Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen
Gregor Schlierenzauer hat seiner einzigartigen Karriere einen weiteren Meilenstein hinzugefügt. Der Tiroler gewann am Freitag erstmals die Vierschanzentournee. Schlierenzauer reichte dafür Platz drei im abschließenden Springen in Bischofshofen, das wegen starken Schneefalls nach nur einem Durchgang in die Wertung kam.
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Dahinter machten Titelverteidiger Thomas Morgenstern und Andreas Kofler den ersten ÖSV-Dreifachsieg in der Tournee seit 37 Jahren perfekt. Weltcup-Spitzenreiter Kofler landete beim Tournee-Finale nach einem Absturz nur auf Rang 27, womit er im Schlussklassement von Morgenstern, der vor 25.000 Zuschauern seinen ersten Saisonsieg feierte, noch überholt wurde.

APA/Robert Parigger
Das Podest der 60. Vierschanzentournee war komplett in österreichischer Hand
Nachdem er sich mit dem Triumph bei der 60. Tournee einen Kindheitstraum erfüllt hatte, übermannten Schlierenzauer die Gefühle. Ausgelassen bejubelte er am Vorabend seines 22. Geburtstages den ersehnten Erfolg, dem er fünf Jahre hinterhergejagt war. „Mir fehlen die Worte, es ist unbeschreiblich. Ich habe lange dafür gekämpft. Mein großer Traum, die Tournee zu gewinnen, ist in Erfüllung gegangen. Ich bin schon sehr oft knapp gescheitert, aber heute habe ich die Nerven behalten“, erklärte der Weltmeister von Oslo unter Freudentränen.
Morgenstern feiert ersten Saisonsieg
Den Tagessieg bei schwierigen Bedingungen holte sich Morgenstern vor dem Norweger Anders Bardal, der ebenfalls auf 135 m gesprungen war. Auch beim 25-jährigen Kärntner war die Freude groß: „Das ist ein sensationelles Gefühl. Die Stimmung hier ist einfach ein Wahnnsinn. Der Sieg nimmt auch viel Druck von mir. Ich genieße das einfach“ sagte Morgenstern.
Er habe es einfach zu viel gewollt, gab Kofler zu. „Es war so, dass ich riskiert habe und deshalb verloren habe. Ich bin zufrieden mit der Tournee, es waren sehr, sehr gute Sachen dabei, das stimmt mich positiv“, erklärte der 27-jährige Tiroler. Auch ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner sah es ähnlich. „Er war ein bisschen zu ungeduldig und wollte voll angreifen. Man kann den Bogen bei der Kulisse in Bischofshofen leicht überspannen, das ist ihm leider passiert“, meinte Pointner.
Vierter ÖSV-Gesamtsieg in Folge
Schlierenzauer ist nach Wolfgang Loitzl, Kofler und Morgenstern der vierte ÖSV-Tournee-Gewinner in Folge, eine derartige Serie ist ein Novum in der 60-jährigen Geschichte der Skisprungserie. Der Stubaier hatte den Grundstein für den Triumph mit Siegen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen gelegt. In Innsbruck musste er dem zuvor beide Male zweitplatzierten Kofler zwar den Vortritt lassen. Beim verschneiten Finale brachte er seinen Vorsprung mit einem 131-m-Satz aber auch dank des Absturzes des schärfsten Rivalen locker ins Trockene.
Nach fünf vergeblichen Anläufen klappte es für Schlierenzauer, der schon zweimal als Halbzeitführender gescheitert war, endlich mit dem ersten Tournee-Sieg. Er gewann 25,8 Punkte vor Morgenstern und 36,9 vor Kofler, der Bardal um 1,9 Zähler auf Distanz hielt.
Kofler durfte nach seinen 122 m im ersten Durchgang als einziger der Topleute nochmals springen, starke 140 m kamen aber nicht mehr in die Wertung. Die Top 20 kamen nach einer halbstündigen Unterbrechung wegen besonders starken Schneefalls nicht mehr zum Zug. „Es ist nicht mehr gelungen, gleiche Bedingungen zu gewährleisten, deshalb der Abbruch“, begründete FIS-Renndirektor Walter Hofer die Entscheidung.
