentor), Weghorst (55.), Steffen (60.)
Leverkusen: Özcan und Dragovic spielten durch; Wolfsburg: Pervan spielte durch
Augsburg - Mönchengladbach 1:1 (1:0)
Tore: Gregoritsch (12.) bzw. Plea (68.)
Augsburg: Hinteregger spielte durch, Gregoritsch bis 90. Minute, Danso auf der Bank
Frankfurt - Bremen 1:2 (0:1)
Haller (49./Elfmeter) bzw. Osako (22.), Rashica (96.)
Rote Karte: Willems (32./Frankfurt)
Bremen: Harnik bis 59. Minute, Friedl und Kainz auf der Bank
Hoffenheim - Freiburg 3:1 (0:1)
Tore: Szalai (50., 63.), Kramaric (95.) bzw. Heintz (37.)
Hoffenheim: Grillitsch spielte durch; Freiburg: Lienhart auf der Bank
Nürnberg - Mainz 1:1 (0:1)
Tore: Ishak (48.) bzw. Mateta (25.)
Nürnberg: Margreitter spielte durch; Mainz: Onisiwo bis 81. Minute
Freitag:
Hannover - Dortmund 0:0
Hannover: Wimmer spielte durch
Tabelle
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