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Titelverteidiger nun gegen die USA

Spanien steht im Halbfinale des Davis-Cups. Die Iberer gewannen in Oropesa del Mar gegen Österreich 4:1, wobei David Ferrer den entscheidenden dritten Punkt mit einem 7:5 6:3 6:3 gegen Jürgen Melzer fixierte. Die ÖTV-Nummer eins war vor allem im ersten Satz ein ebenbürtiger Gegner, ehe sich der Weltranglistenfünfte letztlich aber sicher durchsetzte.

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Die Voraussetzungen für einen spannenden Schlusstag waren optimal: Die Sonne strahlte über dem Stadion Marina d’Or, das zu etwa zwei Dritteln besetzt war, auch der Wind, der in den vergangenen Tagen als Störenfried aufgetreten war, hatte an Intensität verloren. Ex-French-Open-Champion Albert Costa kündigte im spanischen TV einen Sieg für seinen Landsmann Ferrer an. Ob da Melzer mitspielen würde?

Ausgeglichene Anfangsphase

Das erste Game bot wenig für Tennis-Feinschmecker: Beinahe zehn Minuten dauerte es, bis Ferrer endlich seinen Aufschlag zum 1:0 durchgebracht hatte, und von den 14 gespielten Punkten endeten nicht weniger als 13 mit Eigenfehlern. Melzer glich relativ problemlos aus, doch erneut mündeten alle Ballwechsel in unerzwungene Fehler.

Jürgen Melzer

APA/Roland Schlager

Jürgen Melzer stemmte sich nach Kräften gegen die Niederlage

Erst nach einer halben Stunde schien es, als würden sich die Akteure auf ihre Stärken besinnen. Ferrer ergriff die Initiative und erkämpfte zwei Breakchancen, Melzer wehrte aber beide ab und schaffte den Ausgleich zum 3:3, wobei er ebenfalls erstmals Akzente mit gut vorbereiteten Netzangriffen setzte. Der Niederösterreicher hatte im siebenten Game sogar eine Breakchance, die er allerdings vergab.

Melzer im Pech

Im achten Game sah sich Melzer mit einem 30/40 konfrontiert, mutig griff er die Rückhand des Spaniers an und machte dessen Chance zunichte. Ein Doppelfehler bescherte Ferrer allerdings eine weitere Möglichkeit zum Break, diesmal wehrte Melzer mit einem riskanten und zugleich perfekten Volley-Dropshot ab. Weitere starke Aktionen des 31-Jährigen sicherten ihm wenig später den Ausgleich zum 4:4.

Nachdem man bisher keinen Unterschied zwischen der Weltranglistennummer fünf, Ferrer, und der Nummer 21, Melzer, gesehen hatte, rechnete alles mit einem Tiebreak. Doch nach einigen Fehlern des Österreichers stand es plötzlich 5:6 15/40, und eine Rückhand ins Aus bedeutete nach exakt einer Stunde das 5:7. Melzer hatte dabei einiges Pech, der Ball hatte sich vor seinem Fehlschlag versprungen.

Ferrer weiter obenauf

Ferrer setzte sofort nach und bewies, warum er in dieser Saison bereits drei Turniere gewonnen hatte und eine Bilanz von 23:3 aufweist. Der seit Montag 30-Jährige zog gegen den verunsicherten Melzer mit einem Break auf 3:0 davon und eroberte in dieser Phase zwölf von 15 gespielten Punkten. Erst jetzt kam das erste Lebenszeichen von Melzer, der mit eigenem Aufschlag auf 1:3 verkürzen konnte.

Als Melzer beim Stand von 2:4 seinem Gegner das Service zu null abnahm, kam wieder Hoffnung im ÖTV-Lager auf. Doch Ferrer erstickte diese im Keim und konterte mit einem weiteren Break zum 5:3. Jetzt ließ der Valencianer nichts mehr anbrennen, mit einem blitzsauberen Love-Game stellte er auf 6:3. Nach 1:40 Stunden fehlte den Spaniern damit nur noch ein Satzgewinn zum Einzug ins Halbfinale.

Die Felle schwimmen davon

Im Eröffnungsgame des dritten Durchganges hatte Melzer gleich eine knifflige Situation zu überstehen, nach 30/40 ließ er aber drei Punkte en suite folgen, was die 1:0-Führung bedeutete. Danach ging es bis zum 3:3 mit dem Aufschlag, ehe das siebente Game die Vorentscheidung brachte: Bei Breakball für Ferrer beendete Melzer eine lange Grundlinienrallye mit einem Stoppballversuch ins Netz.

Ferrer erhöhte ohne gröbere Schwierigkeiten auf 5:3, und damit musste Melzer bereits gegen die Niederlage servieren. Bei 15/40 wehrte er noch zwei Matchbälle ab, im dritten Anlauf hatte aber nach 2:24 Stunden Ferrer das bessere Ende für sich. Der Spanier reckte jubelnd seine Faust gen heimatlichen Himmel, seine Farben lagen damit uneinholbar mit 3:1 in Führung.

Melzer-Kritik an Platzverhältnissen

„Ich habe sicher besser gespielt als am Freitag. Am Ende war es aber einfach nicht gut genug“, gestand Melzer im ORF-TV-Interview, der sich aber auch einen Seitenhieb auf die Platzverhältnisse nicht verkneifen konnte: „Das ist eines Davis-Cup-Viertelfinales nicht würdig.“ Bei solch einem Untergrund würden einfach mehr Fehler passieren. Kapitän Clemens Trimmel fügte hinzu: „Jürgen hat klar besser gespielt als am Freitag. Am Ende des Tages sieht man aber, warum Ferrer die Nummer fünf der Welt ist.“

Ferrer sprach von einem „sehr schweren Spiel“, er sei froh, in drei Sätzen gewonnen zu haben. Nun freue er sich auf die USA, und dass man wieder zu Hause spielen kann, sei „doppelt erfreulich“. Kapitän Alex Corretja sah den ersten Satz als vorentscheidend an („da hat David geduldig gewartet, bis sich eine Chance bot“), auf das Duell mit den USA habe man nun „fünf Monate Zeit zur Vorbereitung“.

Beeindruckende spanische Serien

Im abschließenden Match traf Nicolas Almagro auf Doppelspezialist Alexander Peya, der anstelle von Andreas Haider-Maurer aufgeboten worden war. Der Wiener, der sein erstes Einzel auf Sand seit fast einem Jahr bestritt, wehrte sich gegen den Weltranglisten-Zwölften nach Kräften, verlor jedoch nach 1:34 Stunden letztlich mit 5:7 5:7, wobei er im zweiten Durchgang eine 5:2-Führung aus der Hand gab.

Für Österreich ist das Davis-Cup-Jahr damit beendet, weiter geht es im Februar mit dem Erstrundenmatch der Weltgruppe 2013. Spanien darf sich hingegen über ein weiteres Heimspiel freuen: Im September empfängt der Titelverteidiger die USA, die sich ohne Mardy Fish und Andy Roddick überraschend in Monte Carlo gegen Frankreich 3:2 durchsetzten. Die Iberer haben nun seit 2008 eine 15:1-Bilanz aufzuweisen, in Heimspielen sind sie seit 2000 ungeschlagen (23:0).

Christoph Lüftl, ORF.at aus Oropesa del Mar

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