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„Gratuliere Hirscher und dem ÖSV-Team“

Marcel Hirscher steht als Weltcup-Gesamtsieger fest. Nach seinem Sieg im Riesentorlauf und dem Gewinn der kleinen Kristallkugel durfte der 23-Jährige erneut jubeln, als Beat Feuz am späten Samstagnachmittag seinen Verzicht auf einen Start im Slalom am Sonntag bekanntgab. Somit hat Hirscher als erster Österreicher seit Benjamin Raich vor sechs Jahren die große Kristallkugel geholt.

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Der Schweizer hatte den Gesamtweltcup nach Hirschers Sieg bzw. seinem Nullpunkter (21. Platz) schon unmittelbar nach dem Rennen am Samstag verloren gegeben. Zu groß wäre der Rückstand von 25 Punkten auf Hirscher, der auch im Slalom als Favorit galt (allerdings im ersten Durchgang ausschied). Feuz hätte zumindest Zehnter werden müssen. „Die Piste lässt aber nicht zu, dass im Slalom 20 Leute ausfallen oder dass ich 20 überhole“, erklärte der 25-Jährige.

Marcel Hirscher stemmt jubelnd seine Skier in die Höhe

GEPA/Christian Walgram

Marcel Hirscher krönte am Samstag in Schladming eine traumhafte Saison

Slalom wäre sinnlos gewesen

Und so hatte Feuz schon unmittelbar nach dem RTL auf die Frage nach seinem Start im Slalom abgewunken. Er glaube eher nicht, die endgültige Entscheidung würde aber erst nach Rücksprache mit den Trainern erfolgen, hatte er gesagt. „Ich denke, ich habe meine Saison hier und jetzt beendet“, so Feuz. „Ich bin zufrieden. Ich hatte eine Bombensaison, bin in drei Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Superkombi) mindestens Zweiter geworden. Das war mein Maximum. Die große Kugel hat Hirscher verdient gewonnen, das ist ihm zu gönnen.“ Doch Hirscher wollte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrhaben, knapp nach 17.00 Uhr war sein Triumph amtlich.

„Ich gratuliere Marcel und dem ÖSV-Team zur Großen Kristallkugel und freue mich bereits auf die Revanche nächste Saison“, wurde Feuz nach der Entscheidung in einer Mitteilung des Schweizer Skiverbands zitiert. Er habe wegen Knieproblemen in den vergangenen Wochen keinen Slalom trainieren können, eine Teilnahme am Sonntag habe daher mangels Chancen keinen Sinn. „Das ist ein memorabler Tag für uns. Große Gratulation an Hirscher, er war cool und hat den Sack zugemacht“, war ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel begeistert.

Fabelhafte Comeback-Saison

Dass Hirscher nach seinem Kahnbeinbruch, der ihn den WM-Start in Garmisch gekostet hatte, gleich in seiner Comeback-Saison zum Siegeszug ansetzen würde, kam auch für ÖSV-Herren-Chef Mathias Berthold mehr als überraschend. Vor Saisonbeginn hatte er Hirscher keine Chancen zugebilligt. „Ich habe mich schwer getäuscht“, sagte Berthold. „Dass er das Potenzial hat, wusste jeder. Dass er aber so eine Serie (neun Siege) hinlegt, ist sensationell.“ Beeindruckend sei vor allem Hirschers Souveränität, auch dass er die Nerven bewahrte, wenn es darauf ankam. Berthold: „Er übertraf unsere Erwartungen. Einfach sensationell, wie er den Druck wegsteckte.“

