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Nummer eins und Debütant drehen Duell

Österreich ist dank eines hart erkämpften 3:2-Sieges in Israel in die Davis-Cup-Weltgruppe zurückgekehrt. Die Nummer eins Jürgen Melzer und Debütant Martin Fischer avancierten am Sonntag zu den Matchwinnern und drehten das Play-off-Duell in Tel Aviv zugunsten der ÖTV-Mannschaft.

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Österreichs Team hat damit auch heimische Davis-Cup-Geschichte geschrieben: Erstmals seit dem Aufstieg in die Weltgruppe 1988 konnte eine rot-weiß-rote Auswahl einen 1:2-Rückstand nach dem Doppel umdrehen. Nach dem Ausgleich zum 2:2 durch Melzer bezwang der 24-jährige ÖTV-Debütant Fischer den routinierten Harel Levy sensationell nach Satzrückstand noch mit 2:6 6:3 6:0 6:3.

Martin Fischer beim Davis-Cup

GEPA/Matthias Hauer

Martin Fischer holte den entscheidenden Punkt für Österreich.

Damit spielt Österreich nach einem Jahr Pause 2011 wieder im Konzert der besten 16 Nationen der Welt mit. Die Auslosung für die erste Weltgruppen-Runde vom 4. bis 6. März 2011 geht am Mittwoch (12.30 Uhr) in Brüssel in Szene. Israel, im Vorjahr erstmals überhaupt im Weltgruppen-Halbfinale, muss in die Europa-Afrika-Zone I absteigen.

Stimmung „weggeblendet“

„Ich habe gewusst, dass es schon schwer genug ist, da draußen bei 2:2 das Debüt zu gewinnen. Aber rauszugehen und von der ersten Sekunde an das beste Tennis zu spielen, ist unmöglich. Darum bin ich auch ruhig geblieben“, erklärte Fischer seine nervliche Stärke, mit der er den ersten verlorenen Satz wegsteckte. „So konsequent, wie ich das hier durchgezogen habe, da kann ich drauf stolz sein.“

Noch auf dem Platz erklärte Fischer, dass er die Stimmung der 6.000 Zuschauer gegen sich einfach „weggeblendet“ hat. „Ich habe mitbekommen, wie es zugeht, wenn du nur zwei Schritte auf den Schiedsrichter zu machst. Ich wollte ihnen keine Angriffsfläche bieten. Ich war irgendwie in dem Tunnel drinnen und habe geschaut, dass ich bis zum Schluss nicht mehr rauskomme.“ Für die Karriere der aktuellen Nummer 134 der Welt könnte dieser Sieg einen enormen Schub bedeuten.

„Wenn man dich als kleines Kind fragt, wovon träumst du - ist es das größte Ziel, bei 2:2 im Davis-Cup einzulaufen und das für dein Land heimzuspielen. Wie es meine Karriere verändert, werden wir sehen. Aber ich habe gezeigt, dass man auch einmal riskieren kann und auf die Jungen setzen kann“, sagte ein emotionaler Fischer mit Tränen in den Augen.

Starker Melzer, zufriedener Schaller

Bereits zuvor hatte Melzer mit dem zweiten Drei-Satz-Sieg neuerlich eine gute Ausgangsposition geschaffen. Nach 2:15 Stunden besiegte er Dudi Sela schon zum zweiten Mal in diesem Jahr sicher in drei Sätzen. „Es war super, ich habe wirklich ein sehr gutes Match gespielt“, freute sich Melzer. „Ich habe auch über das ganze Spiel hinweg sehr gut serviert“, so der French-Open-Halbfinalist. „Ich habe wirklich zwei Superleistungen im Einzel gebracht.“

Martin Fischer und Gilbert Schaller

GEPA/Matthias Hauer

Kapitän Schaller jubelt mit Fischer.

Ein persönlicher Sieg war es auch für den zuletzt in manchen Medien scharf kritisierten Gilbert Schaller. Der ÖTV-Kapitän ging das Risiko ein, beide Debütanten im Einzel einzusetzen. Fischers Einsatz im entscheidenden Schlusseinzel war schon im Vorfeld so besprochen worden, am Samstagnachmittag setzte Schaller diesen Wunsch in die Tat um und teilte den Spielern seine Entscheidung mit.

„Ich habe das Gefühl gehabt, wenn ein Spieler es bei 2:2 schafft aus der nächsten Generation, dann ist es er“, freute sich Schaller, der eine derart eindrucksvolle Leistung auch nicht erwartet hätte. „Das zeigt, was in dem Martin Fischer drinnensteckt.“ Schon sehr bald hat das reguläre Turniertennis die ÖTV-Helden wieder: Für Melzer geht es auf der großen ATP-Tour am Freitag Richtung Bangkok weiter, Fischer spielt gleich in der kommenden Woche den Hartplatz-Challenger in Izmir.

Weltgruppen-Play-off im Davis-Cup

Tel Aviv (Hartplatz):
Israel Österreich 2:3
Dudi Sela Andreas Haider-Maurer 6:4 6:1 6:3
Harel Levy Jürgen Melzer 4:6 3:6 3:6
Jonathan Erlich / Andy Ram Jürgen Melzer / Alexander Peya 7:6 (7/2) 6:4 6:4
Dudi Sela Jürgen Melzer 4:6 0:6 3:6
Harel Levy Martin Fischer 6:2 3:6 0:6 3:6
Restliche Partien:
Australien Belgien 2:3
Indien Brasilien 3:2
Kasachstan Schweiz 5:0
Deutschland Südafrika 5:0
Rumänien Ecuador 5:0
Schweden Italien 3:2
Kolumbien USA 1:3 *

* Die fünfte Partie wurde nicht mehr gespielt.

Die Sieger spielen 2011 in der Weltgruppe.

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