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Sonderurlaub für Duell mit Maribor

Ganz Luxemburg freut sich mit F91 Düdelingen über den größten Erfolg seiner Fußball-Europacup-Historie. Der Sensationscoup in der Champions-League-Qualifikation gegen Red Bull Salzburg machte die Truppe von Trainer Didier Philippe zu Helden im 2.600 Quadratkilometer großen und 512.000 Einwohner zählenden Großherzogtum.

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„Die Spieler von Düdelingen machten das Match ihres Lebens“, titelte die Tageszeitung „Le Quotidien“ nach der 3:4-Niederlage am Dienstag in Salzburg, die aufgrund des 1:0-Heimerfolgs zum Aufstieg reichte. Düdelingen befinde sich nun „irgendwo zwischen siebentem und achtem Himmel“. Das Blatt spottete Richtung Red-Bull-Boss: „Der österreichische Milliardär Dietrich Mateschitz muss nach einem neuen Zaubertrank suchen, um seinen Spielern Flügel zu verleihen.“

Jubelnder Düdelingen-Trainer Didier Philippe

GEPA/Mathias Mandl

Trainer Didier Philippe konnte sein Glück nicht fassen

Nicht nur „Le Quotidien“ fiel auf, dass Düdelingen „wie eine Profimannschaft“ agierte. Körperlich robust und eiskalt im Abschluss wurden die Düdelinger zum Salzburger Alptraum. Dabei besteht F91 keinesfalls aus Profis. Torjäger Aurelien Joachim, der mit zwei Treffern maßgeblich an der Sensation beteiligt war, ist Sportlehrer. „Ich hoffe, dass wir alle für diese Spiele von unseren Chefs frei bekommen“, hoffte Joachim, dass man nach dem unerwarteten Weiterkommen für die Partien gegen NK Maribor Sonderurlaub bekommt.

Triumph mit Teamgeist

Trainer Philippe sprach von einem „sehr emotionalen Triumph“. Der 1:0-Heimsieg war für ihn keine echte Überraschung, der Aufstieg allerdings dann schon. „Wir wussten, dass Salzburg die bessere Mannschaft ist. Wir haben das mit Teamgeist wettgemacht. Wir haben aber nicht nur Kämpfer, sondern auch einige sehr talentierte Spieler in unserer Mannschaft“, merkte Philippe an. Clubpräsident Romain Schumacher konnte es kaum fassen: „Das war schlimmer als ein Hitchcock-Krimi. Drei Tore in so einem Stadion zu erzielen, das ist unglaublich. Ich bin während dieses Spiels mindestens um zehn Jahre gealtert.“

Der Aufstieg gegen Salzburg bedeutet für den Luxemburger Fußball die größte Sensation seit 10. September 2008. Damals hatte die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation 2:1 in Zürich gegen die Schweiz gewonnen. Österreichs Nationalteam hat gegen Luxemburg mit fünf Siegen und 22:4 eine blitzsaubere Bilanz, das letzte Duell, ein 4:1-Testspielerfolg in Innsbruck, ist aber schon mehr als acht Jahre her.

Salzburg im Schockzustand

Den schockierten Salzburgern dagegen bleibt diesmal nicht einmal das Trostpflaster Europa League. Offen ist jetzt auch, ob die ursprünglich noch geplant gewesenen ein bis zwei Verstärkungen nach Salzburg geholt werden. Roger Schmidt, der bereits sechste Cheftrainer der Ära Mateschitz, hätte sich seinen Start wohl kaum schlimmer vorstellen können. „Mit den Ansprüchen, die Red Bull Salzburg hat, dürfen wir in so einem Vergleich in zwei Spielen nicht ausscheiden“, so der Deutsche.

„Wir hatten nicht den absoluten Willen, das Spiel in die Hand zu nehmen und die Tore zu erzwingen. Wir haben diese Entschlossenheit vermissen lassen“, meinte Schmidt, dessen hoch bezahlte Kicker sich dem Kampf der beherzten Gäste nicht stellten. Dabei sei laut Schmidt allen bewusst gewesen, „wie wichtig dieses Spiel für uns und für den Verein ist“. „Es ist tragisch, dass das dann so endet“, war der 45-Jährige geknickt.

Hängende Köpfe beim Training

Beim ersten Training nach dem Champions-League-Ausscheiden gegen Düdelingen gab es bei Red Bull Salzburg hängende Köpfe. Die Konsequenzen des Debakels sind noch nicht klar, allerdings wird der Kader „durchleuchtet“ - mehr dazu in salzburg.ORF.at

Rangnick: „Enttäuschung ist riesengroß“

Die bezeichnendste Szene für die peinliche Vorstellung der Salzburger war die jämmerlich vergebene Torchance von Stefan Maierhofer kurz vor der Pause. Hätte Österreichs Torschützenkönig den Ball vor dem fast leeren Tor getroffen, wären die Salzburger 3:1 voran gelegen und damit - zumindest zwischenzeitlich - erstmals als Aufsteiger dagestanden. „Es ist eine Katastrophe für Fußball-Österreich, vor allem für Salzburg“, wusste Innenverteidiger Martin Hinteregger, dass das Ausscheiden nicht nur für die Mozartstädter Folgen hat.

Aufgrund der fehlenden Punkte in der UEFA-Fünfjahreswertung wird Österreich nach der nächsten Saison den gerade eroberten zweiten Startplatz in der CL-Quali wohl gleich wieder abgeben müssen. „Die Enttäuschung über unser Ausscheiden ist natürlich riesengroß“, meinte auch Salzburgs neuer Sportdirektor Ralf Rangnick. „Mit den gezeigten Leistungen in den beiden Spielen haben wir ein Weiterkommen auch nicht verdient, das muss man leider so klar sagen.“ Auch der Deutsche forderte nun eine deutliche Reaktion: „Jetzt müssen wir in der Liga ein anderes Gesicht zeigen.“

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