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Fahrer fast unverletzt

Zwei Horrorunfälle von Audi-Piloten im ersten Drittel des Rennens haben das sportliche Geschehen bei den 24 Stunden von Le Mans in den Hintergrund gedrängt.

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Nachdem weniger als eine Stunde nach dem Start am Samstag um 15.00 Uhr der Schotte Allan McNish nach einer Kollision in die Reifenstapel gekracht war und Teile seines Autos durch die Luft geflogen waren, erwischte es etwa eine Stunde vor Mitternacht auch Vorjahressieger Mike Rockenfeller.

Bei einem Überholmanöver in der Indianapolis-Passage berührte der Deutsche wie schon McNish bei seinem Crash einen vor ihm fahrenden Ferrari der langsameren GT-Klasse. An dieser Stelle erreichen die Audis eine Spitzengeschwindigkeit von über 300 Stundenkilometern.

Autowrack von Allan McNish (GBR)

APA/EPA/Daniel Deme

Von den beiden Audis - hier der von McNish - blieb wenig übrig.

Der Rockenfeller-Audi krachte in die Leitplanken, Teile des Autos flogen wie Geschosse durch die Nacht. Übrig blieb ein völlig zerstörtes Auto. Nach bangen Minuten gaben die Veranstalter dann per Durchsage Entwarnung: Rockenfeller schaffte es aus eigener Kraft aus dem zerstörten Audi. Eine Fleischwunde am Arm war die einzige sichtbare Verletzung. Der Deutsche wurde aber wie zuvor schon McNish zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht und musste die Nacht zur weiteren Beobachtung dort verbringen.

Fassungslosigkeit in der Audi-Box

In der Audi-Box herrschte nach den schrecklichen Bildern vom fast bis zur Unkenntlichkeit zerstörten Wagen Fassungslosigkeit. Am Nachmittag hatte McNish ja schon für ähnliche Bilder gesorgt. Der Schotte krachte mit seinem Wagen mit großer Wucht in die Streckenbegrenzung, der Audi wurde in die Luft geschleudert und drohte sogar über die Barriere zu fliegen. Als die Streckenposten den auf dem Dach liegenden Wagen umgedreht hatten, stieg McNish aber unverletzt aus dem Wrack. „Sie haben ein Auto gebaut, das einen enormen Aufprall übersteht und es dem Fahrer möglich macht, die Tür aufzumachen und unverletzt auszusteigen“, sagte McNish und richtete seinen Dank an die Audi-Designer.

Allan McNish mit einem Streckenposten neben seinem zerstörten Audi

Reuters/Stephane Mahe

Nicht nur McNish musste tief durchatmen.

Trotz der Schwere des Unfalls, der zu einer Katastrophe wie auf den Tag genau vor 56 Jahren in Le Mans hätte führen können, wurde bei ihm lediglich eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert. McNish, der beim Überholen mit seinem Audi den Ferrari von Anthony Beltoise berührt hatte, sollte sich nur ein wenig ausruhen, hieß es. Beltoise kam mit dem Schrecken davon, ebenso wie die unmittelbar am Unfallort stehenden Fotografen und Streckenposten, die vor den umherfliegenden Teilen in Deckung gingen und sich teilweise zum Schutz sogar auf den Boden warfen.

Unweigerlich riefen die Unfälle die Bilder vom schwersten Unglück im Motorsport ins Bewusstsein. Am 11. Juni 1955 waren nach einem Crash zwischen Lance Macklin und Pierre Levegh Teile des Mercedes des Franzosen auf die Haupttribüne geflogen. Über 80 Menschen starben damals, auch Levegh war unter den Opfern.

Wurz beschädigt seinen Peugeot

An der Spitze gab es lange einen Dreikampf zwischen dem letzten noch im Rennen verbliebene Audi R 18 TDI und zwei der drei Peugeot 908. Alexander Wurz, der gemeinsam mit Marc Gene (ESP) und Anthony Davidson (GBR) einen der beiden Peugeot lenkt, rutschte dann um 9.45 Uhr allerdings von der Strecke und beschädigte seinen Wagen an der rechten Vorderseite. Er konnte zur Reparatur zwar noch an die Box fahren, der Kampf um seinen dritten Sieg in Le Mans ist damit aber wohl vorbei. Mit vier Runden Rückstand liegt das Team nun auf dem vierten Rang.

„Er war in der Kurve zu schnell, dann war die Fahrbahn zu Ende, das sollte eigentlich nicht passieren“, erklärte Teamchef Olivier Quesnel. „Ich habe die Balance verloren und bin von der Ideallinie abgekommen und auf den schmutzigen Teil der Fahrbahn“, erklärte Wurz. „Es war mein Fehler, der erste seit 2008. Damit muss ich leben, es tut mir leid für das Team.“

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