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Titelverteidiger Kofler „gelassen“

Seit dem 1. Jänner 2009 und dem Sieg von Wolfgang Loitzl beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen sind Österreichs Skispringer bei der Vierschanzentournee ungeschlagen und haben sieben Tournee-Tagessiege in Folge gefeiert. Auch bei der am Dienstag in Oberstdorf beginnenden 59. Auflage sind die ÖSV-Adler Favoriten.

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Nach Wolfgang Loitzl (2008/09) und Andreas Kofler (2009/10) ist heuer Thomas Morgenstern heißester ÖSV-Anwärter auf den Gesamtsieg, sein schärfster Konkurrent kommt mit Titelverteidiger Kofler aus dem eigenen Lager.

Bei der vergangenen Auflage gab es durch Kofler, zweimal Gregor Schlierenzauer und in Bischofshofen Morgenstern drei verschiedene Sieger einer Nation. Das hatte in der Geschichte des Traditionsbewerbs noch keine Mannschaft geschafft. Die ÖSV-Adler sind der Erfolge keinesfalls müde geworden, Weltcup-Leader Morgenstern hat sich mit vier Siegen in Folge die Favoritenrolle verdient. sein erster Verfolger Kofler feierte am Sonntag bei der Generalprobe in Engelberg den zweiten Saisonsieg.

Kofler geht locker in erstes Saisonhighlight

Der 26-jährige Tiroler und u. a. zweifache Mannschaftsolympiasieger kann dem ersten Saisonhighlight locker entgegensehen. „Der Druck kommt eh von allein, deswegen werde ich es ganz anders angehen. Die Situation hat man nicht so oft, als Titelverteidiger in die Tournee zu starten“, sagte Kofler im Gespräch mit der APA. Doch gerade diese neuen Situationen reizen Kofler. Auch als er heuer nach dem Sieg beim Weltcup-Auftakt in Kuusamo erstmals das Gelbe Trikot des Gesamtleaders übergestreift hatte, hat er das genossen.

„Ich gehe es sehr gelassen und mit sehr viel Vorfreude an, weil ich schon einen Tournee-Gesamtsieg in der Tasche habe, deswegen brauche ich nichts zerreißen.“ Und gerade in der Unverkrampftheit könnte sein größter Vorteil liegen. „Es ist vielleicht nicht so schlecht, wenn man noch ein Alzerl Frechheit mitnimmt“, sagte er grinsend.

Grund zum Lachen hat natürlich auch Morgenstern. Daran kann das (vorläufige) Ende seiner Siegesserie auch nichts ändern. „Über die Serie habe ich mir sowieso nie den Kopf zerbrochen, so etwas ist irgendwann vorbei.“ Der nun erwartete Zweikampf mit Kofler lässt ihn kalt. „Es ist klar, dass jetzt so geredet wird. Aber ich gehe meinen Weg. Ich möchte mit dem gleichen Gefühl an den Start gehen wie schon den gesamten Weltcup.“

„Ich weiß, dass das Paket passt“

Dem dreifachen Olympiasieger fehlt ein Tournee-Gesamtsieg noch in seiner sportlichen Bilanz, vor übertriebenem Optimismus ist Morgenstern aber gewarnt. Schon vor drei Jahren war er nach sechs von sieben möglichen Saisonsiegen als hoher Favorit zur Tournee gefahren, am Ende musste er sich Janne Ahonen geschlagen geben und wurde Zweiter. „Ich weiß, dass das Paket passt, und ich muss über Weihnachten keine Bäume ausreißen.“

Aufgrund der Stärke des ÖSV-Teams im bisherigen Weltcup - und das trotz der Verletzten Schlierenzauer und David Zauner - darf man von dem nächsten Superlativ zumindest träumen. Im Vorjahr hatte es vier Siege von drei Österreichern gegeben, schafft einer aus dem ÖSV-Team heuer gar den „Grand Slam“?

„Ich glaube, dass es etwas ganz Besonderes war, was Sven gemacht hat“, erinnert sich Kofler an den Hannawald-Triumph mit vier Siegen, aber: „So was kann immer passieren, man hat ja gesehen beim Thomas, dass er vier Springen in Serie gewinnt. Es kann auch bei der Tournee passieren, aber erzwingen kann man es nicht.“

„Erfahrung spielt eine große Rolle“

Aber die Konkurrenz schläft nicht: Dem vierfachen Olympiasieger Simon Ammann, dem zuletzt stärker werdenden Adam Malysz und sogar Ahonen - dem bei der bisher letzten Tournee ein guter Sprung gereicht hat, um plötzlich wieder ganz vorne mitzumischen - muss man immer alles zutrauen. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner hat aber auch die Norweger und den Finnen Matti Hautamäki auf der Rechnung. „Das sind Namen, die schon sehr viel gewonnen haben, und gerade bei einer Tournee spielt Erfahrung eine große Rolle.“

Über die Favoritenrolle gibt es aber auch für Pointner nichts zu diskutieren. „Tiefstapeln braucht man überhaupt nicht. Ich sehe momentan im Skisprungzirkus zwei Ausnahmeathleten: Morgenstern und Kofler. Die haben sich das erarbeitet und sich in vielen Bereichen weiterentwickelt“, lobt der Erfolgstrainer die beiden Mannschaftsolympiasieger.

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