Für die Weltcup-Entscheidung sorgte Hirscher in Schladming mit dem Sieg im Riesentorlauf, den er nach entfesseltem zweiten Lauf noch vor seinen ÖSV-Teamkollegen Hannes Reichelt und Marcel Mathis gewann. „Hirscher fuhr eine gewaltige Saison, schwimmt auf einer Welle des Erfolgs“, sagte Reichelt. „Wenn man so eine Welle erwischt, ist das traumhaft.“ Mathis dazu: „Dreifachsieg, große Kugel, was kann man sich mehr wünschen.“ Gleichzeitig warnte Reichelt: „Hirscher ist ein super Typ. Aber mit acht Siegen cool zu sein und einen neunten zu holen, ist einfach. Schwieriger ist es, nach einer Niederlagenserie cool zu bleiben.“

„Die Meisterprüfung geschafft“

Hirschers Erfolgsgeheimnis klang simpel. Was er besser als seine Gegner machte? „Ich kann gut fokussieren und mich auf das Wesentliche konzentrieren, das ist in diesem Geschäft ein positive Eigenschaft“, erläuterte Hirscher. Die Situation in den vergangenen Tagen sei für ihn „unfassbar schwierig“ gewesen. Jeder habe sich Wunderdinge erwartet. „Der Wunderwuzzi wird es schon richten. Aber so einfach funktioniert das nicht.“ Dem Druck standzuhalten, sei kaum vorstellbar gewesen. „Aber ich habe meine Meisterprüfung geschafft. Das ist ein wundervolles Gefühl.“

Skifahren, erklärte Hirscher, ist nicht schwer, wenn man sich darauf konzentrieren kann und nicht zu viel Druck von außen hereingetragen wird. Ganz anders als in Schladming, wo er in der Auslage und vor seiner größten Bewährungsprobe stand. „Aber jetzt, da alles zu meinen Gunsten erledigt ist, kann ich gut damit leben“, sagte Hirscher von Emotionen überwältigt. „Das ist wirklich speziell, jetzt muss ich meine Gefühle erst ordnen bzw. überhaupt neu entdecken.“

Michael Fruhmann, ORF.at aus Schladming

Alle Weltcup-Gesamtsieger

1967 Jean-Claude Killy FRA
1968 Jean-Claude Killy FRA
1969 Karl Schranz AUT
1970 Karl Schranz AUT
1971 Gustav Thöni ITA
1972 Gustav Thöni ITA
1973 Gustav Thöni ITA
1974 Piero Gros ITA
1975 Gustav Thöni ITA
1976 Ingemar Stenmark SWE
1977 Ingemar Stenmark SWE
1978 Ingemar Stenmark SWE
1979 Peter Lüscher SUI
1980 Andreas Wenzel LIE
1981 Phil Mahre USA
1982 Phil Mahre USA
1983 Phil Mahre USA
1984 Pirmin Zurbriggen SUI
1985 Marc Girardelli LUX
1986 Marc Girardelli LUX
1987 Pirmin Zurbriggen SUI
1988 Pirmin Zurbriggen SUI
1989 Marc Girardelli LUX
1990 Pirmin Zurbriggen SUI
1991 Marc Girardelli LUX
1992 Paul Accola SUI
1993 Marc Girardelli LUX
1994 Kjetil Andre Aamodt NOR
1995 Alberto Tomba ITA
1996 Lasse Kjus NOR
1997 Luc Alphand FRA
1998 Hermann Maier AUT
1999 Lasse Kjus NOR
2000 Hermann Maier AUT
2001 Hermann Maier AUT
2002 Stephan Eberharter AUT
2003 Stephan Eberharter AUT
2004 Hermann Maier AUT
2005 Bode Miller USA
2006 Benjamin Raich AUT
2007 Aksel Lund Svindal NOR
2008 Bode Miller USA
2009 Aksel Lund Svindal NOR
2010 Carlo Janka SUI
2011 Ivica Kostelic CRO
2012 Marcel Hirscher AUT
2013 Marcel Hirscher AUT
2014 Marcel Hirscher AUT
2015 Marcel Hirscher AUT
2016 Marcel Hirscher AUT
2017 Marcel Hirscher AUT
2018 Marcel Hirscher AUT
2019 Marcel Hirscher AUT

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