Themenüberblick

Sternstunde in Barcelona

Am Samstag hat sich Teamchef Sir Frank Williams noch über die „geerbte“ Poleposition von Pastor Maldonados freuen dürfen, am Sonntag hat der Pilot aus Venezuela mit dem Sieg in Barcelona die Sensation perfekt gemacht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der 27-jährige Maldonado gewann den Großen Preis von Spanien vor Fernando Alonso und feierte damit den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Er bescherte Frank Williams nicht nur nachträglich das perfekte Geschenk zum 70. Geburtstag, sondern seinem Rennstall auch den ersten Sieg seit Juan Pablo Montoya 2004 in Brasilien. Er ist zudem der erste Venezolaner, der in der Königsklasse des Motorsports gewinnen konnte. „Es ist ein wunderbarer Tag. Nicht nur für mich, sondern für das ganze Team“, war Maldonado überglücklich.

Pastor Maldonado (Williams)

Reuters/Albert Gea

Auch Maldonado hat nun den Siegerfinger

Hinter Ferrari-Star Fernando Alonso, der in der WM mit Sebastian Vettel gleichzog, belegte Kimi Räikkönen vor seinem Lotus-Teamkollegen Romain Grosjean Rang drei. Weltmeister Vettel kam im Red Bull nach einer Boxendurchfahrtsstrafe hinter Kamui Kobayashi im Sauber auf Rang sechs. Für Red Bull war es nicht nur das schlechteste Saisonergebnis, sondern sogar das schwächste Abschneiden seit einem Doppelausfall im Oktober 2010 in Südkorea. Lewis Hamilton kämpfte sich im McLaren vom letzten Startplatz hinter Mercedes-Pilot Nico Rosberg und vor seinem Teamkollegen Jenson Button immerhin noch auf Rang acht nach vorne.

Alonso überrascht Maldonado

Alonso übernahm zur Freude des Publikums beim Start die Führung von Maldonado, der nach der Rückversetzung von Hamilton erstmals in der Poleposition gestanden war. Alle 24 Fahrer vertrauten zu Beginn auf die Softreifen, auch Vettel und Michael Schumacher, die nach den Verzicht auf die dritte Qualifying-Einheit ja freie Reifenwahl hatten.

Fernando Alonso (Ferrari) und Maldonado (Williams)

APA/EPA/Valdrin Xhemaj

Ferrrai-Pilot Alonso ließ die Fans zu Beginn jubeln

Red-Bull-Pilot Mark Webber, der als Elfter ohne Punkt blieb, holte sich bereits in Runde sieben seinen zweiten - härteren - Reifensatz ab, eine Runde später folgte ihm der Weltmeister. Eilig hatte es schon zu Beginn auch Hamilton, der nach neun Runden als Zehnter bereits wieder in den Punkterängen lag. Mit den Boxenstopps kam er sogar bis auf Rang vier nach vorne, lag dann in der „bereinigten“ Wertung immerhin auf dem zwölften Platz.

Auffahrunfall von Schumacher

Für den sechsfachen Spanien-Sieger Schumacher war das Rennen in Runde 13 vorbei, als er mit hoher Geschwindigkeit auf den Williams von Bruno Senna auffuhr. Der unmittelbar dahinter platzierte Vettel hatte Glück, dass die davonfliegenden Teile der beiden Autos seinen Wagen nicht beschädigten.

An der Spitze blieb Maldonado an Alonso dran, Räikkönen hatte nach einem Drittel des Rennens als Dritter schon über acht Sekunden Rückstand. Dem viertplatzierten Grosjean fehlten gar schon 22 Sekunden auf den Leader.

Rückschlag für Alonso und Vettel

Mit seinem zweiten Boxenstopp setzte Maldonado Alonso dann in der 25. Runde unter Druck. Der Spanier reagierte allerdings erst zwei Runden später und musste dadurch die Führung deutlich an den Williams-Piloten abgeben. Der Venezolaner setzte sich in der Folge Sekunde um Sekunde ab, erhöhte dabei aber auch seinen Reifenverschleiß.

Einen Rückschlag gab es auch für Vorjahressieger Vettel und Ferrari-Pilot Felipe Massa, die eine Durchfahrtsstrafe kassierten, weil sie nach dem Schumacher-Unfall bei gelber Flagge nicht langsamer geworden waren. Der Weltmeister fiel damit auf Rang neun zurück. „Ich denke, ich habe aus Sicht der Stewards irgendwo zu viel Gas gegeben, ich kann es nicht verstehen“, betonte Vettel. Zur Strafe musste er einmal an die Box und verlor rund 20 Sekunden.

Als Maldonado beim dritten Boxenstopp in Runde 43 Probleme mit dem Reifenwechsel hatte, schien die Führung verloren zu sein. Doch Alonso konnte trotz eines perfekten Boxenstopps nicht genug Boden gutmachen und blieb hinter dem Williams-Piloten. Obwohl er viel Druck machte, gelang es dem Spanier nicht, sich wieder ganz nach vorne zu kämpfen. In den letzten Runden musste er Maldonado dann ziehen lassen und bekam sogar noch den von hinten heranbrausenden Räikkönen zu spüren.

Fünfter Sieg im fünften Rennen

Maldonado ist der fünfte neue Sieger im fünften Saisonrennen, das hat es zuletzt 1983 gegeben. Der österreichische Williams-Mitbesitzer Christian „Toto“ Wolff war ebenfalls mehr als zufrieden. „Wir sind zurück, würde ich sagen“, meinte Wolff. „Aber verschreien wir es nicht. Ich würde mich freuen, wenn wir weiterhin mithalten können.“

Im Vorjahr hatte Williams als Neunter der Konstrukteurs-WM in der ganzen Saison nur fünf Punkte geholt. Fünf Zähler hatte auch Maldonado nach 23 Rennen in der Königsklasse bis dato auf der Habenseite - eine Summe, die er auf dem Circuit de Catalunya versechsfachte.

Grand Prix von Spanien in Barcelona

Endstand nach 66 Runden (307,104 km):
1. Pastor Maldonado VEN Williams 1:39:09,145
2. Fernando Alonso ESP Ferrari + 3,195
3. Kimi Räikkönen FIN Lotus 3,884
4. Romain Grosjean FRA Lotus 14,799
5. Kamui Kobayashi JPN Sauber 1:04,641
6. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:07,576
7. Nico Rosberg GER Mercedes 1:17,919
8. Lewis Hamilton GBR McLaren 1:18,140
9. Jenson Button GBR McLaren 1:25,246
10. Nico Hülkenberg GER Force India 1 Runde
11. Mark Webber AUS Red Bull 1 Runde
12. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1 Runde
13. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso 1 Runde
14. Paul di Resta GBR Force India 1 Runde
15. Felipe Massa BRA Ferrari 1 Runde
16. Heikki Kovalainen FIN Caterham 1 Runde
17. Witali Petrow RUS Caterham 1 Runde
18. Timo Glock GER Marussia 2 Runden
19. Pedro de la Rosa ESP HRT 3 Runden

Out: Michael Schumacher (GER/Mercedes), Bruno Senna (BRA/Williams), Sergio Perez (MEX/Sauber), Narain Karthikeyan (IND/HRT), Charles Pic (FRA/Marussia)

Schnellste Runde: Grosjean 1:26,250

Links: