Ungewohntes Gefühl
3,33 Tore hat der FC Barcelona in dieser Saison im Schnitt pro Champions-League-Spiel erzielt. Zehn Treffer erzielte Barca allein im Achtelfinale gegen Leverkusen. Auf den Torrausch folgte für die Spanier am Mittwochabend im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit der Nullnummer beim AC Milan die große Ernüchterung.
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Die Angriffe von Lionel Messi & Co. prallten im Giuseppe-Meazza-Stadion am Abwehrbollwerk mit dem aufmerksamen Torwart Christian Abbiati ab. Nach dem 0:0 reicht dem spanischen Meister im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am kommenden Dienstag zwar ein knapper Sieg zum Einzug ins Halbfinale, bei einem Auswärtstor von Milan beginnt aber in Barcelona das große Zittern.

APA/EPA/Daniel Dal Zennaro
Ein gewohntes Bild an diesem Abend: Barca verfing sich in der Milan-Abwehr
„Messi auf Diät“
Dem Team von Trainer Josep Guardiola gelang erstmals seit zweieinhalb Jahren (0:0 gegen Rubin Kasan im November 2009) in einem Champions-League-Match kein Tor. Umjubelte Helden in Mailand waren weder Weltfußballer Messi noch dessen Mailänder Herausforderer Zlatan Ibrahimovic. Die „Tifosi“ feierten am Mittwochabend vor allem Milans Keeper Abbiati. Kurz vor Abpfiff der Partie rettete der 34-jährige Schlussmann mit einer Parade gegen Barcas Rekordtorjäger Messi, der in der Champions League bisher zwölfmal getroffen hat, das 0:0.
„Milans alte Garde sperrt den Floh ein. Messi auf Diät“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Donnerstag. Nach seinen fünf Toren beim 7:1 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Leverkusen ging der Argentinier leer aus. Erstmals seit 29 Champions-League-Spielen gelang Barca kein Tor. Guardiola nahm es gelassen: „Wir kennen Milans Qualitäten, deshalb können wir mit dem 0:0 nicht unzufrieden sein“, sagte der Trainer.
Elferpfiff blieb aus
Milan beschränkte sich auf zwei Chancen zu Beginn des Spiels, eine davon hätte Ibrahimovic zum 1:0 nutzen müssen, danach dominierten bei den Italienern zwei dicht vor dem Strafraum aufgezogene Viererketten, die das Barca-Kurzpassspiel nicht unterbinden konnten, aber auch nicht in seiner letzten Perfektion zur Entfaltung kommen ließen.

GEPA/Richiardi
Diese Attacke von Abbiati an Alexis Sanchez war Eriksson keinen Elferpfiff wert
Wie alle Spanier beklagte Guardiola, dass der schwedische Schiedsrichter Eriksson Barca nach einem Einsatz von Abbiati gegen den durchbrechenden Alexis Sanchez einen Elfmeter verweigert habe. Abbiati hatte dabei den Chilenen von den Beinen geholt. Die anschließende Flugeinlage Sanchez’ war Eriksson aber scheinbar zu theatralisch für einen Elferpfiff. „Das war ein superklarer Elfer“, schimpfte Spaniens Sportblatt „Marca“, „Mundo Deportivo“ beklagte gleich zwei nicht gepfiffene Strafstöße für Alexis und Puyol.
Milan mit breiter Brust
Nach dem Unentschieden fahren die Italiener mit breiter Brust nach Katalonien. „Das 0:0 ist ein sehr gutes Ergebnis, das uns viel Selbstvertrauen für das Rückspiel gibt“, sagte Milan-Coach Massimiliano Allegri. „Ich bin optimistisch. Wir fahren nach Camp Nou, um dort unser Spiel zu machen“, betonte Ibrahimovic. Auch Mittelfeldstar Clarence Seedorf zweifelt nicht an Milans Chancen. „Barca ist die stärkste Mannschaft der Welt, aber jede Ära geht einmal zu Ende“, prophezeite der niederländische Nationalspieler.
Im Rückspiel wird Milan personell stärker sein. Der gesperrte Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel kehrt ins Team zurück und die im Hinspiel entkräftet ausgewechselten Leistungsträger Kevin Prince Boateng, Robinho und Alessandro Nesta werden fitter sein. Der Serie-A-Spitzenreiter wittert seine Chance. Schließlich hatten die Mailänder in der Gruppenphase ein 2:2 in Barcelona geholt. „Milan lebt“, jubelte die „Gazzetta dello Sport“, „Bravissimo!“ titelte der „Corriere dello Sport“ nach dem Gipfeltreffen der Fußball-Großmächte im ausverkauften Stadion.
Über 76.000 Zuschauer sorgten für die Rekord-Einnahme von 4,5 Millionen Euro. Der Sieger des Duells zwischen den beiden dreimaligen Champions-League-Siegern trifft auf den Gewinner der Partie zwischen Chelsea und Benfica Lissabon. Das Hinspiel hatte der Club aus London in Portugal mit 1:0 gewonnen.
UEFA Champions League, Viertelfinal-Hinspiel
Mittwoch:
AC Milan - FC Barcelona 0:0
Meazza-Stadion, SR Eriksson (SWE), 76.169 Zuschauer
Milan: Abbiati - Bonera, Mexes, Nesta (75./Mesbah), Antonini - Ambrosini - Nocerino, Seedorf - Boateng (67./Emanuelson) - Robinho (52./El Shaarawy), Ibrahimovic
Barcelona: Valdes - Dani Alves, Pique, Mascherano, Puyol - Xavi, Busquets, Keita - Messi, Alexis Sanchez (76./Pedro Rodriguez), Iniesta (65./Tello)
Gelbe Karten: Ambrosini, Nesta, Seedorf bzw. Keita
Rückspiel am 3. April in Barcelona, der Aufsteiger trifft im Semifinale auf den Sieger des Duells Chelsea gegen Benfica Lissabon
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