„Ein tolles Gefühl“
Novak Djokovic und Rafael Nadal haben einander in Melbourne das längste Grand-Slam-Finale der Geschichte geliefert. 5:53 Stunden boten der Serbe und der Spanier in der Rod Laver Arena eines der wohl besten Matches aller Zeiten, ehe Djokovic seinen Titel bei den Australian Open am Sonntag um 1.37 Uhr Ortszeit mit 5:7 6:4 6:2 6:7 (5/7) 7:5 erfolgreich verteidigte.
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Nach dem verwandelten Matchball fiel der 24-Jährige einfach um. Völlig erschöpft sank der Weltranglistenerste zu Boden. Im nächsten Moment schoss ihm aber wieder das Adrenalin durch den Körper. Djokovic riss sich das T-Shirt vom Leib und brüllte Freude, Erleichterung und Erschöpfung heraus. Vor der Box, in der seine Freundin Jelena fast sechs Stunden lang mitgelitten hatte, warf er sich auf die Knie und ließ sich feiern.
„Das war der größte Sieg meiner Karriere“, sagte Djokovic. „Vielleicht zusammen mit Wimbledon, weil ich da immer gewinnen wollte. Aber sechs Stunden gegen Nadal zu spielen und Teil der Geschichte zu sein macht mich sehr, sehr stolz. Ich könnte weinen“, sagte der Serbe. „Man hat Schmerzen, man leidet, aber es ist ein tolles Gefühl.“
Siegerehrung im Sitzen
Bei der Siegerehrung konnten weder Djokovic noch Nadal länger stehen. Ihnen wurden Sessel gereicht, auf denen sie kraftlos zusammensackten. „Rafa, wir haben heute Geschichte geschrieben. Leider konnte es heute nur einen Sieger geben“, sagte Djokovic nach seinem Erfolg. „Ich hoffe, wir werden noch viele Endspiele gegeneinander spielen.“ Nadal hatte in einem der bittersten Momente seiner Karriere immerhin seinen Humor nicht verloren. „Guten Morgen alle zusammen“, meinte der 25-Jährige um kurz vor 2.00 Uhr Ortszeit.

AP/Aaron Favila
Beide Finalisten konnten bei der Siegerehrung nicht mehr stehen
Das bisher längste Finale bei einem Grand-Slam-Turnier hatten einander Mats Wilander und Ivan Lendl 1988 bei den US Open über 4:54 Stunden geliefert. Djokovic erhielt 1,86 Millionen Euro für seinen insgesamt fünften Major-Erfolg und dritten Triumph in Melbourne nach 2008 und 2011. Es war sein dritter Grand-Slam-Titel in Serie.
Hochklassiger und intensiver Fight
Doch zwischenzeitlich glaubte er selbst wohl nicht mehr daran, dass er Nadal bei 33 Grad Hitze und drückender Schwüle bezwingen könnte. Egal wie knapp er den Ball zur Linie spielte, der Spanier brachte ihn fast jedes Mal zurück. Die beiden derzeit besten Spieler der Welt lieferten einander einen hochklassigen und unglaublich intensiven Fight. Sowohl Djokovic als auch Nadal erliefen auch im fünften Satz noch Bälle, die schon fast in den Händen der Ballkinder waren.
Zunächst wirkte Nadal bei den extremen äußeren Bedingungen etwas frischer. Nach 1:20 Stunden verwandelte der Spanier seinen dritten Satzball - der erste Durchgang dauerte damit nur zwei Minuten kürzer als das komplette Damen-Finale zwischen Viktoria Asarenka und Maria Scharapowa am Tag zuvor.
Fans außer Rand und Band
Als die Partie gegen Ende des vierten Satzes wegen Regens für rund zehn Minuten unterbrochen werden musste, um das Dach über der Arena zu schließen, hallten „Rafa, Rafa“-Sprechchöre durch das Stadion. Die Zuschauer waren außer Rand und Band, fast alle wollten einen fünften Satz sehen - und den bekamen sie auch. Nach im Tiebreak verwandeltem Satzball warf sich Nadal auf die Knie, als hätte er das Turnier bereits gewonnen. Doch da hatte er die Rechnung ohne Djokovic gemacht. Dem Serben gelang zum 6:5 im fünften Durchgang das entscheidende Break, auf das selbst der außergewöhnliche Kämpfer Nadal keine Antwort mehr hatte.
Der Spanier gratulierte seinem Bezwinger. „Ich werde dieses Match nie vergessen. Auch wenn ich verloren habe, war es wirklich etwas Besonderes für mich. Vielen Dank! Ich werde wiederkommen und werde weiterkämpfen“, versprach Nadal. „Rafa, du bist einer der besten Spieler der Geschichte und auch einer der geschätztesten auf der Tour“, zollte Djokovic seinem guten Freund Respekt.
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