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21 Hundertstel fehlten auf Bronze

Österreichs Herren haben im letzten Bewerb bei der WM in Garmisch-Partenkirchen nur knapp ihre dritte Medaille verpasst. Mario Matt landete nach einer furiosen Aufholjagd im zweiten Durchgang auf dem undankbaren vierten Rang. Der 31-jährige Tiroler katapultierte sich mit Laufbestzeit vom 15. Rang in Richtung Medaillen, am Ende fehlten dem Weltmeister von 2001 und 2007 lediglich 0,21 Sekunden auf Bronze.

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Gold holte sich der 26-jährige Jean-Baptiste Grange. Der Halbzeitführende gewann 0,43 Sekunden vor dem Schweden Jens Byggmark und krönte sich damit zum ersten französischen Weltmeister seit 41 Jahren seit dem Triumph von Jean-Noel Augert in Gröden. Bronze ging an den Italiener Manfred Mölgg, der mit einem Rückstand von 0,61 Sekunden auf Grange in der Entscheidung vom zweiten auf den dritten Platz zurückfiel.

Jens Byggmark (SWE), Jean-Baptiste Grange (FRA) und Manfred Moelgg (ITA)

GEPA/Christian Walgram

Byggmark (li.), Grange (Mi.) und Mölgg (re.) strahlen im Zielraum um die Wette.

Die restlichen vier Österreicher im durch die Ausfälle von Benjamin Raich und Marcel Hirscher geschwächten ÖSV-Team hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Der entthronte Titelverteidiger Manfred Pranger landete als zweitbester ÖSV-Athlet auf Rang neun (+ 1,31). Christoph Dreier kam auf den 18. Platz (2,30). Reinfried Herbst, der unbedingt seine erste WM-Medaille holen wollte, fiel im zweiten Durchgang ebenso aus wie Wolfgang Hörl.

Matt hat sich „super zurückgekämpft“

Matt war über „Blech“ nicht glücklich, konnte die Enttäuschung aber auch verschmerzen. „Natürlich braucht man bei einer WM keinen vierten Platz, aber im Dezember bin ich noch im Europacup mit Startnummer 50 herumgefahren, insofern habe ich mich super zurückgekämpft und kann zufrieden sein“, bilanzierte der Tiroler, der im Jänner wieder so richtig in Form kam und das auch im zweiten Durchgang unter Beweis stellte.

„Ich habe mir vorgenommen, alles zu riskieren und auch einen Ausfall in Kauf zu nehmen. Es war aber schwer, denn hier hat keiner ein gutes Gefühl. Der Schnee ist schon so tot, dann kommt auch noch das Wasser drauf. Normalerweise kann man die Schwünge auf Zug fahren, aber das geht hier nicht. Wenn man da im ersten Durchgang so weit zurück ist, kann man das unmöglich aufholen“, analysierte Matt.

Hoffen bis zum letzten Läufer

Das ÖSV-Quintett hatte bereits durch die Bank nach dem ersten Lauf zu große Rückstände. Die Devise für den zweiten Durchgang konnte daher nur volle Attacke lauten. Doch lediglich bei Matt ging dieses Motto auf. Der Tiroler machte Platz um Platz gut und wurde erst von Byggmark an der Spitze abgelöst. Nachdem auch der Kroate Ivica Kostelic und die Schweden Mattias Hargin und Andre Myhrer durchgereicht wurden, keimte langsam Hoffnung bei Matt auf.

Am Ende war aber der Rückstand aus dem ersten Lauf von 1,81 Sekunden eine zu große Hypothek, Mölgg und Grange gaben sich keine Blöße und brachten ihren Vorsprung ins Ziel. „Natürlich hofft man bis zuletzt, aber der Grange hat heute verdient gewonnen. Den drei Läufern auf dem Podest kann man nur gratulieren“, war Matt ein fairer Verlierer.

Jean-Baptiste Grange, Frankreich

GEPA/Christian Walgram

Erleichterung bei Grange

Grange hält dem Druck stand

Und Grange ist tatsächlich ein würdiger Weltmeister. Der Franzose gewann vor der WM die Klassiker in Kitzbühel und Schladming und ging als großer Favorit ins Rennen. Der Franzose hielt dem Druck stand und trotzte den immer schwieriger werdenden Pistenverhältnissen. „2009 in Val d’Isere war ich Goldfavorit und habe nichts gewonnen. Sich davon zu erholen war nicht einfach, deshalb bin ich sehr glücklich. Hier hatte ich zunächst kein gutes Gefühl und war gar nicht sicher, ob ich Erster bin, so war das Gefühl im Ziel dann noch schöner“, freute sich Grange.

Belohnung für Byggmark und Mölgg

Für Byggmark war Silber überhaupt das erste Einzeledelmetall bei einem Großereignis. Der Schwede, der zuletzt 2007 einen Weltcup-Slalom gewinnen konnte, war mit Startnummer 18 nach dem ersten Lauf Sechster und schaffte schließlich noch den Sprung aufs Podest. „Ich bin superglücklich, ich habe so hart dafür gearbeitet. Ich war schon Startnummer 46 im Weltcup und jetzt bin ich zurück. Ich habe einfach Vollgas gegeben und es ist sich ausgegangen“, sagte Byggmark.

