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Melbourne erwartet lautes Finale

Es wird wohl eines der lautesten Damen-Finali der Tennis-Geschichte werden, wenn die für ihr Stöhnen auf dem Platz bekannten Maria Scharapowa und Viktoria Asarenka am Samstag in Melbourne aufeinandertreffen. Die 24-jährige Russin bestreitet bereits ihr sechstes Grand-Slam-Finale und hat schon drei Titel gewonnen, ihre 22-jährige Gegnerin aus Weißrussland gibt ihre Premiere in einem Major-Endspiel.

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Diesen Vorteil möchte Scharapowa aber nicht überbewertet wissen, und sie erinnert an Wimbledon 2011: „Ich habe gegen Petra Kvitova in ihrem ersten Grand-Slam-Finale gespielt. Sie hat ausgezeichnetes Tennis gezeigt, und es hat sie nicht beeinträchtigt.“ Scharapowa verlor das Endspiel an der Church Road gegen die aufstrebende Tschechin, revanchierte sich aber im Melbourne-Halbfinale für diese Niederlage.

Asarenka, die im Semifinale die belgische Titelverteidigerin Kim Clijsters ausschaltete, sieht es ähnlich. „Ich habe hart dafür gearbeitet, in diese Situation zu kommen, also warum sollte ich mich damit jetzt stressen?“ Außerdem hat Asarenka schon neun WTA-Turniere gewonnen, darunter heuer in Sydney unmittelbar vor den Australian Open.

Siegerin wird neue Nummer eins

Auf dem Spiel stehen aber nicht nur der Titel und ein Siegerscheck in Höhe von umgerechnet 1,87 Millionen Euro - die Siegerin löst am Montag auch die Dänin Caroline Wozniacki als Nummer eins in der Weltrangliste ab. Für Scharapowa wäre es eine Rückkehr, saß sie doch schon insgesamt 17 Wochen auf dem Thron, Asarenka wäre als erste Weißrussin Spitzenreiterin. Im Head-to-Head der Finalistinnen steht es übrigens 3:3.

Asarenka von „Stöhnfragen“ genervt

Doch was im Vorfeld für den meisten Gesprächsstoff sorgt, ist der Geräuschpegel, für den beide Damen sorgen. In diesem Spiel wird jeder Schlag von teilweise überlautem Kreischen begleitet werden. Asarenka ist des Themas überdrüssig, sie hat schon zu oft erklärt, dass das ein Teil ihrer Atemtechnik und wichtig für ihr Spiel sei. „Oh mein Gott. In jeder Pressekonferenz. Könntet ihr mich nicht einmal mit einer anderen Frage überraschen?“, meinte Asarenka am Freitag. „Ich glaube, einigen Leuten ist einfach langweilig.“

An Scharapowa prallen entsprechende Fragen dagegen ab. Die 24-Jährige hat sich in ihrer Laufbahn eine kühle Arroganz angeeignet, die nichts und niemanden an sie herankommen lässt. „Keiner, der wichtig genug wäre, hat mir gesagt, dass ich etwas ändern soll“, sagte die Russin, die in Melbourne zum dritten Mal im Endspiel steht und nach ihrem zweiten Titel bei den Australian Open greift.

Kritik kommt hingegen sogar von Tennis-Legende Martina Navratilova, die das Verhalten gar als Betrug bezeichnet. „Es ist wie Schummeln. Es übertönt das Geräusch, das entsteht, wenn der Ball den Schläger trifft“, sagte die ehemalige Nummer eins. Die WTA überlegt angeblich nun erstmals ernsthaft, Maßnahmen gegen das Gestöhne zu ergreifen. Sie wolle besonders bei jungen Spielerinnen darauf hinwirken, dass diese sich die Unsitte gar nicht erst angewöhnen.

Scharapowa stolz auf Erreichtes

Im Vordergrund steht für die Protagonistinnen natürlich der Sport. Für die hoch bezahlte Scharapowa, die mit Werbeverträgen in Millionenhöhe als Tennis-Pin-up schon lange ausgesorgt hat, zählt viel mehr der Stolz über das Erreichte. „Wir haben nur vier Grand Slams im Jahr, und das sind die Turniere, wo es für uns gilt. Es ist ein tolles Gefühl, wieder im Endspiel zu stehen“, sagte die Siegerin von Wimbledon 2004, den US Open 2006 und den Australian Open 2008.

In ihren Pressekonferenzen spricht Scharapowa übrigens immer sehr leise. Doch spätestens, wenn sie am Samstag gegen Asarenka auf dem Platz steht, werden alle wieder die laute Scharapowa zu hören bekommen. Ob sie nun wollen oder nicht.

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