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„Löwenmähne“ war nicht echt

Kurz nach seinem Dopingouting wurde im Oktober 2009 ein weiteres Detail über Andre Agassi bekannt. Der US-Tennisstar hat jahrelang ein Toupet getragen. In seiner Biografie „Open“ lüftete der heute 41-Jährige dieses lange gehütete Geheimnis um sein einst üppiges Haupthaar, das scheinbar über Nacht von einer kahlen Platte abgelöst wurde.

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In seiner Autobiografie schilderte Agassi, dessen Markenzeichen zu Beginn seiner Karriere als Tennisspieler seine „Löwenmähne“ war, wie ihm plötzlich die Haare auszufallen begannen: „Jeden Morgen finde ich einen weiteren Teil meiner Identität auf dem Kopfkissen, im Waschbecken, im Abfluss.“ Also habe er sich entschlossen, künftig ein Toupet zu tragen.

Schock bei den French Open

Doch das Schicksal spielte dem achtfachen Grand-Slam-Turniersieger übel mit. Als er es 1990 erstmals ins Finale der French Open schaffte, kam es am Vorabend des großen Spiels zu einem Fiasko: Vermutlich als Folge einer falschen Haarspülung begann sich unter der Dusche das sorgsam gepflegte Haarteil in seine Einzelteile aufzulösen. Voller Panik habe er seinen Bruder Philly in sein Hotelzimmer gerufen, schilderte Agassi.

Nach einer eingehenden Untersuchung der verbliebenen Restbestände kam Philly auf die Idee, diese für das Endspiel mittels Haarklammern auf Agassis Kopf festzutackern - wofür insgesamt 20 Klammern nötig waren. „Natürlich könnte ich ohne mein Haarteil spielen. Aber was würden die Journalisten schreiben und sagen, wenn sie plötzlich herausbekämen, dass ich die ganze Zeit ein Haarteil trage?“, schildert der Tennisspieler seine Nöte.

„Gebetet, dass das Haarteil hält“

Deshalb konnte Agassi sein erstes Grand-Slam-Finale nur mit gebremster Kraft bestreiten und verlor gegen Andres Gomez aus Ecuador. Bereits während des Aufwärmtrainings habe er gebetet, schreibt Agassi: „Nicht nur um den Sieg, sondern darum, dass mir das Haarteil nicht vom Kopf fällt.“

Erst 1994 trennte sich Agassi auf Anraten seiner damaligen Frau Brooke Shields endgültig von seinem falschen und den Resten seines echten Haupthaars. „Rasier dir das Haar extrem kurz und fertig“, riet sie ihm. Er habe mehrere Tage über die Qualen, die ihm sein Haar bereite, nachgedacht, und sich dann für die radikale Lösung entschieden, erzählt Agassi. Die Australian Open 1995, die er gewann, waren sein erstes Grand-Slam-Turnier ohne Haare.

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