Kampf gegen einen „beschissenen Esel“
Der Kampf um den WBA-Titel zwischen Wladimir Klitschko und David Haye am Samstag in Hamburg gilt als das spannendste Duell im Schwergewicht seit Lennox Lewis gegen Mike Tyson im Jahr 2002. Damals kam es im Vorfeld des Kampfes bei einer Pressekonferenz zu einer veritablen Schlägerei. Ein Szenario, dass auch bei Klitschko und Haye durchaus vorstellbar wäre, können sich beide doch so gar nicht leiden.
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Die abgrundtiefe Abneigung fand ihren Ursprung in einer Geschmacklosigkeit vonseiten Hayes. Der 30-Jährige entpuppte sich bereits 2009 als Meister der Provokation, als er sich vor dem damals angesetzten WM-Kampf gegen Witali Klitschko, der wegen einer Rückenverletzung von Haye schließlich abgesagt werden musste, in Magazinen und auf T-Shirts mit einer Fotomontage präsentierte, auf der er die abgetrennten Köpfen der Boxbrüder in Händen hält.

usa prk
Dieses T-Shirt war der Stein des Anstoßes für die Erzfeindschaft.
Vor zwei Wochen legte der Brite nach und brachte ein Handyspiel, bei dem einem nicht näher identifzierten Osteuropäer der Kopf abgeschlagen werden muss, auf den Markt. Zwischen den promovierten Sportwissenschaftlern, die Haye gerne auch als „Schwestern“ verhöhnt, entbrannte bereits nach der Aktion mit der Fotomontage ein Streit, wer denn dem großmäuligen Briten eine Lektion erteilen dürfe. Am Ende setzte sich schließlich der Jüngere, Wladimir, durch. „Dieses T-Shirt hat mich persönlich getroffen. Ich werde ihn im Ring dafür bestrafen“, versicherte der 35-Jährige.
Bewusste Provokationen
Haye selbst gab im Vorfeld des Duells gegen den WBO-, IBF- und IBO-Weltmeister zu, diese Provokationen ganz bewusst einzusetzen. „Ich überlege mir, wie ich aus einem Kampf ein Drama mache, wie ich Schlagzeilen produzieren kann. Die Leute sollen denken, wer ist dieser Kerl? Und dann schauen sie den Kampf an, weil sie wissen wollen, ob ich was kann. Oder weil sie hoffen, dass ich verprügelt werde. Mein Gegner soll wütend auf mich sein. Er soll mich hassen“, gab der Brite in einem Interview mit dem „Spiegel“ unverblümt zu.
„Beschissener Esel“ und „fette Puddings“
Mittlerweile wird der Kampf auch mit dem martialischen Motto „The War“ vermarktet, was nicht zuletzt an der mehr als flegelhaften Wortwahl des Briten liegt. Klitschko sei „kein geborener Fighter“ wie er selbst, erklärte Haye. „Wenn wir beide Tiere wären, dann wäre ich ein Leopard und er ein beschissener Esel“, war nur einer der vielen verbalen Tiefschläge von Haye, der auch gern im Ring etwas weiter unten hinlangen würde: „Ich würde ihm am liebsten in die Eier hauen, wenn der Ringrichter nicht hinschaut.“
Auch an der Karriere von Klitschko ließ Haye, der es in 26 Profikämpfen auf 25 Siege, davon 23 durch K. o., brachte, kein gutes Haar. „Ich gehöre nicht zu den handverlesenen Gegnern aus Amerika, die nur ihre Schecks abgeholt haben. Klitschkos Karriere wurde gemacht, ich habe meine erarbeitet. Er hat doch nur gegen fette Puddings gekämpft, die sich nicht wehren konnten. Nun trifft er zum ersten Mal auf einen Gegner, der fitter ist als er, der besser boxt“, ist der Mann mit jamaikanischen Wurzel väterlicherseits überzeugt.
Handschlag erst im Krankenhaus
An seinem Sieg in der 45.000 Zuschauer fassenden Arena des deutschen Bundesligisten Hamburger SV hegt Haye keine Zweifel. „Ich werde ihn zerstören, so schnell wie möglich. Schön, dass er alle meine Kämpfe auf Video gesehen hat. Das wird ihm aber nicht helfen, weil ich mich neu erfinden werde. Ich bin schneller und stärker als je zuvor“, richtete Haye aus, der erklärte, seinem Gegner erst die Hand zu geben, wenn er diesen am Sonntag im Krankenhaus besuche.
Ein Traumszenario für das Ende des Kampfes hat sich Haye ebenfalls schon ausgedacht. „Ich sehe seinen Bruder Witali, er steht am Ring und schwenkt die weiße Fahne. Er will den Kampf stoppen, weil er weiß, dass Wladimir schlimme Schmerzen hat“, erklärte Haye, der auch bereits davon spricht, nach Wladimir den älteren Witali auf die Bretter zu schicken. Am Samstag wird sich dann weisen, ob Haye den großen Worten auch Taten folgen lassen kann.
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