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„Nicht gefährlich, sondern schwierig“

„Der Skirennsport ist nicht gefährlich, sondern schwierig“, das Credo des ÖSV-Trainers Burkhard Schaffer sorgte am Samstag in Beaver Creek für viel Gesprächsstoff. Sein anspruchsvoll gesetzter Super-G warf zahlreiche Fahrer ab, am schwersten den Österreicher Max Franz. Die Frage, ob der Kurs zu schwierig gewesen sei, teilte nach dem Rennen die Meinungen von Experten, Läufern und Trainern.

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Immerhin konnte der ÖSV in der Nacht auf Sonntag leichte Entwarnung hinsichtlich des Gesundheitszustands von Franz geben. Neben einer schweren Gehirnerschütterung erlitt der 23-jährige Kärntner einen Nasenbeinbruch. Angesichts des dramatischen Sturzes kam er damit noch verhältnismäßig glimpflich davon. Dazu hat sich Franz eine Rissquetschwunde am Nasenrücken und Abschürfungen im Gesicht zugezogen. „Er muss die Nacht zur klinischen Überwachung im Spital verbringen“, erklärte ÖSV-Ärztin Alexandra Reimann am Samstagabend (Ortszeit).

Max Franz wird abtransportiert

APA/EPA/Justin Lane

Franz muss zur Beobachtung zumindest eine Nacht im Krankenhaus bleiben

Reimann hatte den Rennläufer nach dem per Ackja erfolgten Abtransport von der Rennstrecke in das Vail Valley Medical Center begleitet, wo man den jungen Sportler umfangreichen Untersuchungen unterzog. Franz war bei seinem Sturz zunächst gegen ein Tor und danach hart mit dem Kopf auf der Piste aufgeschlagen und blieb für kurze Zeit bewusstlos liegen. Dennoch wird Franz das Krankenhaus voraussichtlich bald schon wieder verlassen können, teilte der ÖSV mit.

Kurssetzer Schaffer polarisiert

15 weitere Ausfälle und weitere teils heftige Stürze sorgten aber für heftige Diskussionen. Der mit dieser Saison als Speed-Chef zum ÖSV zurückgekehrte Schaffer ist bekannt dafür, eher schnelle Super-G-Kurse zu setzen. Vergangenes Jahr in Kvitfjell hatte der damals noch für den slowenischen Skiverband arbeitende Steirer eine Korrektur seines zügigen Laufs verweigert, weshalb die FIS den Super-G vom Österreicher Andreas Evers umsetzen ließ.

Burkhard Schaffer

GEPA/Andreas Pranter

Mit seiner Kurssetzung sorgt Speed-Chef Schaffer immer wieder für Aufsehen

Dass der Deutsche Stephan Keppler gleich mit Nummer eins und nach wenigen Toren spektakulär stürzte, ließ am Samstag in Colorado aber einiges erwarten, oder zu befürchten. 16 Ausfälle bzw. zahlreiche Stürze waren es am Ende, die für viel Diskussionsstoff sorgten, auch wenn Keppler mit einem geschwollenen Auge davonkam.

„Hier sehen sie Action“

Den Kritikern standen freilich weit mehr entgegen, die keine gefährliche Kurssetzung erkennen wollten. Selbst Experte Bernhard Russi von der FIS zählte dazu. Gestandene Downhiller wie der Vortagesabfahrtssieger Christof Innerhofer verstanden die Diskussion gar nicht. „Der Schnee war heute wahnsinnig einfach. Alle riskieren immer Kopf und Kragen, sonst ist man nicht vorne dabei. Es ist sicher der technisch schwierigste Super-G. Aber die Leute haben Spaß, zuzuschauen. Hier sehen sie Action.“

Ähnlich sahen es die meisten Österreicher. „Man musste aber wirklich gut besichtigen“, erklärte Joachim Puchner. „Aber natürlich ist es schwer, so einen Sturz am Start von einem fernzuhalten“, sagte der Salzburger zum Vorfall mit Franz.

Hirscher mit Handbremse unterwegs

Weltcup-Titelverteidiger Marcel Hirscher war ebenfalls kritisch, aber mehr über sich selbst als über den Kurs. Für ihn hatte sich nach Platz 32 das mit viel Aufwand angesteuerte, aber ohne Punkte gebliebene Super-G-Abenteuer auf der schwierigen Raubvogelpiste nicht gelohnt.

Er habe sich durch den Keppler-Sturz die Schneid abkaufen lassen, gestand Hirscher. „Deshalb war ich nach dem Abschwingen auch grantig. Es war aber nicht so schwer, wie ich geglaubt habe“, behauptete der 23-Jährige. „Die vielen Stürze relativieren aber viel. Es ist daher egal, wie weit ich hinten bin“, sagte der Salzburger. „Geholfen hat mir die Kurssetzung nicht. Aber am Ende hat man wieder einmal gesehen, dass selten so heiß gegessen wird wie gekocht.“

Zu viele Wellen und Kuppen

Der Super-G sei weder zu schnell noch gefährlich gewesen, war auch der drittplatzierte Österreicher Hannes Reichelt überzeugt. Das Problem seien eher die vielen Wellen und Kuppen sowie die dahinter stehenden, „blinden“ Tore gewesen. Etwas, was seinerzeit schon Matthias Lanzinger in Kvitfjell zum Verhängnis geworden war, erinnerte Reichelt. „Ich hab nur noch weggeschaut, weil es so grausig ausgesehen hat“, sagte Reichelt zum Franz-Sturz.

Klaus Kröll verabschiedete sich mit Platz 23 aus Colorado. „Man brauchte viel Selbstvertrauen, um alles voll auf Zug zu fahren“, gestand der Steirer, der vom Sturz von Franz ebenfalls schockiert war. „So was ist immer blöd, vor allem wenn es ein Teamkollege ist. Wenn du das am Start hörst, weißt eh gleich, was los ist. Ich gehe dann meist weit weg vom Funk.“

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