Rundumschlag in der Pressekonferenz
Jose Mourinho ist derzeit nicht gut auf seine Umwelt zu sprechen. Nach der 0:2-Heimniederlage am Mittwoch im Semifinal-Hinspiel der Champions League gegen den Erzrivalen FC Barcelona sieht sich der Coach von Real Madrid von allen Seiten ungerecht behandelt.
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Der streitbare Portugiese kritisierte nach der Niederlage, die die Titelchancen des „Weißen Balletts“ deutlich reduzierten, in einem Aufwaschen die UEFA, Schiedsrichter Wolfgang Stark und Barca-Trainer Pep Guardiola.
Nach Ansicht Mourinhos, der wegen Kritik an der Roten Karte für Pepe (61.) selbst auf die Tribüne verbannt wurde, bevorzugt die UEFA stets den Konkurrenten aus Barcelona. So habe Barca die Champions League nie auf faire Art und Weise gewonnen. „Es stößt mich ab, in dieser Welt zu leben“, erklärte er auf der Pressekonferenz nach dem Match. Diese war von der UEFA extra nach hinten verschoben worden, um den erhitzten Gemütern nach der teilweise gehässig geführten Partie Zeit zum Abkühlen zu geben. Bei Mourinho zeigte diese Maßnahme aber nur wenig Erfolg.

Reuters/Sergio Perez
Die letzten 30 Minuten sah der portugiesische Heißsporn von der Tribüne aus.
Ein Trainer fühlt sich verfolgt
Der Portugiese gab zu Protokoll, dass es zwischen UEFA und Barcelona eine Verschwörung geben müsse, da zum dritten Mal in Folge in einem Semifinale für die Katalanen gepfiffen worden sei. „In jedem Halbfinale passieren diese Dinge. Warum? Ich werde mir diese Frage wohl mein ganzes Leben stellen und hoffe, eines Tages eine Antwort darauf zu bekommen“, so Mourinho. „Warum hat es Chelsea vor zwei Jahren nicht ins Finale geschafft? Letztes Jahr mit Inter ins Endspiel zu kommen, war ein Wunder. Warum auch in diesem Spiel?“
Barcelona hatte 2009 das Finale gegen Manchester United gewonnen, im Halbfinale gegen Chelsea war in der Nachspielzeit ein Hands im Strafraum nicht für die Londoner gepfiffen worden. Im Vorjahr warf Inter Barca im Halbfinale aus dem Bewerb, obwohl die Italiener über eine Stunde mit zehn Mann spielen mussten. „Ich verstehe das nicht“, so Mourinho. „Ich weiß nicht, ob das wegen ihrem Sponsor UNICEF so ist oder durch den Einfluss von Villar (Präsident des spanischen Fußballverbandes und UEFA-Vizepräsident Angel Maria Villar, Anm.). Sie haben jedenfalls die Macht und niemand sonst hat eine Chance. So zu gewinnen, muss einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen.“
Immer wieder fehlt ein Mann
„Ich habe jetzt dreimal gegen Barcelona gespielt, und jedes Mal mussten wir mit zehn Mann auskommen. Das ist etwas, das ich nicht glauben kann. Pepe hat heute vielleicht ein Foul begangen, aber ich glaube nicht, dass es eine Rote Karte war“, war der Portugiese immer noch über den Ausschluss erzürnt.
Auch Guardiola bekam eine Breitseite verpasst: „Ich habe die Champions League zweimal gewonnen“, erklärte Mourinho. „Ich habe sie beide Male auf dem Spielfeld gewonnen und das mit zwei Clubs. Wir haben mit Arbeit, Eifer, Schweiß und Kampf gesiegt. Josep Guardiola ist ein fantastischer Coach - ich wiederhole, er ist ein fantastischer Coach -, aber er hat die Champions League mit dem Skandal an der Stamford Bridge gewonnen. Wenn er sie wieder gewinnt, wird der Sieg durch den heutigen Abend beeinflusst sein.“

AP/Arturo Rodriguez
Das Spiel ohne Ball wurde im Bernabeu-Stadion oftmals neu interpretiert.
Wird Disziplinarkommission eingeschaltet?
Guardiola nahm dazu keine Stellung, seitens des Clubs erwägt man aber, die Disziplinarkommission der UEFA mit den Aussagen des Real-Trainers zu befassen. „In der Pressekonferenz nach dem Spiel hat Jose Mourinho Schiedsrichter Wolfgang Stark ernsthaft angegriffen und angedeutet, dass Barcelona von der UEFA bevorzugt wird“, hieß es dazu in einem Statement auf der Barca-Webseite. „Die Rechtsabteilung des Clubs prüft nun, ob diese Bemerkungen vor die Disziplinarkommission der UEFA gebracht werden sollen.“
Der Mittwochabend im Bernabeu-Stadion könnte also durchaus noch ein Nachspiel haben, dem streitbaren Trainer droht sogar eine längere Pause. Die UEFA will vorerst den offiziellen Bericht des Schiedsrichters und der Delegierten abwarten, bevor ein mögliches Disziplinarverfahren eröffnet werden kann.
Der Regelfall ist, dass ein vom Spielfeld verbannter Trainer automatisch für die kommende Partie gesperrt wird. Damit dürfte Mourinho im Rückspiel beim Erzrivalen am kommenden Dienstag nicht auf der Real-Bank sitzen. Diese Strafe kann sich jedoch nach UEFA-Angaben bei schweren Vergehen oder im Wiederholungsfall erhöhen. Als Chelsea-Coach musste Mourinho nach kontroversen Aussagen zu einer Schiedsrichterleistung bereits im Jahr 2005 bei den zwei Viertelfinal-Begegnungen gegen Bayern München von außen zuschauen.
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