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Entscheidungskampf im Krieg der Worte

Der Krieg der Worte im Vorfeld des Titelvereinigungskampfes zwischen IBF- und WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko und WBA-Champion David Haye steht unmittelbar vor einer Entscheidung im Ring. Am Samstagabend werden die beiden Boxer in Hamburg ihren Konflikt mit den Fäusten bereinigen. Zuvor lassen beide jedoch keine Gelegenheit aus, um noch einmal ein Feuerwerk an großen Sprüchen zu zünden.

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„Es wird eine Hinrichtung geben, wie es sie im Boxen noch nicht gegeben hat. Ich weiß, dass Wladimir nicht in der Lage sein wird, mein Feuer zu bändigen. Er wird zerbröckeln“, richtete der „Hayemaker“ seinem Gegner vor dem WM-Spektakel vor 45.000 Fans aus. Allein diese Aussage zeigt, dass es in diesem Kampf um mehr als nur den Titel und Börsen (25 Millionen Euro, die gleichermaßen geteilt werden), sondern vor allem um die Ehre geht.

Zuerst verprügeln, dann ausknocken

Die Klitschkos werden nämlich seit Jahren vom Briten nach Strich und Faden gedemütigt. Nun ist allerdings bald der Moment der Abrechnung für die beiden Boxbrüder gekommen. „Ich bin ein Therapeut und werde dir am 2. Juli eine Behandlung verpassen. Ich werde dich in die Realität prügeln und dich in dein normales Leben zurückholen. Das wird gut für dich sein. Danach wirst du ein besserer Mensch sein und bessere Manieren haben“, versprach „Dr. Stahlhammer“ Klitschko.

Wladimir klitschko steht seinem Konkurrenten David Haye mit erhobener Handfläche gegenüber

dapd/Marius Roeer

Minutenlanges Anstarren gehört seit Muhammad Ali zum guten Ton.

Auch der fünf Jahre ältere Witali, dessen Kampf mit Haye vor wenigen Jahren platzte, weil der Brite mit den Konditionen nicht zufrieden war, kündigte dem Erzfeind einen Abend voller Schmerzen an. „Wladimir wird ihn zwölf Runden lang verprügeln und dann ausknocken. Das ist genau das, was er verdient“, sagte Witali, dessen Bruder Haye als Boxer, aber nicht als Menschen respektiert.

Klitschkos akribische Vorbereitung

Ein sportlicher Respekt, der auch nötig sein wird, denn Haye wird im Gegensatz zu den meisten der bisherigen Herausforderer sein Heil in der Offensive suchen. Der 30-Jährige hat schnelle Fäuste, ist sehr fit und strotzt vor Selbstvertrauen. Für Klitschko sprechen wiederum die Routine, die größere Reichweite, der wuchtige Jab und die zielsichere Schlaghand. „Er sieht gut aus, ich werde im Ring gefordert werden“, weiß Klitschko über die Qualitäten seines Gegners.

Wladimir Klitschko posiert mit seinen vielen WM-Gürtel während David Haye nur mit einem WM-Gürtel daneben steht

Reuters/Fabian Bimmer

Die Präsentation der WM-Gürtel ist für Klitschko ein gutes Krafttraining.

Nicht zuletzt deshalb hat sich Klitschko akribisch wie selten zuvor vorbereitet. Vier Sparringpartner, die allesamt Haye in Statur und Stil ähnelten, hat der Ukrainer verschlissen. „Wladimir ist fokussiert wie immer, weil wir wissen, dass Haye einer der stärksten Gegner ist, die es derzeit gibt. Unruhig sind wir deshalb aber nicht“, sagte Coach Emanuel Steward. Auch Trainingskollege Jarrell Miller ist sicher: „Wenn Haye mehr als sieben Runden durchhält, wäre das eine Überraschung. Er wird unter Wladimirs Druck zusammenbrechen.“

Vorfreude auf 50. Knock-out

Das Ballyhoo, wie man es seit den Tagen des großen Muhammad Ali nicht mehr erlebt hat, wurde auch beim obligatorischen „Stare-down“, bei dem man einander minutenlang in die Augen starrt, fortgesetzt. Dabei zeigte Klitschko seinem Gegner siegessicher die linke Hand, auf der die Zahl 50 geschrieben war. „David Haye ist mein 50. Knock-out. Es ist ein Jubiläum, auf das ich mich freue“, sagte Klitschko, der bisher 55 Siege in 58 Profikämpfen gefeiert hat.

Sollte der Ukrainer am Samstag seinen 56. Erfolg feiern, könnte es allerdings lange dauern, bis die Fans wieder ein derartiges Highlight im Schwergewichtsboxen zu sehen bekommen. Verliert nämlich Haye seinen WBA-Titel, dann würden die Klitschkos alle vier Gürtel der bedeutendsten Verbände im Familienbesitz und damit ihren großen Traum erfüllt haben.

Uneinigkeit bei Ex-Weltmeistern

Zwei ehemalige Weltmeister haben indes gänzlich unterschiedliche Meinungen, was den Ausgang des Kampfes betrifft. „Er hat die Schnelligkeit, die Wendigkeit, die Ausdauer und die Kraft, das zu schaffen“, räumt Lennox Lewis seinem Landsmann Haye doch Chancen ein, gegen Klitschko bestehen zu können.

Mike Tyson legte sich indes ganz klar fest: „Ich sehe keine Chance für Haye, wenn ich die Situation logisch betrachte. Klitschko hat keine Schwachpunkte, es sei denn er bekommt einen Herzinfarkt in diesem Kampf.“ Tyson prophezeit Haye ein schnelles Ende: „Als objektiver neutraler Beobachter muss ich sagen, dies ist ein Zwei- oder Dreirundenkampf.“

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