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Italiener verhindert ÖSV-Sieg

Im reifen Sportleralter von 31 Jahren hat Cristian Deville am Sonntag in Kitzbühel seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Der Italiener gewann den Slalom auf dem Ganslernhang vor allem dank eines starken zweiten Durchgangs überlegen 0,72 Sekunden vor dem Tiroler Mario Matt, der nach dem ersten Lauf geführt hatte. Der Kroate Ivica Kostelic wurde Dritter und übernahm die Führung im Gesamtweltcup.

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Der bisherige Spitzenreiter Marcel Hirscher fädelte im zweiten Durchgang ein und schied damit wie vor einer Woche in Wengen aus. Die Kitzbühel-Rennen gingen bereits zum dritten Mal in Serie ohne ÖSV-Sieg zu Ende, für den bis dato letzten hat Klaus Kröll im Super-G 2009 gesorgt, letzter Slalom-Sieger bleibt Manfred Pranger 2005.

Kostelic gewann die klassische Kombination von Kitzbühel vor den beiden Schweizern Beat Feuz und Silvan Zurbriggen und sammelte damit gleich 160 Punkte. Der Titelverteidiger ist wie vor einem Jahr voll auf Kurs Richtung große Kristallkugel, sein Guthaben auf Hirscher beträgt nach dem Hahnenkamm-Wochenende 130 Zähler. Auch in der Slalom-Wertung hat Kostelic klar die Nase vorne, er führt 175 Punkte vor Deville und 185 vor Hirscher. Im Herren-Weltcup geht es schon am Dienstag mit dem nächsten Slalom-Höhepunkt in Schladming weiter.

Risiko zahlte sich aus

„Der zweite Durchgang war wahnsinnig gut“, frohlockte Premierensieger Deville. „Ich bin vom ersten Tor weg richtig in Schwung gekommen. Ich habe volles Risiko genommen, aber keine Fehler gemacht“, meinte der erste italienische Kitzbühel-Sieger seit Kristian Ghedina (Abfahrt 1998). Warum erst jetzt der Knoten so richtig geplatzt ist, konnte Deville nicht wirklich erklären. „Ich habe eigentlich trainiert wie immer. Wahrscheinlich hilft mir aber die Erfahrung entscheidend weiter.“

Cristian Deville (Italien) jubelt

APA/Hans Klaus Techt

Cristian Deville konnte sein Glück kaum fassen

Matt war nach der Führung nach dem ersten Durchgang auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg in Kitzbühel nach 2000. Im Finale war aber dann gegen Deville kein Kraut gewachsen. „Deville hat einen Wahnsinnslauf gehabt. Er hat voll riskiert, und es ist alles aufgegangen“, wusste Matt. Für den Sieg fehlte dem 32-jährigen Tiroler die allerletzte Entschlossenheit. „Wenn man gewinnen will, muss man auch einen Ausfall riskieren. Das habe ich nicht gemacht. Aber jetzt habe ich wichtige Punkte gemacht, und im nächsten Rennen in Schladming werde ich voll attackieren“, versprach Matt.

Hirscher ärgert sich über „Kronen Zeitung“

Einen alles andere als leichten Sonntag hatte Hirscher. Zunächst die Diskussionen über seinen Einfädler beim Sieg am 5. Jänner in Zagreb, dann ein „Fast-Einfädler“ gleich beim allerersten Tor im ersten Lauf und dann ein echter, glasklarer Einfädler im zweiten Durchgang. „Wenn jeder übers Einfädeln redet, dann tu’ ich mir dann auch schwer, von den Toren wegzubleiben“, sagte Hirscher.

„Die Umstände der letzten Tage waren schon sehr kurios. Ich habe mich riesig auf dieses Rennen gefreut, und dann kommt so eine Schlagzeile“, ärgerte sich Hirscher über einen Artikel der „Kronen Zeitung“. Vor allem deshalb, weil am Sonntag auch FIS-Renndirektor Günter Hujara nach Studium der Zagreb-Bilder des ORF bestätigte, dass Hirscher nicht eingefädelt hat. Hirscher sieht damit das Thema Zagreb vom Tisch gewischt: „Das war eindeutig korrekt.“

Hörl im zweiten Lauf furios

Zweitbester Österreicher im Slalom war überraschend Wolfgang Hörl als Achter, der Salzburger setzte mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang endlich seine starken Trainingsleistungen ins Rennen um und schob sich von 22. Zwischenrang um 14 Plätze nach vor. Benjamin Raich wurde Zehnter, Manfred Pranger Elfter und Reinfried Herbst sammelte als 13. zumindest ein wenig Selbstvertrauen. Bester Österreicher in der Kombination wurde der Abfahrtszweite Romed Baumann als Sechster.

