Schewtschenko schlägt doppelt zu
Die Ukraine hat einen Traumstart in die 14. Fußball-Europameisterschaft in der Gruppe D hingelegt. Der Mitgastgeber setzte sich am Montag in einer packenden Partie im mit 64.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion von Kiew gegen Schweden nach Rückstand 2:1 (0:0) durch.
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Zum Matchwinner avancierte ausgerechnet Publikumsliebling Andrej Schewtschenko, der beide Treffer (55., 62.) für die Hausherren erzielte. Superstar Zlatan Ibrahimovic hatte in der 52. Minute für die Führung der Schweden gesorgt. Nach dem ersten Spieltag führt die Ukraine die Tabelle der Gruppe D dank der Punkteteilung im Parallelspiel zwischen England und Frankreich überraschend an.

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Schewtschenko erledigte Schweden per Kopf praktisch im Alleingang
Vor ihrem ersten Auftritt konnten die Vorzeichen unterschiedlicher nicht sein. Während Schweden in diesem Jahr in vier Spielen immer als Sieger vom Platz ging, sorgten beim Mitgastgeber die jüngsten Testspielniederlagen gegen Österreich und die Türkei vor seinem EM-Debüt für Unruhe bei Fans und Medien. Zusätzlich goss Teamchef Oleg Blochin mit öffentlicher Kritik an seiner Mannschaft Öl ins Feuer.
Knallgelber Hexenkessel in Kiew
Der Vorfreude und Stimmung im restlos ausverkauften Olympiastadion von Kiew tat das allerdings keinen Abbruch. Die Mehrheit der teils knallgelb verkleideten Zuschauer war zuversichtlich und erwartete sich einen Traumstart der Hausherren. Mit einem Griff in die Trickkiste wollte davon sogar Schweden-Teamchef Erik Hamren profitieren. „Das ganze Stadion wird gelb und blau erscheinen, wir tun einfach so, als seien es alles Schweden“, sagte der 54-Jährige vor dem Anpfiff.
Während sich Österreichs WM-Qualigegner wie erwartet in der Offensive vor allem Akzente von Milan-Goalgetter Ibrahimovic als hängende Spitze hinter Bremen-Legionär Marcus Rosenberg erhoffte, setzte Blochin etwas überraschend gleich von Beginn an auf die Routine von Schewtschenko. Der 35-jährige Rekordtorschütze sollte an der Seite von Andrej Woronin für die nötigen Tore sorgen.

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Mit zwei Toren bedankte sich Schewtschenko bei Blochin für das Vertrauen
Weckruf nach 15 Minuten
In der ersten Viertelstunde war bei den 22 Akteuren auf dem Rasen zum Leidwesen der Fans zunächst einmal Abtasten angesagt. Wenn der Ball im Strafraum landete, ging der Aktion davor zumeist eine Standardsituation voraus. Ibrahimovic sorgte dann in der 16. Minute für den Weckruf. Der Torschützenkönig der Serie A zog eine Flanke von links gefährlich auf das Tor von Andrej Pjatow. Der Schlussmann, nach dem Ausfall der drei besten ukrainischen Torhüter neue Nummer eins zwischen den Pfosten, konnte den Ball aber wegschlagen.
In der 23. Minute gab dann erstmals Schewtschenko seine Visitenkarte ab. Nach idealem Doppelpass mit Andrej Jarmolenko lief der 35-Jährige von rechts auf das Tor von Andreas Isaksson zu, schoss aber zu überhastet und zog den Ball am langen Eck vorbei. Die Ukraine hatte allerdings ihre Chance gewittert und versuchte ihr Glück danach aus der Distanz. Schüsse von Worinin (35.) und Jewgeni Konopljanka (36.) verfehlten allerdings ihr Ziel.
Verwirrung vor schwedischem Tor
Verwirrung in der schwedischen Defensive herrschte dann in der 38. Minute. Ideal eingesetzt, tankte sich Schewtschenko links durch und zog in den Strafraum. Sein Schuss wurde zwar abgeblockt, landete aber direkt vor den Beinen von Andrej Jarmolenko, dessen Torversuch aus fünf Metern in einer schwedischen Menschenmauer hängen blieb.
Gleich im Gegenzug stockte dann wiederum den ukrainischen Fans der Atmen. Eine lange Flanke fand den Kopf von Ibrahiomvic, der den Ball gegen die Laufrichtung des bereits geschlagenen Pjatow an die rechte Stange setzte (39.). Der Schlusspunkt in einer packenden ersten Halbzeit gehörte dann Konopljanka, dessen Volleyschuss mit dem Schienbein im Nachthimmel landete (42.).
Schlagabtausch nach Wiederanpfiff
Mit vollem Elan ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Die Zeit des Versteckens war nun endgültig vorbei. Zum Entsetzen der Zuschauer erwies sich zunächst die ukrainische Abwehr als idealer Gastgeber. Eine Flanke von Sebastian Larsson konnte nur kurz abgewehrt werden, Kim Kallström legte noch einmal quer und Ibrahimovic schob den Ball im Stile eines Klassestürmers unhaltbar über die Linie (52.).