Auch Mölgg freute sich über die Früchte seiner beträchtlichen Anstrengungen: „Es ist nie leicht, als Zweitplatzierter oben zu stehen und noch einen guten Lauf runterzubringen. Nach Monaten harter Arbeit ist jetzt eine Medaille da und das macht mich überglücklich“, jubelte der 28-jährige Südtiroler über sein zweites WM-Edelmetall nach Slalom-Silber in Aare.

Herbst bei WM zum dritten Mal out

Davon kann Herbst, der allerdings Olympiasilber hat, weiter träumen. Der 32-Jährige fiel bei seiner dritten WM-Teilnahme zum dritten Mal aus - diesmal nach wenigen Toren im zweiten Durchgang. „Ich habe mich gut gefühlt, aber für mich war klar, es kann nur Attacke geben. Ich habe riskiert, aber es soll wohl nicht sein“, erklärte Herbst, der nach dem ersten Lauf nur auf dem zehnten Rang lag.

Was möglich war, bewies Matt, den Herbst noch auf seiner Rechnung hatte. „Das sind genau seine Bedingungen. Schade für den Mario. Wenn er sich was vorzuwerfen hat, dann vielleicht den ersten Lauf. Am Ende lacht er dann zum dritten Mal als Weltmeister vom Podest“, trauerte Herbst den Chancen seines Teamkollegen ein wenig nach.

Pranger wartet auf die Kälte

Auch Pranger verspielte im ersten Lauf fast alle Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Der 33-Jährige ging volles Risiko, die Bedingungen spielten ihm aber nicht in die Karten. „Ich bemühe mich auf diesem Schnee, aber es funktioniert nicht. Das ärgert mich schon ziemlich. Ich kann offensichtlich nur warten, bis es kalt und eisig ist.“ Und Dreier dachte bereits an die Zukunft: „Ich bin zufrieden, es ist echt lässig bei einer WM dabei zu sein. Den Medaillenwunsch hebe ich mir für Schladming auf.“

Christian Wagner, ORF.at aus Garmisch

WM-Slalom der Herren

1. Jean-Baptiste Grange FRA 1:41,72
2. Jens Byggmark SWE 1:42,15
3. Manfred Mölgg ITA 1:42,33
4. Mario Matt AUT 1:42,54
5. Julien Cousineau CAN 1:42,59
6. Naoki Yuasa JPN 1:42,68
7. Cristian Deville ITA 1:42,78
8. Ivica Kostelic CRO 1:42,88
9. Manfred Pranger AUT 1:43,03
10. Andre Myhrer SWE 1:43,22
11. Axel Bäck SWE 1:43,49
12. Mattias Hargin SWE 1:43,59
13. Mitja Valencic SLO 1:43,63
14. Urs Imboden MDA 1:43,78
15. Nolan Kasper USA 1:43,83
16. Filip Trejbal CZE 1:43,84
17. Alexis Pinturault FRA 1:43,91
18. Christoph Dreier AUT 1:44,02
19. Ted Ligety USA 1:44,17
20. Trevor White CAN 1:44,42
21. Fritz Dopfer GER 1:44,51
22. Stefano Gross ITA 1:44,93
23. Lars Elton Myhre NOR 1:45,57
24. Adam Zampa SVK 1:45,64
25. Justin Murisier SUI 1:47,28
26. Kilian Albrecht BUL 1:47,64
27. Markus Vogel SUI 1:47,75
28. Ryunusoke Ohkoshi JPN 1:48,63
29. Cristian Javier Simari Birkner ARG 1:49,38
30. Filip Zubcic CRO 1:50,48
Erster Durchgang:
1. Jean-Baptiste Grange FRA 51,30
2. Manfred Mölgg ITA 51,52
3. Andre Myhrer SWE 51,87
4. Mattias Hargin SWE 52,27
5. Ivica Kostelic CRO 52,32
6. Jens Byggmark SWE 52,39
7. Manfred Pranger AUT 52,41
8. Axel Bäck SWE 52,59
9. Naoki Yuasa JPN 52,60
10. Reinfried Herbst AUT 52,65
13. Julien Cousineau CAN 52,95
15. Mario Matt AUT 53,11
. Cristian Deville ITA 53,11
18. Wolfgang Hörl AUT 53,17
25. Christoph Dreier AUT 53,95
Out u.a.: Silvan Zurbriggen (SUI), Steve Missillier (FRA), Michael Janyk (CAN), Ondrej Bank (CZE)
Zweiter Durchgang:
1. Mario Matt AUT 49,43
2. Julien Cousineau CAN 49,64
3. Cristian Deville ITA 49,67
4. Jens Byggmark SWE 49,76
5. Alexis Pinturault FRA 49,78
6. Filip Trejbal CZE 49,80
7. Urs Imboden MDA 50,03
8. Christoph Dreier AUT 50,07
9. Naoki Yuasa JPN 50,08
10. Jean-Baptiste Grange FRA 50,42
11. Ivica Kostelic CRO 50,56
15. Manfred Pranger AUT 50,62
17. Manfred Mölgg ITA 50,81
20. Mattias Hargin SWE 51,32
21. Andre Myhrer SWE 51,35
Out u.a.: Reinfried Herbst, Wolfgang Hörl (beide AUT), Giuliano Razzoli (ITA), Felix Neureuther (GER), Matic Skube (SLO)

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