Herren-Slalom in Kitzbühel

1. Cristian Deville ITA 1:39,19
2. Mario Matt AUT 1:39,91
3. Ivica Kostelic CRO 1:39,97
4. Steve Missillier FRA 1:40,14
5. Jens Byggmark SWE 1:40,63
6. Andre Myhrer SWE 1:41,10
7. Giuliano Razzoli ITA 1:41,18
8. Wolfgang Hörl AUT 1:41,24
9. Fritz Dopfer GER 1:41,36
10. Benjamin Raich AUT 1:41,42
11. Manfred Pranger AUT 1:41,44
12. Patrick Thaler ITA 1:41,74
13. Reinfried Herbst AUT 1:41,94
14. Nolan Kasper USA 1:42,13
. Brad Spence CAN 1:42,13
16. Mattias Hargin SWE 1:42,20
17. Thomas Mermillod Blondin FRA 1:42,33
18. Michael Janyk CAN 1:42,43
19. Jimmy Cochran USA 1:42,48
20. Naoki Yuasa JPN 1:42,82
21. Krystof Kryzl CZE 1:42,84
22. Maxime Tissot FRA 1:43,09
23. Alexander Choroschilow RUS 1:43,17
24. Colby Granstrom USA 1:43,67
Erster Durchgang:
1. Mario Matt AUT 50,76
2. Ivica Kostelic CRO 50,77
3. Marcel Hirscher AUT 50,97
4. Cristian Deville ITA 51,49
5. Jens Byggmark SWE 51,99
6. Steve Missillier FRA 52,12
7. Andre Myhrer SWE 52,16
8. Manfred Pranger AUT 52,18
9. Axel Bäck SWE 52,36
10. Fritz Dopfer GER 52,37
12. Benjamin Raich AUT 52,55
14. Giuliano Razzoli ITA 52,77
18. Reinfried Herbst AUT 53,48
22. Wolfgang Hörl AUT 53,92
31. Christoph Dreier AUT 54,73
40. Felix Neureuther GER 55,25
42. Rainer Schönfelder AUT 55,73
44. Romed Baumann AUT 55,99
48. Hannes Reichelt AUT 56,27
62. Joachim Puchner AUT 1:00,87
Out u.a.: Patrick Bechter (AUT), Marc Digruber (AUT), Jean-Baptiste Grange (FRA), Bode Miller (USA)
Zweiter Durchgang:
1. Wolfgang Hörl AUT 47,32
2. Cristian Deville ITA 47,70
3. Thomas Mermillod Blondin FRA 47,81
4. Steve Missillier FRA 48,02
5. Brad Spence CAN 48,16
6. Krystof Kryzl CZE 48,21
7. Michael Janyk CAN 48,39
8. Giuliano Razzoli ITA 48,41
9. Reinfried Herbst AUT 48,46
10. Alexander Choroschilow RUS 48,47
12. Jens Byggmark SWE 48,64
15. Benjamin Raich AUT 48,87
16. Andre Myhrer SWE 48,94
21. Mario Matt AUT 49,15
23. Ivica Kostelic CRO 49,20
24. Manfred Pranger AUT 49,26
Out: Marcel Hirscher (AUT), Axel Bäck (SWE), Manfred Mölgg (ITA), Stefano Gross (ITA), Mitja Valencic (SLO), Alexis Pinturault (FRA)

Hahnenkamm-Kombination

1. Ivica Kostelic CRO 2:55,27
2. Beat Feuz SUI 2:59,82
3. Silvan Zurbriggen SUI 3:00,07
4. Adrien Theaux FRA 3:00,36
5. Ted Ligety USA 3:00,73
6. Romed Baumann AUT 3:00,75
7. Kjetil Jansrud NOR 3:02,36
8. Christof Innerhofer ITA 3:02,80
9. Natko Zrncic-Dim CRO 3:04,25
10. Aksel Lund Svindal NOR 3:04,72
11. Dominik Paris ITA 3:04,89
12. Andreas Romar FIN 3:05,94
13. Sebastien Pichot RA 3:07,14
14. Joachim Puchner AUT 3:08,17
15. Nikola Tschongarow BUL 3:08,54
16. Hannes Reichelt AUT 3:10,44

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