Themenüberblick

Spektakel auf Kosten der Sicherheit

Die Italien-Rundfahrt trägt schwarz: Nach dem Unfalltod des Belgiers Wouter Weylandt herrschte am Dienstag im Rahmen der vierten Etappe gedrückte Stimmung. Erst nach einer Schweigeminute hatten sich die Fahrer, auch jene des Leopard-Trek-Teams, in Bewegung gesetzt. In die Trauerstimmung mischte sich aber auch Kritik.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Radrennen würden mit immer mehr vermeintlichem Nervenkitzel gewürzt, kritisierten Aktive und die Presse in Spanien. „In den letzten Jahren gibt es die Tendenz, für immer mehr Spektakel zu sorgen. Vor 40 Jahren sind die Profis auf normalen Straßen gefahren und nicht wie wir in den Dolomiten über Schotterpisten. Ich habe nichts gegen schwere Etappen, aber die Sicherheit der Fahrer muss gewährleistet sein“, sagte Pinotti, der Träger des Rosa Trikots vom Sonntag.

Dazu äußerte sich auch die spanische Zeitung „Sport“ am Dienstag: „Der Sport ist in der Hand von Veranstaltern, die möglichst spektakuläre Rennen anbieten wollen, damit die TV-Stationen übertragen. Schmerz, Angst und extreme Leistung verkaufen sich gut. Für die Routen werden immer steilere Anstiege und gefährlichere Abfahrten ausgesucht.“ Weylandt sei das Opfer „einer brutalen Streckenführung“ geworden, befand „El Mundo“.

Risiko und Bewunderung

„El Pais“ hielt fest: „Mehr Spektakel oder mehr Sicherheit - das ist das Dilemma. Die Veranstalter der Etappenrennen suchen immer mehr nach Showeffekten. Zugleich grenzt der Weltverband UCI die Rechte der Fahrer ein.“ Es müssten Maßnahmen getroffen werden, um die Gefahren des Radsports zu begrenzen, schrieb „As“. „Aber ganz ausschließen kann man das Risiko nicht.“

Der englische „Guardian“ verbeugte sich vor den Helden der Landstraße: „Ganz egal, wie viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden - der Radsport bleibt ein Risikosport. Fahrer nehmen ständig Risiken auf sich, die sie durch ihre Fähigkeiten meist sicher umschiffen können. Die Tragödie, die Wouter Weylandt traf, unterstreicht die Gründe, warum einige von uns mit so viel Bewunderung und Respekt auf die Fahrer - sogar die weniger berühmten - schauen.“

„Einfach ein großes Risiko“

Allerdings gehörte der Unfallort Passo del Bocco an sich nicht zu den gefährlichsten Abfahrten des Giro, der wie Tour de France und Vuelta nach immer mehr „Extras“ in der Streckenführung sucht. „200 Fahrer sind mit vollem Tempo eine schmale Straße, die noch dazu durch den harten Winter erhebliche Schäden aufwies, hinuntergefahren. Das ist einfach ein großes Risiko“, sagte dagegen Pinotti.

Link: