„Es gibt kein schöneres Wochenende“
Auf der Streif ist am Samstag Geschichte geschrieben worden. Bei seinem letzten Rennen in Kitzbühel konnte Didier Cuche nach 1998, 2008, 2010 und 2011 die Abfahrt zum fünften Mal gewinnen. Der 37-jährige Schweizer verdrängte damit auch Österreichs Skilegende Franz Klammer und ist nun alleiniger Rekordhalter. Die Siegerzeit auf der stark verkürzten Strecke betrug diesmal nur 1:13,28 Minuten.
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Die ÖSV-Asse schlugen sich bei schwierigen, aber immerhin konstanten Bedingungen hervorragend. Romed Baumann belegte bei dichtem Schneefall mit einem Rückstand von 0,24 Sekunden den zweiten Platz. Klaus Kröll schaffte als Dritter (+ 0,30) den Sprung auf das Podest. Bei der Siegerehrung der besten sechs Läufer am Abend war auch Joachim Puchner dabei, der bis zur Cuche-Fahrt in Führung lag und am Ende Platz vier (0,36) belegte.

APA/Georg Hochmuth
Didier Cuche ist nach seiner starken Fahrt im siebten Kitzbühel-Himmel
Trotz des mannschaftlichen ÖSV-Erfolges war der Mann des Tages in Kitzbühel wieder Cuche. „Ich wusste vor dem Start, dass das mein letztes Rennen ist. Trotzdem bin ich locker geblieben und habe meine Leistung gebracht. Es gibt kein schöneres Wochenende. Jetzt fehlt mir nur die Kombination und der Slalom, aber diese Ski stehen schon bei mir im Keller“, war der Schweizer, der 2010 auch den Super-G in Kitz gewonnen hatte, nach seinem Hattrick verständlicherweise zum Scherzen aufgelegt.
Klammer zieht trotz Verkürzung den Hut
Die prickelnde Streif-Atmosphäre kam allerdings nicht unbedingt auf, denn aufgrund der Wetterverhältnisse musste das Rennen erstmals seit dem Jahr 2003 bei der Alten Schneise gestartet werden. Die Fahrtzeit reduzierte sich damit um rund 45 Sekunden. Schlüsselstellen wie die Mausefalle, Steilhangausfahrt oder der Ziehweg mussten nicht gefahren werden. Auch der Neuschnee machte die Strecke etwas langsamer.
Hausbergkante, Traverse und Zielschuss waren allerdings die übliche Herausforderung für die Läufer. Und genau dort holte Cuche die entscheidende Zeit. „Er ist im unteren Teil wieder sensationell gefahren. Didier ist hineingetaucht und hat als einziger die Linie perfekt erwischt. Er ist der Kaiser von Kitzbühel. Ich kann gut damit leben, dass ich den Rekord an ihn verloren habe“, streute Klammer dem Schweizer Rosen. Da Cuche aber nach 1998 wieder eine „halbe“ Abfahrt gewann, meinte Klammer aber auch augenzwinkernd: „Also insgesamt hat er eigentlich auch nur viermal gewonnen.“
„Sensationelles Resultat“ für Baumann
Bei der Fahrt von Baumann musste Cuche allerdings ordentlich zittern. Der Tiroler lag bei der letzten Zwischenzeit klar vor dem Schweizer, verlor aber im unteren Teil 0,49 Sekunden. „Bei dieser kurzen Laufzeit darf man sich keinen Fehler erlauben und muss voll attackieren. Das ist mir aufgegangen. Damit bin ich sehr zufrieden. Ich war auch die ganze Zeit auf ein Rennen eingestellt“, erklärte Baumann sein Erfolgsrezept.
Dass er sogar den Sieg vor Augen hatte, kümmerte den 25-Jährigen nicht, mit Platz zwei war er mehr als zufrieden. „Das ist ein sensationelles Resultat, mein bisher größter sportlicher Erfolg. Der zweite Platz hier ist mir mehr wert als mein Sieg in der Superkombination. Hier in Kitzbühel ist das ein Wahnsinn. Ich bin super happy“, sagte Baumann.

