„Zum Glück ist es gut ausgegangen“
Österreichs Nationalmannschaft ist am Dienstag gegen Kasachstan mit einem 2:0-Zittersieg in die EM-Qualifikation gestartet. Dank zweier Last-Minute-Tore durch Roland Linz (91.) und Erwin Hoffer (92.) schrammte dabei das ÖFB-Team allerdings nur knapp an einer Blamage vorbei. Viele positive Aspekte kann sich die Truppe von Coach Dietmar Constantini daher nicht unbedingt an die Brust heften.
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Das wirklich Erfreuliche drückt sich höchstens in zwei Zahlen aus: 25 und drei. Erstmals seit 25 Spielen blieb das ÖFB-Team gegen eine Mannschaft nämlich ohne Gegentor, was gegen ein ambitioniertes, aber limitiertes Kasachstan allerdings auch nicht überbewertet werden sollte. Und es gab drei Punkte für die Tabelle, was die Spieler auch herausstrichen.
„Wir haben aber immer gesagt, dass wir keinen Schönheitspreis gewinnen wollen, sondern nur drei Punkte“, erklärte Franz Schiemer. „Die Erleichterung ist sehr groß. Am Ende zählt das Resultat, und damit können wir zufrieden sein“, stellte Goalie Jürgen Macho klar. Auch Emanuel Pogatetz schloss sich diesem Tenor an: „Zum Glück ist es gut ausgegangen, denn das Resultat zählt. Es ist wirklich positiv, dass wir gewonnen haben. In der letzten Qualifikation hätten wir dieses Spiel sogar vielleicht verloren.“
„Im spielerischen Bereich fehlt etwas“
Deswegen heißt es aber noch lange nicht: „Ende gut, alles gut.“ Dafür bereitet das Dargebotene zu viele Sorgen. Das große Manko des ÖFB-Teams brachte vor allem Kasachstan-Coach Bernd Storck auf den Punkt: „Österreich war aus dem Spiel nicht gefährlich. Die Chancen, die sie hatten, haben wir ihnen serviert.“ Der Deutsche traf mit seiner Analyse ins Schwarze. Wieder einmal regierte im österreichischen Spielaufbau General Zufall. Chancen resultierten aus Einzelaktionen oder dem Unvermögen des Gegners.
Ein Umstand, der auch den ÖFB-Spielern nicht verborgen blieb. „Im spielerischen Bereich fehlt etwas, da brauchen wir nicht lange drum herum reden. Am Anfang hatten wir gute Aktionen, aber dann war der Wurm drinnen“, stellte Emanuel Pogatetz nach der Partie klar. Sebastian Prödl erklärte: „Spielerisch konnten wir nicht überzeugen, das müssen wir analysieren. Der Aufbau ist uns sehr schwergefallen. Die Stürmer haben uns unter Druck gesetzt, da gab es sehr wenig Anspielstationen. Und hinten sind sie sehr dicht gestanden.“
Fehlzündungen statt Feuerwerk
Ein Spiel über mehrere Stationen - vor allem gegen einen defensiv eingestellten Gegner - ist nach wie vor ein Wunschgedanke. Auch die Idee mit Flügelspieler Veli Kavlak in der offensiven Zentrale war im Nachhinein betrachtet alles andere als ein kreatives Feuerwerk. Den Rapidler im Zentrum einzusetzen, erwies sich als taktische Fehlzündung. Selbiges gilt für Roland Linz, der entgegen seines Spielertyps hinter Marc Janko als hängende Spitze agierte, damit er laut Constantini „nicht mit dem Rücken zum Tor den Ball annimmt“.

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Roland Linz war als hängende Spitze keine Idealbesetzung.
Auch zu der Frage nach dem mangelnden Kombinationsspiel erklärte der Teamchef lediglich: „Solche Tage haben auch bessere Teams. Die gewinnen dann auch nur knapp 1:0.“ Immerhin räumte Constantini „zu viele Ballverluste“ ein. Die resultierten allerdings daraus, dass „der Gegner einfach gut war, vor allem körperlich stark. Ich bin froh, dass wir die drei Punkte haben“.
„Das Leben selbst schwergemacht“
Einigkeit herrschte nicht nur bezüglich der mangelnden spielerischen Qualität, sondern auch darüber, dass ein frühes Tor einen ganz anderen Spielverlauf gebracht hätte. „Wenn du die drei Topchancen in der ersten Halbzeit nicht nutzt, wird es schwierig. Das hat man nach 15, 20 Minuten gesehen. Aus dem Zitterspiel ist dann ein Kopfspiel geworden, das weiß jeder, der einmal gespielt hat. In der ersten Halbzeit kann sich der Gegner wirklich nicht beschweren, da hätten wir locker führen müssen. Danach ist bei uns aber Hektik aufgekommen. So ist diese Leistung zu erklären“, analysierte Franz Schiemer.
David Alaba pflichtete ihm bei: „Wir waren überlegen, haben aber unsere Chancen nicht genutzt und uns daher das Leben selbst schwergemacht.“ „Je länger das Spiel gedauert hat, umso schwieriger wurde es. Wenn wir aber unsere Chancen früher nutzen, dann kommt es gar nicht so weit“, erklärte Hoffer unisono mit seinen Kollegen.

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Am Ende durften Erwin Hoffer und Stefan Maierhofer jubeln.
Steigerung notwendig
Das wirklich Positive zum Start der Qualifikation war nach dem Schlusspfiff wirklich das Resultat, denn ohne den Sieg wäre der Kampf um das EM-Ticket von Beginn weg ein Krampf geworden. Trotzdem bleibt die Erkenntnis, dass im weiteren Verlauf der Qualifikation unbedingt eine Steigerung erfolgen muss. „Der Fokus liegt auf dem nächsten Spiel. Wenn wir da gleich schlecht spielen und drei Punkte holen, ist mir das auch recht“, erklärte Prödl.
Eine Feststellung, die gegen Aserbaidschan womöglich eintreten mag, spätestens am 12. Oktober, wenn es in Brüssel gegen Belgien geht, sollte das ÖFB-Team dann doch auch auf eine spielerische Steigerung setzen.
Christian Wagner, ORF.at aus Salzburg
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