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Chronologie der Bestechungsaffäre

Ein Korruptionsverdacht hat Ende 2010 die Doppelvergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 überschattet. Mittlerweile weitete sich die Bestechungsaffäre zum größten Skandal in der 107-jährigen Geschichte des Weltverbandes (FIFA) aus.

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20. Oktober 2010: Die Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria) werden von der FIFA wegen Korruptionsverdachts vorläufig suspendiert. Sie sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der Vergabe der WM 2018 und 2022 zu verkaufen.

18. November: Sechs Funktionäre werden von der FIFA mit Strafen belangt. Die Ethikkommission schließt Adamu für drei Jahre von allen Aktivitäten im Fußball aus, Temarii für ein Jahr. Beide dürfen bei den WM-Vergaben nicht abstimmen. Vier ebenfalls ins Visier geratene ehemalige Offizielle werden ebenfalls gesperrt. „Alle Zweifel sind ausgeräumt“, sagt FIFA-Chef Joseph Blatter.

29. November: Neue Bestechungsvorwürfe gegen drei weitere Exekutivmitglieder: Ricardo Texeira (Brasilien), Nicolas Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun). Die Verfehlungen des Trios sollen schon einige Jahre zurückliegen. „Der Schaden für den Ruf der FIFA ist sehr groß“, sagte Claudio Sulser, Chef der Ethikkommission.

2. Dezember: Die FIFA vergibt die nächsten Weltmeisterschaften nach Russland (2018) und Katar (2022). Beide Länder sind erstmals Veranstalter einer Endrunde.

6. Dezember: Die Wahl Katars gerät immer mehr ins Zwielicht, wiederum tauchen Bestechungsvorwürfe auf. FIFA-Vizepräsident Julio Grondona soll laut einem Bericht als Chef des argentinischen Verbandes (AFA) etwa 59 Millionen Euro aus Katar erhalten haben. Grondona verweigert einen Kommentar dazu: „Ich sage nichts dazu. Ich bin fast 80 Jahre alt. Ich will mich deshalb nicht mehr mit so etwas befassen.“

8. Dezember: Blatter meint: „Wir müssen unser Image verbessern.“

4. Februar 2011: Der Einspruch von Adamu und Temarii gegen die Sperren wird von der FIFA-Berufungskommission abgelehnt.

10. Mai: Der frühere englische Verbandschef David Triesman beschuldigt das FIFA-Quartett Teixeira, Leoz, Vize Jack Warner (Trinidad und Tobago) und Worawi Mukudi (Thailand), unlautere Forderungen vor den WM-Vergaben gestellt zu haben. Der Weltverband will den Vorwürfen nachgehen.

25. Mai: Nun muss sich auch Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam (Katar) vor der einberufenen Ethikkommission verantworten. Es soll um Bestechungsvereinbarungen bei einem Treffen der Karibischen Fußballunion (CFU) vom 10. und 11. Mai gehen. Ins Visier gerät auch FIFA-Vizepräsident Jack Warner (Trinidad & Tobago). Belastungszeuge ist Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer (USA).

27. Mai: Die Ethikkommission nimmt Ermittlungen gegen FIFA-Präsident Blatter auf. Bin Hammam wirft dem Schweizer Amtsinhaber vor, von angeblichen Zahlungen an FIFA-Mitglieder aus der Karibik gewusst, aber zunächst nichts dagegen unternommen zu haben.

28. Mai: Bin Hammam zieht seine Kandidatur für das Präsidentenamt überraschend zurück.

29. Mai: Bin Hammam und Warner werden wegen Korruptionsverdachts für zunächst 30 Tage suspendiert. Sie sollen beim CFU-Treffen versucht haben, für die Wahl des Katarers Bin Hammam Stimmen zu kaufen.

30. Mai: Warner erhebt neue Anschuldigungen gegen Blatter. Der habe dem Kontinentalverband Nord-, Mittelamerika und der Karibik (CONCACAF) ein „Geschenk“ von einer Million Dollar zukommen lassen, das diese „nach eigenem Ermessen“ verwenden könne. Blatter spricht in einer PK am Abend von einer „Spende für wohltätige Projekte zum 50-jährigen Verbandsjubiläum“.

Zudem veröffentlicht Warner einen E-Mail-Schriftverkehr mit FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke, in dem Valcke andeutet, dass Katar die WM 2022 gekauft habe. Das WM-Organisationskomitee Katars dementiert „jegliches Fehlverhalten in Verbindung mit unserer gewonnenen Bewerbung“. Blatter zur Vergabe: „Das Exekutivkomitee hat keine Probleme gesehen.“

31. Mai 2011: Der englische Verband FA fordert eine Verschiebung der Präsidentenwahl. FA-Chef David Bernstein hofft, dass sich andere Verbände seiner Forderung anschließen. Blatter tritt nach bin Hammams Rückzug als einziger Kandidat zur Wahl an.

Außerdem äußern vier FIFA-Hauptsponsoren Kritik an dem Korruptionsskandal und das Führungschaos. Coca-Cola: „beunruhigend und schlecht für den Sport“, adidas: „negativer Tenor (...) weder gut für das Image des Fußballs noch der FIFA und ihrer Partner“, Emirates: „enttäuscht über die Vorfälle, die um die Führung des Sports kreisen“. Und Visa: „Wir bitten die FIFA, alle nötigen Schritte einzuleiten, um die erhobenen Bedenken zu zerstreuen.“

1. Juni 2011: Blatter bleibt vier weitere Jahre Präsident der FIFA. Der 75-Jährige wurde auf dem 61. FIFA-Kongress in Zürich in einer geheimen Wahl mit 186 von 203 Stimmen im Amt bestätigt worden. Blatter war der einzige Kandidat.

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