GEPA/Hans Simonlehner
Baumann fand trotz dichten Schneefalls eine schnelle Linie
Kröll trauert über verlorene Zeit
Etwas unglücklicher war hingegen Kröll über seine Platzierung. „Vor dem Oberhaus habe ich die Spur verloren. Die Brille war zu, ich habe nichts mehr gesehen. Dann war ich mit dem Außenski im Schnee draußen, da hat es mächtig gebremst. Unten habe ich Gas gegeben. Schade, diese drei Zehntel wären locker drinnen gewesen“, erklärte der 31-jährige Steirer seinen Verdruss. Für Cuche hatte er aber nur Lob: „Cuche dürfte unten wieder ganz gewaltig gefahren sein. Jetzt hat er es fünfmal gewonnen, auch nicht schlecht.“
Für Puchner ist Platz vier indes ein großartiger Erfolg. Der 24-Jährige profitierte allerdings auch von seiner frühen Startnummer. „Es war schon ein Schnee drinnen, aber der war relativ leicht. Man musste genau die Spuren treffen, das ist mir nicht so schlecht gelungen. Ich habe meine Nummer gut ausgenützt. Vierter ist natürlich undankbar, aber in Kitzbühel kann ich mich trotzdem darüber freuen“, sagte Puchner. Auch Kröll sah die Verhältnisse eigentlich fair: „Die Ideallinie war relativ frei vom Schnee.“
Schrecksekunde für Miller
In den Morgenstunden wären die Bedingungen vom Wetter her und dank der Nachtarbeit von 500 Helfern auch auf der Piste perfekt gewesen. Doch im Laufe des Vormittags kam das prognostizierte Schlechtwetter. Die Jury entschied aber, das Rennen durchzupeitschen. Das auch die verkürzte Streif ihre Tücken hat, bekam Bode Miller zu spüren. Dem US-Amerikaner verschlug es in der Traverse den Ski. Miller konnte aber bei Höchstgeschwindigkeit akrobatisch einen Sturz vermeiden.
Eine Talentprobe lieferte aus ÖSV-Sicht noch Max Franz ab. Der 22-Jährige kam mit der Startnummer 42 auf den 13. Platz und wurde viertbester ÖSV-Läufer. „Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Die Verhältnisse sind mir auch ein wenig entgegengekommen. Bei der Hausbergkante habe ich ein bisschen gezaubert, aber ansonsten ein sehr guter Lauf“, sagte Franz, der bei seinem Debüt vor Mario Scheiber (15.), Hannes Reichelt und Georg Streitberger (jeweils 21.) blieb. Während die Österreicher damit weiter auf den ersten Kitz-Sieg seit Michael Walchhofer 2006 warten müssen, feierten die Schweizer ihren fünften Erfolg in Serie.
Christian Wagner, ORF.at
Herren-Abfahrt in Kitzbühel
1. |
Didier Cuche |
SUI |
1:13,28 |
2. |
Romed Baumann |
AUT |
1:13,52 |
3. |
Klaus Kröll |
AUT |
1:13,58 |
4. |
Joachim Puchner |
AUT |
1:13,64 |
5. |
Johan Clarey |
FRA |
1:13,68 |
6. |
Beat Feuz |
SUI |
1:13,73 |
7. |
Andrej Sporn |
SLO |
1:13,75 |
8. |
Stephan Keppler |
GER |
1:13,76 |
9. |
Adrien Theaux |
FRA |
1:13,78 |
10. |
Jan Hudec |
CAN |
1:13,86 |
11. |
Erik Guay |
CAN |
1:13,91 |
12. |
Travis Ganong |
USA |
1:13,92 |
13. |
Max Franz |
AUT |
1:13,94 |
14. |
Aksel Lund Svindal |
NOR |
1:13,95 |
15. |
Mario Scheiber |
AUT |
1:13,96 |
16. |
Christof Innerhofer |
ITA |
1:13,97 |
17. |
Marc Gisin |
SUI |
1:13,99 |
. |
Marco Sullivan |
USA |
1:13,99 |
19. |
Yannick Bertrand |
FRA |
1:14,08 |
20. |
Didier Defago |
SUI |
1:14,19 |
21. |
Hannes Reichelt |
AUT |
1:14,22 |
. |
Georg Streitberger |
AUT |
1:14,22 |
23. |
Guillermo Fayed |
FRA |
1:14,24 |
24. |
Patrick Küng |
SUI |
1:14,41 |
. |
Silvan Zurbriggen |
SUI |
1:14,41 |
26. |
Ambrosi Hoffmann |
SUI |
1:14,52 |
27. |
David Poisson |
FRA |
1:14,56 |
28. |
Hans Olsson |
SWE |
1:14,59 |
29. |
Bode Miller |
USA |
1:14,63 |
30. |
Markus Dürager |
AUT |
1:14,70 |
39. |
Johannes Kröll |
AUT |
1:14,87 |
40. |
Matthias Mayer |
AUT |
1:14,91 |
46. |
Manuel Kramer |
AUT |
1:15,14 |
50. |
Ivica Kostelic |
CRO |
1:15,30 |
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