Zwei Tore, zwei Rote, aber kein Sieger
Das erste Spiel bei der EM 2012 hat am Freitag keinen Sieger gebracht. Gastgeber Polen verpasste mit einem 1:1 (1:0) gegen Griechenland den erhofften Traumstart in Gruppe A. Robert Lewandowski brachte die Hausherren vor 58.000 Fans im Nationalstadion von Warschau zwar in Führung (17.), den Griechen gelang aber nach der Pause durch „Joker“ Dimitrios Salpingidis noch der Ausgleich (51.).
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Beide Teams beendeten die Partie überdies mit zehn Spielern. Sokratis Papastathopoulos sah kurz vor der Pause eine ungerechtfertigte Gelb-Rote Karte (44.). Nach Seitenwechsel wurde Polens Goalie Wojciech Szczesny wegen Torraubs ausgeschlossen. Am Ende mussten die Polen, die zuvor in acht Heimspielen gegen die Griechen achtmal siegreich geblieben waren, mit dem Remis noch zufrieden sein. Kapitän Georgios Karagounis vergab für die Griechen, die vor allem vor der Pause schwach spielten, nämlich einen Elfmeter (71.).

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Einmal mehr jubelte Salpingidis über einen extrem wichtigen Treffer für sein Land
Griechenland von Beginn an unter Druck
Nach dem offiziellen Teil eröffnete der spanische Schiedsrichter Velasco Carballo mit seinem Piff die Europameisterschaft 2012 pünktlich um 18.00 Uhr. Die Polen begannen mit ihrer erwarteten Startelf und der Dortmund-Achse Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Lewandowski. Griechenlands Coach Fernando Santos schickte sein Team auf dem Papier mit einem 4-3-3-System auf das Feld, was in der Realität allerdings dann doch wesentlich defensiver aussah.
Die griechische Abwehr, die in der Qualifikation nur fünf Gegentreffer zugelassen hatte, geriet nämlich gleich schwer unter Druck und ließ einige Chancen der Gastgeber zu. Einen Weitschuss von Rafal Murawski drehte der 38-jährige Griechenland-Goalie Konstantinos Chalkias bei seinem EM-Debüt über die Querlatte (4.). Ein Versuch von Blaszczykowski ging am Tor vorbei (12.). Lewandowski verfehlte per Kopf eine scharfe Piszczek-Flanke nur um Zentimeter (14.).
Dortmund-Connection schlägt zu
Die Belohnung für die polnische Daueroffensive ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Bereits in der 17. Minute explodierte die Stimmung im Warschauer Nationalstadion beim ersten Torjubel dieser EM. Verantwortlich dafür war das Dortmunder-Duo, das zuvor noch knapp gescheitert war. Piszczek flankte diesmal präziser auf Lewandowski, und der 23-Jährige bezwang den etwas unmotiviert herauseilenden Chalkias mit einem Kopfballaufsitzer zur verdienten Führung.

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Auch die Körpergröße von 1,99 m reichte Chalkias nicht gegen Lewandoski
Auch danach gaben die Griechen für Polen nicht mehr als einen Sparringpartner ab und hatten Glück, nicht noch höher in Rückstand zu geraten. Eine missglückte Abwehr des Sekunden zuvor eingewechselten Kyriakos Papadopoulos landete direkt vor den Füßen von Damien Perquis. Doch der gebürtige Franzose verzog allein stehend seinen Schuss aus elf Metern an der rechten Stange vorbei (37.).
Zehn Griechen schaffen Ausgleich
Griechenland musste kurz vor der Pause aber trotzdem noch einen schweren und ungerechtfertigten Rückschlag verdauen. Papastathopoulos sah vom schwachen Schiedsrichter die Gelb-Rote Karte (44.). Beiden Verwarnungen waren allerdings - wenn überhaupt - zwei Dutzendfouls vorausgegangen. Kurz danach reklamierte der Europameister von 2004 noch einmal vergeblich Elfmeter, als Perquis der Ball im Strafraum unabsichtlich an die Hand sprang.

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Flehen und Bitten half nichts: Papastathopoulos musste vorzeitig vom Platz
Nach dem Seitenwechsel schien daher alles angerichtet für ein Fußballfest in Rot und Weiß. Was folgte, war allerdings eine unerwartete kalte Dusche durch Salpingidis, der zur Pause für den enttäuschenden Jungstar Sotirios Ninis ins Spiel kam. Nach einer Torosidis-Flanke köpfelte Theofanis Gekas Verteidiger Marcin Wasilewski an, Arsenal-Goalie Szczesny segelte vorbei. Der Ball lag frei, und „Joker“ Salpingidis schoss ohne Probleme zum überraschenden Ausgleich ein (51.).
Ersatzgoalie Tyton hält Karagounis-Elfer
Diesen Schock mussten die Polen erst einmal verdauen. Die Leichtigkeit und Beweglichkeit im Spiel, die vor dem Gegentor so mühelos schien, war verflogen. Die Griechen wirkten besser organisiert und hatten per Elfmeter die Riesenchance auf die Führung. Kapitän Karagounis scheiterte jedoch mit seinem unplatziert geschossenen Penalty an Ersatzgoalie Przemyslaw Tyton (71.). Zuvor war der unsichere Szczesny nach einem Foul an Salpingidis, der die Abseitsfalle überlistete, wegen Torraubs zu Recht ausgeschlossen worden.
Drei Minuten danach jubelte Salpingidis neuerlich über einen Treffer. Konstantinos Fortounis stand allerdings vor seinem Stanglpass im Abseits. Auf der Gegenseite kamen die Polen nur noch sporadisch vor das griechische Tor. Die Angst, nach der starken ersten Hälfte am Ende mit komplett leeren Händen dazustehen, war dem Gastgeber anzumerken. Ein Schuss von Lewandowski landete im Außennetz (85.), ansonsten kam der Torjäger kaum noch in eine gefährliche Position.
Für die beste Chance der Polen sorgte Konstantinos Katsouranis, der einen Querpass knapp über das eigene Tor klärte (91.). Damit setzte sich die schwarze Serie der Turnierausrichter fort: Zuletzt hatte Belgien vor zwölf Jahren als Gastgeber ein EM-Auftaktspiel gewonnen.
Christian Wagner, ORF.at
Gruppe A, erster Spieltag
Freitag:
Polen - Griechenland 1:1 (1:0)
Warschau, Nationalstadion, 58.000 Zuschauer, SR Carballo (ESP)
Torfolge:
1:0 Lewandowski (17.)
1:1 Salpingidis (51.)
Polen: Szczesny - Piszczek, Wasilewski, Perquis, Boenisch - Polanski, Murawski - Blaszczykowski, Obraniak, Rybus (70./Tyton) - Lewandowski
Griechenland: Chalkias - Torosidis, Sokratis, A. Papadopoulos (37./K. Papadopoulos), Holebas - Maniatis, Katsouranis, Karagounis - Ninis (46./Salpingidis), Gekas (68./Fortounis), Samaras
Rote Karte: Szczesny (68./Torraub)
Gelb-Rote Karte: Sokratis (44.)
Gelbe Karten: Holebas, Karagounis (beide GRE)
Statistik zum Spiel:
Polen |
|
Griechenland |
4 |
Torschüsse |
3 |
13 |
Schüsse |
8 |
22 |
Fouls |
16 |
4 |
Eckbälle |
4 |
0 |
Abseits |
3 |
50 % |
Ballbesitz |
50 % |
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