„So kann man nicht Fußballspielen“
Den offiziellen Pressetermin mit Franz Beckenbauer, der am Donnerstag in Salzburg als neuer Botschafter einer ÖFB-Nachwuchsinitiative präsentiert wurde, hat sich der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) wohl ein wenig anders vorgestellt. Beckenbauer sparte dabei nicht mit kritischen Worten und stellte das ÖFB-Team an den Pranger.
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Vor allem das Heimspiel in der EM-Qualifikation gegen Belgien (0:2) hatte ihm gar nicht gefallen - die Leistung war würdelos. „Ich weiß nicht, wie man so Fußballspielen kann“, haderte auch Beckenbauer, der in Deutschland als „Jahrhundertfußballer“ verehrt wird. Das ÖFB-Team habe einen Aufwand betrieben, als wäre in diesem Spiel der WM-Titel zu vergeben gewesen - viel Aufwand, kein Ertrag.

GEPA/Felix Roittner
Österreichs Talenten auf der Spur
Beckenbauer konkretisierte seinen Vorwurf: Jeder Spieler sei gelaufen wie ein Wahnsinniger, „dabei rausgekommen ist aber nichts. Jeder ist irgendwo hingerannt. Da war keine Ordnung, kein Konzept und auch keine Idee dahinter“, richtete er eine indirekte Grußbotschaft an ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini, als wäre dieser nach den Niederlagen gegen Belgien und die Türkei nicht schon ausreichend kritisiert worden.
Viel Aufwand für nichts
Unglaublich sei die Leistung laut Beckenbauer gewesen. Noch nie hätte er eine Mannschaft gesehen, die mit so viel Aufwand so wenig bzw. gar nichts erreichte. Beckenbauer vermisste auch das „Spiel miteinander“, jeder sei mit dem Ball nur gelaufen, planlos. Das koste wertvolle Kraft. Im Ballbesitz zu bleiben, den Ball in der Mannschaft laufen zu lassen, so hingegen lautet Beckenbauers Rezept, wofür jedoch „ein bisschen Hirn“ notwendig sei.
Und so sieht der 65-Jährige auch für das mit Spannung erwartete Match der EM-Qualifikation zwischen Österreich und Deutschland am 3. Juni in Wien für die Gastgeber eher schwarz. „Wenn ihr so wie gegen Belgien spielt, dann werdet ihr nicht hoch gewinnen“, warnte Beckenbauer. Sein Augenmerk gilt der Zukunft, für die er nicht schwarz sieht. Würde er sich sonst als Talenteförderer und Botschafter für die Nachwuchsinitiative „Projekt 12“ in den Dienst des österreichischen Fußballs stellen?
Entwicklungshilfe für ÖFB
Als Wahl-Österreicher (seit 1982) liegt Beckenbauer der österreichische Fußball eben am Herzen. Beim „Projekt 12“ (Motto: „Vom Talent zum Nationalspieler“) steht das Individualtraining im Mittelpunkt, diese Methode befürwortet auch Beckenbauer: „Nur durch die tägliche Arbeit an den persönlichen Stärken und Schwächen kann sich der Spieler im modernen Fußball ständig verbessern und weiterentwickeln“, dozierte Beckenbauer.
Stolz über den prominenten Unterstützer sind freilich ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner. „Es ist Auszeichnung und Ehre, dass einer der weltweit besten Fußballer des letzten Jahrhunderts, der auch als Trainer großartige Erfolge gefeiert hat, für diese Funktion zur Verfügung steht. Dass uns so ein Kaliber unterstützt, ist ein Beleg, dass wir in der Nachwuchs- und Talenteförderung auf einem sehr guten Weg sind“, blieb Windtner zumindest für die ferne Zukunft optimistisch.
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