Endgültiger Schlussstrich
Mit einem schlichten „Time to say goodbye“ hat am Donnerstag der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten seine Karriere beendet. Am 25. November wird Michael Schumacher in Sao Paulo seinen letzten Grand Prix bestreiten. Der Deutsche setzte nach seinem ersten Rücktritt vor sechs Jahren nun endgültig einen Schlussstrich unter seine 21 Jahre dauernde Formel-1-Karriere der Superlative.
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Die Rekordmarke der meisten Formel-1-Rennen wird Schumacher nicht mehr knacken - bei allen anderen Bestmarken ist der siebenfache Weltmeister aber die klare Nummer eins. Unerreichbar scheinende 91 Grand-Prix-Siege (40 mehr als der nächst-erfolgreiche Alain Prost), 13 Siege in einer Saison (2004), 155 Podestplätze und 68 Polepositions hat der 43-Jährige auf seinem Rekordkonto. Sein letzter Teamchef bei Mercedes, Ross Brawn, bezeichnete Schumacher nicht umsonst als „Fahrer des Jahrhunderts“.
Schumacher-Rekorde (Auswahl):
- WM-Titel: sieben
- GP-Siege: 91
- Podestplätze: 155
- Meiste Saisonsiege: 13 (2004)
- Polepositions: 68
- Schnellste Rennrunden: 77
- WM-Punkte: 1.560
- GP-Starts: 301
- Führungskilometer: 24.110
Lauda zieht das Kapperl
„Es war ein Privileg, mit Michael von Beginn an zusammenzuarbeiten. Wir hatten fantastische, manchmal auch harte, aber vor allem auch erfolgreiche Zeiten“, sagte der Brite, der bei allen sieben Titeln mit Schumacher zusammengearbeitet hatte.
Auch für Niki Lauda ist Schumacher „der beste Formel-1-Rennfahrer, seit es die Rennserie gibt“. „Ich finde es traurig und schade für den ganzen Motorsport. Ich ziehe die Kappe vor Michael Schumacher“, betonte der dreifache Weltmeister.
Seinen ersten Grand Prix bestritt der damals 22-jährige Schumacher am 25. August 1991 in Spa-Francorchamps, gleich im zweiten WM-Lauf seiner Karriere fuhr er in die Punkteränge. Nur ein Jahr später feierte er seinen ersten Sieg am selben Ort und wurde in seiner ersten kompletten WM-Saison Dritter. 1994 gewann der Deutsche im Benetton seinen ersten WM-Titel, 1995 verteidigte er ihn erfolgreich. Von 2000 bis 2004 legte er eine beispiellose Serie für Ferrari hin - und gewann in allen fünf Jahren die Weltmeisterschaft.

Reuters/Robert Pratta
Schumachers Karriere ist untrennbar mit Ferrari verbunden
„Durch seine Erfolge bis 2006 wurde er nicht nur der erfolgreichste Pilot aller Zeiten, sondern auch ein weltweites Idol“, brachte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug die „Schumi-Mania“ auf den Punkt.
Von der „Schumi-Mania“ zum „Schummel-Schumi“
Schumacher kannte aber auch die Kehrseite der Medaille - der kompromisslose Deutsche galt nicht nur als Sportikone, er war in seiner erfolgreichen Zeit auch der meistgehasste Pilot der Formel 1. 1997 fuhr Schumacher seinem Titelrivalen und späteren Weltmeister Jacques Villeneuve ins Auto und wurde wegen Unsportlichkeit aus der WM-Wertung gestrichen. 1998 provozierte er einen Crash mit David Coulthard, worauf es in der Boxengasse beinahe zu Handgreiflichkeiten kam.

APA/EPA/dpa/Harry Melchert
1994 beim ersten WM-Titel auf den Schultern von Tom Walkinshaw und Flavio Briatore
Sieben Jahre später versuchte er, seinen Bruder Ralf noch auf der Ziellinie zu überholen, 2006 blockiert er am Ende des Qualifyings für das Rennen in Monaco die Strecke und verlor deshalb nachträglich seine Poleposition. „Drecksack“ (Keke Rosberg) war damals noch das Netteste, das seinen Kollegen dazu einfiel. Von da an wurde der Deutsche seinen wenig schmeichelhaften Spitznamen „Schummel-Schumi“ nicht mehr los.
Erster Rücktritt 2006
Wenige Monate nach dem Vorfall in Monaco gab Schumacher seinen Rücktritt bekannt und heuerte als Ferrari-Berater an. Nicht einmal vier Jahre später kehrte der Rekordweltmeister ins Renngeschehen zurück, konnte aber nicht an alte Erfolge anknüpfen. Seine jungen Kollegen bedauerten das Karriereende des 43-Jährigen.
Sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg, der im kommenden Jahr nun an der Seite von Lewis Hamilton fahren wird, streute Schumacher Rosen: „Das ist ein Riesenverlust für unseren Sport, ganz klar. Michael hat viel dazu beigetragen, die Formel 1 in Deutschland so populär zu machen, so viele Fans haben ihre Fernseher seinetwegen eingeschaltet. Ich kann mich sehr, sehr glücklich schätzen, dass ich ihn drei Jahre als Teamkollegen hatte. Ich habe den größten Respekt für seine Leistung.“
Vettel bedauert Rücktritt
Auch Sebastian Vettel empfindet den Rücktritt seines Landsmanns als „großen Verlust“. „Das ist schade. Es gab viele Leute - mich eingeschlossen -, die sich sehr gefreut hätten, wenn er weitergemacht hätte. Ich hoffe, dass er uns in irgendeiner Funktion erhalten bleibt und wir ihn von Zeit zu Zeit noch sehen“, sagte der zweifache Weltmeister. Ein weiterer Rücktritt vom Rücktritt ist aber unwahrscheinlich. „Wer weiß, vielleicht ist es diesmal ja für immer“, sagte Schumacher am Donnerstag scherzhaft.
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