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Ein Cup und viele Favoriten

In Nordamerika beginnt wieder die Eiszeit. Die 30 Teams der National Hockey League (NHL) begeben sich ab Donnerstag auf die beschwerliche Jagd nach dem legendären Stanley Cup. Der Favoritenkreis ist wie mittlerweile vor jeder Saison groß - der strengen Gehaltsobergrenze sei Dank.

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Auf zwei Kontinenten und in 6.850 Kilometer Entfernung zwischen Edmonton und Helsinki erfolgen am Donnerstag die Auftakt-Bullys. Bereits zum vierten Mal erfolgt der Saisonstart in Europa. Heuer geben sich von 7. bis 10. Oktober die Carolina Hurricanes und Minnesota Wild (Helsinki), die Columbus Blue Jackets und San Jose Sharks (Stockholm) sowie die Boston Bruins und Phoenix Coyotes (Prag) die Ehre.

Alle jagen Chicago

Ebenfalls bereits am Donnerstag im Einsatz ist der amtierende Stanley-Cup-Sieger Chicago Blackhawks. Der Titelverteidiger eröffnet mit einem Gastspiel in Colorado die neue Saison. Chicago, das sich vergangene Saison erstmals seit 1961 den Stanley Cup holte, geht daher auch diesmal als Mitfavorit ins Rennen. Vor allem die Stürmer Patrick Kane und Jonathan Toews sollen dafür sorgen, dass der Cup erneut in die „Windy City“ wandert.

Finalist Philadelphia Flyers gehört ebenfalls zum erweiterten Kreis der Titelanwärter, kämpft aber gegen die Statistik: Seit den Montreal Canadiens 1968 ist es erst zwei Mannschaften gelungen, sich nach einem verlorenen Finale in der darauffolgenden Saison den Stanley Cup zu holen, nämlich den Edmonton Oilers mit Wayne Gretzky 1984 und den Pittsburgh Penguins mit Sidney Crosby 2009.

Hart an der „Grenze“

Doch vor allem die Gehaltsobergrenze von heuer 59,4 Mio. Dollar (43,3 Mio. Euro) steht Prognosen wie schon in vergangenen Saisonen im Weg. So musste etwa Chicago gleich neun Leistungsträger, darunter Torhüter Antti Niemi (San Jose) oder Dustin Byfuglien (Atlanta) abgeben, um unter die geforderte Grenze zu kommen. Auch Philadelphia hatte im Sommer mit der „Salary Cap“ zu kämpfen.

Alexander Owetschkin (Washington Capitals)

Reuters/Molly Riley

Owetschkin und Co sind für die Buchmacher Nummer eins.

Für Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang auch der Fall Ilja Kowaltschuk. Die New Jersey Devils verpflichteten den russischen Stürmerstar und gaben ihm einen Vertrag über 17 Jahre und 102 Mio. Dollar (74,4 Mio. Euro). Die Liga verweigerte allerdings die Zustimmung und belegte New Jersey unter anderem mit einer Geldstrafe von drei Millionen Dollar. Auch der neue und gültige Kowaltschuk-Vertrag über 15 Jahre und 100 Mio. Dollar (73,0 Mio. Euro) ist der zweithöchste der NHL-Geschichte nach jenem für dessen Landsmann Alexander Owetschkin bei Washington.

Capitals als Topfavorit

Das Fachmagazin „The Hockey News“ sieht auch nicht etwa die beiden Finalisten als Topfavoriten, sondern hat sich auf die Washington Capitals im Osten und die Vancouver Canucks in der Western Conference festgelegt. Washington setzt einmal mehr auf die Torjägerqualitäten des russischen Superstars Owetschkin. Der 24-jährige Stürmer erzielte in den vergangenen drei Jahren immer zumindest 50 Tore.

Größtes Manko der US-Hauptstädter: Schon in der Vorsaison galten die Capitals als Favorit, nur um in der ersten Play-off-Runde als bestes Team des Grunddurchgangs an den Montreal Canadiens nach 3:1-Vorsprung in der Best-of-Seven-Serie noch mit 3:4 zu scheitern. Owetschkin hat dieses Debakel nicht vergessen: „Die Play-offs sind eine ganz andere Situation. Ich bin erst richtig zufrieden, wenn ich den Stanley Cup gewonnen habe.“

Kanadas große Hoffnung

Ein vorzeitiges Play-off-Aus erlebten in der vergangenen Saison auch die Vancouver Canucks. Obwohl man mit Henrik Sedin den „wertvollsten Spieler“ des Jahres stellte, scheiterten die Canucks in der zweiten Runde am späteren Champion Chicago. Damit begruben sich nicht nur die Hoffnungen des Teams, sondern auch jene der gesamten kanadischen Nation. Bereits seit 1993 (Montreal) wartet das Mutterland des Eishockeys auf einen NHL-Titel.

Vancouver hat von der Papierform her auch diesmal die größten Chancen, den Titelfluch Kanadas zu beenden. Torhüter Roberto Luongo, mit den „Ahornblättern“ 2010 Olympiasieger, glaubt jedenfalls fest daran: „Ich denke, wir können heuer Großes erreichen.“ Größter Konkurrent im Westen sollten wieder einmal die San Jose Sharks und die routinierten Detroit Red Wings sein.

„Hassduell“ unter freiem Himmel

Von den Experten ebenfalls weit oben gereiht werden die Pittsburgh Penguins rund um die Superstars Sidney Crosby und Jewgeni Malkin. Der Stanley-Cup-Sieger von 2009 ist am 1. Jänner 2011 auch Gastgeber des bereits vierten „Winter Classics“ unter freiem Himmel. Das Freiluftspiel birgt Brisanz: Gegner am Neujahrstag sind ausgerechnet Crosbys „Erzfeind“ Owetschkin und die Washington Capitals.

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