„Darauf können wir wirklich stolz sein“
Morgenstern stellte damit den neuerlichen „Sweep“ für den ÖSV sicher. Alle vier Tournee-Bewerbe waren zuletzt 2009/10 an Österreich gegangen, als Kofler (Oberstdorf), Schlierenzauer (Garmisch, Innsbruck) und Morgenstern (Bischofshofen) erfolgreich waren. Der ÖSV-Triplesieg ist der erst dritte in der Tournee-Historie. „Darauf können wir wirklich stolz sein“, betonte Pointner. 1954/55 schaffte das ein finnisches Trio, 1974/75 standen die Österreicher Willi Pürstl, Edi Federer und Karl Schnabl gemeinsam auf dem Podest.
Wie der ebenfalls von Wetterkapriolen beeinträchtigte Auftakt in Oberstdorf, als sich der Norweger Tom Hilde einen Wirbelbruch zuzog, hatte auch der Tournee-Abschluss ein Verletzungsopfer zu beklagen. Der im ersten Durchgang gestürzte Tscheche Lukas Hlava erlitt einen offenen Nasenbeinbruch.
Tournee-Finale in Bischofshofen
Endstand nach einem Durchgang: |
1. |
Thomas Morgenstern |
AUT |
135,0 |
138,7 |
2. |
Anders Bardal |
NOR |
135,0 |
136,5 |
3. |
Gregor Schlierenzauer |
AUT |
131,0 |
128,4 |
4. |
Robert Kranjec |
SLO |
129,0 |
126,8 |
5. |
Daiki Ito |
JPN |
130,5 |
126,2 |
6. |
Roman Koudelka |
CZE |
129,5 |
124,0 |
7. |
Michael Hayböck |
AUT |
135,0 |
123,9 |
8. |
Dimitri Wassiliew |
RUS |
130,0 |
123,1 |
9. |
Kamil Stoch |
POL |
129,0 |
121,9 |
10. |
Richard Freitag |
GER |
125,5 |
119,0 |
11. |
Atle Pedersen Rönsen |
NOR |
127,0 |
118,4 |
. |
Kenneth Gangnes |
NOR |
127,5 |
118,4 |
13. |
Yuta Watase |
JPN |
126,0 |
117,1 |
14. |
Maximilian Mechler |
GER |
126,0 |
117,0 |
15. |
Martin Koch |
AUT |
124,0 |
116,7 |
16. |
Junshiro Kobayashi |
JPN |
127,0 |
115,5 |
17. |
Michael Neumayer |
GER |
125,5 |
115,2 |
18. |
Denis Kornilow |
RUS |
124,5 |
113,6 |
19. |
Jurij Tepes |
SLO |
123,0 |
113,5 |
20. |
Peter Prevc |
SLO |
122,5 |
112,8 |
21. |
Wolfgang Loitzl |
AUT |
122,5 |
112,5 |
22. |
Jakub Janda |
CZE |
124,0 |
112,0 |
23. |
Taku Takeuchi |
JPN |
121,5 |
111,6 |
24. |
Rune Velta |
NOR |
121,5 |
111,1 |
25. |
Jure Sinkovec |
SLO |
122,0 |
110,4 |
26. |
Manuel Fettner |
AUT |
122,5 |
109,7 |
27. |
Andres Kofler |
AUT |
122,0 |
108,5 |
28. |
Maciej Kot |
POL |
122,5 |
107,6 |
29. |
Anssi Koivuranta |
FIN |
121,5 |
107,1 |
30. |
Severin Freund |
GER |
120,5 |
105,4 |
34. |
David Zauner |
AUT |
116,0 |
100,2 |
49. |
Lukas Müller |
AUT |
110,5 |
86,0 |
54. |
Stefan Kraft |
AUT |
108,0 |
82,5 |
57. |
Mario Innauer |
AUT |
108,5 |
78,0 |
59. |
David Unterberger |
AUT |
106,0 |
75,5 |
60. |
Manuel Poppinger |
AUT |
100,0 |
68,7 |
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