„Wichtig, dass er realistisch ist“
Bei Chelsea wünschen sich einige angesichts der aktuellen Negativserie einen Führungsspieler wie Michael Ballack zurück. In Deutschland blickt der 98-fache Teamspieler nach langer Verletzungspause hingegen sowohl bei seinem Verein Bayer Leverkusen als auch im Nationalteam einer offenen Zukunft entgegen.
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Nach vier Monaten Auszeit wird es für Ballack am Freitag zum Auftakt der Rückrunde in der deutschen Bundesliga im Duell gegen Tabellenführer Borussia Dortmund höchstens für einen Kurzeinsatz reichen. „Es ist wichtig, dass er realistisch ist“, sagte Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes. „Michael weiß selbst, dass er noch viel aufholen muss. Auch im Fußball gelten die Gesetze der Natur.“

GEPA/Uwe Speck
Michael Ballack (li.) muss um seinen Platz bei Leverkusen kämpfen.
„Kann nicht gleich große Ansprüche stellen“
Im Interview der Zeitung „Die Welt“ erklärte Ballack, der vor einer Woche beim 2:1-Testsieg gegen Rot-Weiß Oberhausen nach vier Monaten ein 45-Minuten-Comeback gefeiert hatte, dass er anfangs auch einen Platz auf der Bank akzeptieren würde. „Wieso nicht? Ich kann nach so einer langen Verletzung nicht gleich große Ansprüche stellen und erwarten, dass ich sofort von Beginn an spielen werde“, sagte der 34-Jährige. „Ich bin mir bewusst, dass ich mich erst ins Team kämpfen muss. Das wird bei der Konkurrenz nicht einfach für mich, aber ich werde alles dafür tun.“
Statt letzten Sonntag im Testspiel gegen Osnabrück weitere Spielpraxis zu sammeln, musste Ballack daheim mit anderen Rekonvaleszenten eine Trainingseinheit absolvieren. „Das war sinnvoller und effektiver, um seine Fitness weiter zu verbessern“, begründete Heynckes den Verzicht auf Ballack. Vieles deutet darauf hin, dass der Mittelfeldstar in den kommenden Wochen zunächst über Kurzeinsätze an die Stammelf herangeführt werden soll. Ähnlich verfuhr Heynckes schon mit anderen lange verletzten Profis wie Simon Rolfes oder Stefan Kießling.
Weltstar muss warten
„Jupp Heynckes hat sie teilweise wochenlang warten lassen, bis sie wieder mitspielen durften“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der nicht glaubt, dass der Trainer für den Weltstar seine Philosophie ändert. „Mit Michael Ballack wird er es vermutlich ähnlich machen“, sagte Holzhäuser der „Süddeutschen Zeitung“.
Der 34-jährige Ballack hat in dieser Saison erst drei Bundesliga-Partien bestritten, seine letzte am 11. September beim 2:2 bei Hannover 96. In dieser Begegnung hatte sich der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft eine Fraktur im linken Schienbeinkopf zugezogen und seitdem pausieren müssen. Der lange verletzte Stürmer Stefan Kießling wird in der Startformation erwartet. Auf der Ballack-Position bevorzugt Heynckes Lars Bender oder Arturo Vidal.
Noch Platz für Ballack?
Deutschlands Medien spekulieren deshalb über die Zukunft Ballacks und seinen Platz bei Leverkusen, aber auch im DFB-Team. Beide Mannschaften haben ohne den vierfachen deutschen Meister gut gespielt. „Wird Ballack noch gebraucht?“, fragte etwa die „Frankfurter Allgemeine“ und gab sich selbst die Antwort: „Natürlich, schon aus Gründen der Werbung.“
Sechs Millionen Euro Gehalt soll die Werkself dem Mittelfeldspieler überweisen, da wird natürlich auch eine entsprechende Rendite erwartet. Für das große Ziel Champions League soll Ballack der Schlüssel zum Erfolg sein. Ob DFB-Teamchef Joachim Löw den 34-jährigen unbedingt braucht, um etwa die Qualifikation für die EM 2012 zu schaffen, ist weniger klar. Die Elf sei gut eingespielt, meinte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff zu Weihnachten der „Süddeutschen Zeitung“. Die Verantwortung liege auf mehreren Spielern, deshalb sei es besonders wichtig, sich zu integrieren.
Unerwartete Konkurrenz im DFB-Team
Ballack gibt sich auch in diesem Punkt verständnisvoll. Er sehe die Angelegenheit „völlig nüchtern. Ich habe noch nicht wieder für Bayer gespielt und muss erst einmal schauen, dass ich zu alter Leistungsstärke finde.“ Er müsse „erst einmal zurück auf das Niveau kommen, um für die Nationalmannschaft ein Thema zu sein.“ Bis dahin könnte Ballack seinen Platz in „Jogis Elf“ verloren haben.
Bayern Münchens Neuverpflichtung Luiz Gustavo könnte künftig für die deutsche Nationalmannschaft spielen. „Wir werden das Thema Gustavo erstmal intern diskutieren. Aber wenn der FC Bayern so viel Geld für ihn zahlt, zeigt das seinen sportlichen Wert und seine Bedeutung“, sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff der „Bild“-Zeitung vor dem Hintergrund einer möglichen Einbürgerung. Allerdings müsse man abwarten ob „sich der Spieler (Gustavo, Anm.) wirklich mit Deutschland identifiziert“. So wie Ballack.
18. Runde
Freitag, 14. Jänner: |
Leverkusen |
Dortmund |
1:3 |
Samstag, 15. Jänner: |
Wolfsburg |
Bayern München |
1:1 |
Stuttgart |
Mainz |
1:0 |
Bremen |
Hoffenheim |
2:1 |
St. Pauli |
Freiburg |
2:2 |
Nürnberg |
Mönchengladbach |
0:1 |
Schalke |
Hamburger SV |
0:1 |
Sonntag, 16. Jänner: |
Frankfurt |
Hannover |
0:3 |
Kaiserslautern |
Köln |
1:1 |
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