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„Nur eine Frage der Zeit“

Auch nach der sechsten Saisonabfahrt stehen Österreichs Herren ohne Sieg da. Fünfmal waren Schweizer voran, in Beaver Creek gewann Bode Miller. Dem stehen fünf dritte Plätze und zwei zweite der ÖSV-Asse gegenüber. Drei davon gehen auf die Kappe von Hannes Reichelt, der in Wahrheit kein Abfahrer ist.

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In Garmisch am Samstag war es erneut Reichelt, der mit Platz drei eine ÖSV-Nullnummer verhinderte. Die arrivierten Abfahrer standen auf der verkürzten Kandahar auf verlorenem Posten, während Didier Cuche im ewigen Skiduell gegen Österreich auf 5:0 aus Sicht der Schweizer stellte. Dass der 37-Jährige dem ÖSV in der nächsten Saison nicht mehr im Weg stehen wird, ist nur ein schwacher Trost.

Viel lieber würden die ÖSV-Herren Cuche und seine Nachfolger (u. a. Wengen-Sieger Beat Feuz) auf der Piste im direkten Duell noch einmal schlagen. Aber die Zeit drängt. Nur noch fünf Abfahrten stehen in diesem Weltcup-Winter auf dem Programm. Die beiden nächsten Chancen gibt es am Wochenende in Chamonix, wo in der vergangenen Saison die Österreicher Mario Scheiber und Georg Streitberger jeweils nach Stürzen die Saison beenden und ihre WM-Hoffnungen begraben mussten.

Hannes Reichelt im Ziel

APA/EPA/Emmi Handout/Frank May

Hannes Reichelt mauserte sich zum Spitzenabfahrer

Hoffnungsträger Reichelt

Dass in der WM- und olympiafreien Saison ausgerechnet Reichelt die ÖSV-Hoffnungen auf den ersten Abfahrtssieg seit Klaus Kröll vor genau einem Jahr (Wengen) trägt, sei kein Zufall. „Er entwickelt sich in der Abfahrt super“, sagte ÖSV-Herren-Chef Mathias Berthold. Reichelt setzte in der Vorbereitung auf die schnellen Disziplinen und war beim sommerlichen Abfahrercamp im chilenischen Portillo dabei. Genauso trainiert er aber mit der Gruppe der ÖSV-Riesentorläufer, weshalb ihm auch der Spagat zwischen den Disziplinen gelingt.

Trotz seiner guten Ergebnisse in der Abfahrt fehlt Reichelt aber noch die Routine. „Es ist ja meine erste richtige Saison“, sagte der 31-Jährige, der als guter Techniker in Chamonix wohl keinen Vorteil haben dürfte. Sein erster Abfahrtssieg ist aber fällig. „Das ist nur eine Frage der Zeit, ich bin ja immer konstant vorne dabei.“ Wie er sich als Rennfahrer definiert? „Ein originaler Abfahrer bin ich sicher nicht, weil auch Riesentorlauf und Super-G meine Stärken sind. Ich würde sagen, ich bin ein Abfahrer mit guten technischen Fähigkeiten.“

Suche nach perfekter Linie

Ein Abfahrtsoriginal ist Kröll, der als legitimer Nachfolger von Michael Walchhofer in die Saison gestartet war, bisher aber auch hinter den eigenen Erwartungen zurückblieb. „Ich habe noch Reserven“, versprach der Steirer nach Platz acht in Garmisch am Samstag. Dabei habe er sich gut und auch schnell gefühlt. „Normalerweise ist man mit solch einer Fahrt weiter vorne“, sagte Kröll. „Vielleicht bin ich zu viel Linie und zu wenig Kampflinie gefahren.“

Die schnellste Linie gab einmal mehr Cuche vor. „Er hat die richtige Linie, Technik und Leidenschaft“, sagte Reichelt über seinen Schweizer Konkurrenten. „Wir hätten natürlich auch gerne schon einen Sieg, aber das ist uns bis jetzt verwehrt geblieben. Wir waren aber immer knapp dran“, machte Berthold wiederum Mut. Reichelt dazu: „Ein Sieg ist für uns möglich. Wir können dagegenhalten. Dafür muss allerdings alles zusammenpassen.“

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