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Schrittweise Reformierung der Ski

Der Internationale Skiverband FIS will die extreme Form der Carvingski schrittweise zurückfahren. Durch die starke Taillierung der Ski konnten die Läufer die Kurven enger und schneller fahren, damit stieg aber auch die Anzahl der Verletzungen sprunghaft. Laut ORF-Radio beschloss die FIS die Reform am Freitag, die neuen Maßnahmen werden ab der Saison 2012/13 im Riesentorlauf gelten.

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FIS-Renndirektor Günter Hujara möchte durch die Änderung der Bauweise die Sicherheit der Läufer erhöhen, indem man das "aggressive Potenzial aus dem Ski“ herausnimmt, wie er im Ö1-Mittagsjournal sagte. Die Ski werden wieder länger und schmäler, der Radius der Taillierung größer. Die Mindestlänge soll künftig 1,95 m (Herren/bisher 1,85 m) bzw. 1,88 (Damen/bisher 1,80 m) betragen.

Feilschen um Veränderungen

Entscheidend ist aber, dass der Ski vor der Bindung nur noch höchstens 95 mm breit sein darf und der Radius, der die Kurvenlänge entscheidend beeinflusst, von 27 gleich auf 40 m (Damen von 23 auf 35 m) vergrößert wurde. Großes Interesse an der Abschwächung der Taillierung hat der ÖSV, der im vergangenen Winter unter einer Verletzungsserie seiner Läufer litt. Experten der Universität Salzburg, der FIS und des ÖSV einigten sich gemeinsam mit der Industrie auf diese Änderungen.

FIS-Renndirektor Günter Hujara trägt Skier auf der Schulter

GEPA/Walter Luger

Günther Hujara will das Risiko im Skiweltcup minimieren.

Die RTL-Ski werden künftig einen Radius von 40 Metern haben. „Das hat sich wissenschaftlich ergeben“, erklärte Hujara. Details stehen aber noch nicht fest: „Da gibt es noch ein Feilschen um die letzten Maße“, fügte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hinzu.

Rennläufer für Reform

Topläufer wie Benjamin Raich begrüßen den Beschluss der FIS. „Man sieht einfach, wie viele Probleme die Fahrer mit Rücken und Knie haben. Ich denke, dass einige Punkte dabei sind, die helfen werden", sagte der Tiroler, der die extremen Belastungen der Carver am eigenen Leib erfahren musste. Rückenprobleme hatten den Tiroler vergangene Saison geplagt, bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen riss dann auch noch das linke vordere Kreuzband.

Damen-Cheftrainer Herbert Mandl war schon im Vorjahr vehement für eine Reform eingetreten: „Weg mit den Carvingski. Dann hätten wir zwei Drittel Kreuzbandrisse weniger, und die Zuschauer würden wieder mehr sehen, weil die Läufer wieder aktiver Ski fahren müssen.“

Verletzungen als Auslöser

Grund für das Umdenken bei der FIS war die steigende Anzahl an Verletzungen. Allein die ÖSV-Herren mussten vergangenen Winter neben Raich mit Hannes Reichelt, Marcel Hirscher, Georg Streitberger, Mario Scheiber und Hans Grugger mit seinem Horrorsturz in Kitzbühel einen Großteil seiner besten Fahrer vorgeben. „Unglaublich, da fehlen einem die Worte“, war Herren-Chef Mathias Berthold angesichts der Verletzungsserie fassungslos.

Schuld an den zunehmenden Unfällen haben aber nicht allein die Carver. Als Risikofaktoren im Rennsport gelten die gesamte Ausrüstung - Ski, Bindung, Platte, Schuh -, wechselnde Schneeverhältnisse, körperliche Fitness, Tempo, Kurssetzung und Übermüdung der Läufer. Allerdings: „Die Kombination aggressiver Schnee und aggressive Fahrweise scheint das Hauptproblem zu sein, deshalb sollten die Ski weniger aggressiv sein“, meinte Atomic-Chef Michael Schineis.

Carver revolutionierten Skisport

Als vor etwa 13 Jahren die Carvingski im Rennsport auftauchten, leiteten sie eine Revolution ein: Extrem enge Radien konnten plötzlich im Höchsttempo gefahren werden. Die Skitechnik haben sie nach Ansicht von Mandl aber nicht zum Vorteil geändert: „Heute fallen die Läufer nur noch von einer Seite auf die andere um und stemmen sich gegen die auftretenden Außenkräfte“, befindet der ÖSV-Trainer.

Zukünftig müssen nicht nur die Rennläufer, sondern auch die zahlreichen Hobbyläufer ihre Technik wieder ändern. Die schrittweise Abschwächung der Taillierung bei den Rennski zwingt die Industrie, ihre Produktion auch für die Freizeitfahrer umzustellen. Wird gar das klassische Wedeln wieder „in“?

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