Größte Flugschanze der Welt
Durchaus möglich, dass es am Wochenende einen neuen Weltrekord im Skifliegen geben wird. Der Flugbakken im norwegischen Vikersund ist völlig neu gebaut und zu einer HS225-Meter-Schanze ausgebaut worden. Schon wird spekuliert, dass beim Skiflug-Weltcup am Samstag und Sonntag die magische 250-Meter-Marke zu knacken ist.
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Nach einem heuer beendeten Ausbau ist der norwegische Bakken die größte Flugschanze der Welt. Der K-Punkt liegt bei 195 m und übertrifft damit jenen von Planica um zehn Meter. 44 Jahre nach dem 154-m-Sprung von Reinhold Bachler könnte Vikersund also wieder ganz oben in den Skiflug-Rekordlisten aufscheinen.
Pointner: „Keine sinnlose Weitenjagd“
„Wir müssen uns vor Ort ein Bild machen. Aber es kann sein, dass dort die 250 m fallen“, sagte auch ÖSV-Springerchef Alexander Pointner im Gespräch mit der APA. „Wir werden aufpassen, dass es keine sinnlose Weitenjagd ist“, ist der gebürtige Oberösterreicher aber gewarnt. Die aktuelle Bestmarke hält der Norweger Björn Einar Romören mit 239 m. Romören selbst hatte nach Durchsicht der Pläne Weiten von zumindest über 240 m für wahrscheinlich gehalten.

APA/EPA/Terje Bendiksby
Vegard Swensen (NOR) stürzte sich als Erster von dem neuen „Monsterbakken“.
Im März 2010 begann mit der Sprengung des Turms der großangelegte Umbau nach Plänen der Slowenen Sebastian und Janez Gorisek, die auch für die „Letalnica“ in Planica verantwortlich zeichnen. 120.000 Kubikmeter Fels wurden gesprengt und danach mehr als 500.000 Kubikmeter Gestein und Erde entfernt, um die Schanze rund sechs Meter tiefer zu legen und neu zu dimensionieren. In dem extrem steilen Anlauf beschleunigen die Springer in wenigen Sekunden auf mehr als 100 km/h, und wenn sie die Riesenschanze (Hillsize 225 m) bezwungen haben, haben sie eine Strecke von insgesamt rund 570 m überwunden.
Neues Reglement macht’s möglich
Dass der Ausbau in diesem Ausmaß durch die Regeln gedeckt war, verdanken die Norweger auch einem Antrag des ÖSV. Weil die Veranstalter am Kulm um Hubert Neuper ebenfalls eine Vergrößerung ihrer Naturschanze planen, haben sie beim FIS-Kongress 2010 eine Ausdehnung der erlaubten Maximalhöhe zwischen Schanzentisch und Auslauf von 130 auf 135 m erreicht.
Gregor Schlierenzauer blickt den ersten Flügen gespannt entgegen. „Man hat viele tolle Sachen gehört, ich habe mir schon einen neuen Anzug schneidern lassen“, sagte der Ex-Weltmeister. Grundsätzlich hält der Weitenjäger Flüge bis 250 und später sogar bis 300 m für möglich, wenn Material und Anlagen entsprechend adaptiert werden.
Erster Sprung auf 162 m
Die Ehre, den ersten Sprung auf dem umgebauten Bakken zu absolvieren, hatte am Mittwoch der Norweger Vegard Swensen. Er landete bei seinem Probesprung bei 162 m. Der 24-Jährige hatte bisher die 200-m-Marke als Ziel, „ohne dabei auf das Gesicht zu fallen“. Auf der „alten“ Schanze im 80 km nördlich von Oslo gelegenen 2.500-Einwohner-Ort hält der Österreicher Roland Müller (2004) gemeinsam mit dem Finnen Harri Olli (2009) mit 219 m den Rekord.
Österreichs „Adler“ sind in der Besetzung Thomas Morgenstern, Martin Koch, Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck und Stefan Thurnbichler nach Norwegen gereist.
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