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Zu schnell, zu viele Autos

Nach dem Unfalltod des zweifachen britischen Indianapolis-500-Siegers Dan Wheldon beim Finale der diesjährigen IndyCar-Serie am Sonntag in Las Vegas haben sich in die Trauer auch schon kritische Töne gemischt. Den Veranstaltern der Rennserie steht nun eine Sicherheitsdiskussion bevor.

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Im Vordergrund steht die Frage, ob es klug war, das Rennen überhaupt auf dem Las Vegas Motor Speedway auszutragen. Der Kurs ist - so wie etwa auch der in Indianapolis - eine extrem schnelle Strecke mit Steilkurven und ohne Auslaufzone, auf der noch dazu seit elf Jahren kein IndyCar-Rennen mehr stattfand.

Der verunglückte Motorsportler Dan Wheldon

APA/EPA/Steve C. Mitchell

Für Wheldon kommen die Diskussionen zu spät

Auch das nicht weniger als 34 Piloten umfassende Teilnehmerfeld, in dem sich nicht nur Routiniers, sondern auch wenig erfahrene Motorsportler befanden, die für die hohen Geschwindigkeiten bis zu 360 km/h und den Kampf über 200 Runden nur ungenügend vorbereitet waren, scheint manchem der falsche Zugang zu sein.

Die Verantwortlichen halten sich vorerst bedeckt, werden in weiterer Folge aber um konkrete Aussagen zum Thema Sicherheit nicht herumkommen. Das prophezeit etwa der US-Berater Ernest DelBuono, der Großfirmen und staatlichen Stellen in Sachen Krisenkommunikation zur Seite steht: „Sie werden Sicherheitsthemen diskutieren müssen.“ Bereits fix ist, dass es in der kommenden Saison ein neues Chassis für die Autos geben wird, das den verstärkten Sicherheitsmaßnahmen entgegenkommt. Ausgerechnet Wheldon war heuer viel mit dem Testen dieses Autos beschäftigt gewesen.

Mehrere Unsicherheitsfaktoren

Bei Indy-Rennen gibt es einfach zu wenig Platz", erklärte Nigel Mansell, der sich 1992 den WM-Titel in der Formel 1 geholt und ein Jahr später in der IndyCar-Serie triumphiert hatte. „Wenn ein Unfall passiert, bist du in Sekundenbruchteilen in der Mauer. Und 34 Autos, die mit 220 Meilen in der Stunde auf einer eineinhalb Meilen langen Strecke unterwegs sind, sind einfach zu viele“, so der Brite weiter. „Das Problem ist, dass es keine kleinen Unfälle sind, wenn welche passieren. Außerdem waren einige Neulinge dabei und andere Fahrer, die ihr erstes Saisonrennen bestritten haben.“

Red-Bull-Pilot Mark Webber nimmt an, dass die IndyCar-Serie aus dem Unfall ihre Lehre ziehen wird: „Ich glaube, dass Rennen in einer großen Gruppe besonders gefährlich sind. Dass diese Einsitzer in einem Oval bei 350 km/h Rad an Rad unterwegs sind, das wird man sich vielleicht ansehen müssen. Ich bin nie in einem Oval gefahren, aber viele meiner Freunde. Und ich weiß, dass sie Verbesserungen wollen.“

Für Derek Warwick, der nach seiner Formel-1-Karriere auch in Le Mans erfolgreich war, liegt das Problem vor allem bei den Fahrern selbst: „Ich bezweifle manchmal das Talent der Piloten bei IndyCar-Rennen, die Unerfahrenen unter ihnen haben sehr oft Unfälle. Fahrer, die in die Formel 1 kommen, sind alles tolle Piloten, die schon Meisterschaften gewonnen und ihren Weg über die Formel 3 bis zur GP2 gemacht haben, bevor sie die Superlizenz für die Formel 1 bekommen.“

„Die gefährlichste Motorsport-Formelserie“

NASCAR-Meister Jimmie Johnson wiederum forderte ein Ende der offenen Wagen auf IndyCar-Strecken. „Ich würde nicht auf Ovalkursen fahren. Es kommt zu Situationen, wo das Auto bei hoher Geschwindigkeit abhebt. Und dann kannst du es nicht mehr kontrollieren“, sagte der US-Amerikaner, der nach der Geburt seiner Tochter seiner Frau versprechen musste, niemals ein IndyCar-Rennen zu fahren.

Ex-Formel-1-Champion Jody Scheckter zeigte sich ebenfalls äußerst besorgt - schließlich ist auch sein Sohn Tomas Teil der Rennserie. „Es ist derzeit die gefährlichste Motorsport-Formelserie“, sagte der 61-Jährige, der den Horrorcrash live miterlebte. „Es war unvermeidbar, dass irgendjemand einen Unfall verursacht.“ Seinen Sprössling will er vom IndyCar wegbringen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich möchte, dass er aufhört“, betonte Scheckter.

Blumen vor einem Bild des verunglückten Rennfahrers Dan Wheldon

AP/Michael Conroy

Große Anteilnahme nach dem Tod des zweifachen Indy500-Siegers

„Ein unglücklicher Teil unseres Sports“

Auch am Tag nach dem Tod des 32-jährigen Vaters zweier kleiner Söhne gab es zahlreiche Beileidsbekundungen aus der Welt des Sports. Darunter waren Englands Teamstürmer Wayne Rooney ebenso wie NBA-Star LeBron James und die ehemaligen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Emerson Fittipaldi. „Ich habe in meinem Leben viele gute Fahrer frühzeitig von uns gehen gesehen“, erklärte Fittipaldi, der neben seinen Formel-1-Erfolgen auch auf zwei Siege bei den Indy 500 verweisen kann. „Das ist ein unglücklicher Teil unseres Sports.“

Inzwischen wurden der US-Amerikaner John Hildebrand und die Britin Pippa Mann, die schon zu Beginn des Rennens verletzt wurden, wieder aus dem Spital entlassen - beide werden laut Ärzten wieder voll genesen.

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