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Beim 1:0 durch Ibrahimovic war die schwedische Welt noch in Ordnung
Von Schockstarre war bei den Hausherren aber nichts zu bemerken. Im Gegenteil, es sollte die große Stunde von Altstar Schewtschenko schlagen. Nur drei Minuten nach dem Gegentor wurde der Stürmer von Dynamo Kiew ideal von Jarmolenko bedient. Der 35-Jährige ließ sich nicht zweimal bitten und bezwang mit einem wuchtigen Kopfball den chancenlosen Isaksson im schwedischen Gehäuse. Seinem erstem Gala-Auftritt sollte allerdings keine sieben Minuten später die Krönung folgen.
Schewtschenko doppelt nach
Von der frenetischen Unterstützung auf der Tribüne nach vorne gepeitscht, wollte der Gastgeber sofort nachlegen. Zunächst verfehlte ein Versuch von Oleg Gusew noch das Tor. Nach einem Eckball kannte der Jubel dann aber kein Halten mehr. Konopljanka zielte auf den kurzen Pfosten, Schewtschenko stach hinein und köpfelte den Ball mit all seiner Routine zu seinem 50. Länderspieltor ins Netz.
Schweden versucht bis zum Schluss zumindest noch einen Punkt zu retten. Die größte Chance vergab allerdings Johan Elmander (90.), der den Ball nicht im Tor unterbrachte. Während die Skandinavier damit bereits nach einem Spiel mit dem Rücken zur Wand stehen, hat die Ukraine bei der Heim-EM den Grundstein für den Einzug ins Viertelfinale gelegt.
Wolfgang Rieder, ORF.at
Gruppe D, erster Spieltag
Montag:
Ukraine - Schweden 2:1 (0:0)
Kiew, Olympiastadion, 64.000 Zuschauer, SR Cakir (TUR)
Torfolge:
0:1 Ibrahimovic (52.)
1:1 Schewtschenko (55.)
2:1 Schewtschenko (61.)
Ukraine: Pjatow - Gusew, Michalik, Chatscheridi, Selin - Jarmolenko, Timoschtschuk, Konopljanka (93./Devic) - Nasarenko - Schewtschenko (81./Milewski), Woronin (85./Rotan)
Schweden: Isaksson - Lustig, Mellberg, Granqvist, M. Olsson - Elm, Källström - Larsson (68./Wilhelmsson), Ibrahimovic, Toivonen (62./Svensson) - Rosenberg (71./Elmander)
Gelbe Karten: Källström, Elm (beide SWE)
Statistik zum Spiel:
Ukraine |
|
Schweden |
5 |
Torschüsse |
6 |
13 |
Schüsse |
12 |
12 |
Fouls |
20 |
3 |
Eckbälle |
2 |
2 |
Abseits |
1 |
53 % |
Ballbesitz |
47 % |
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