„Werden couragierter zur Sache gehen“
Mit dem zweiten Rang durch Marcel Hirscher im Riesentorlauf in Beaver Creek ist die Übersee-Tournee für die ÖSV-Herren erfolgreich zu Ende gegangen. Insgesamt fünf Podestplätze verbuchte das Team von Cheftrainer Mathias Berthold. Dass die Österreicher erstmals seit vier Jahren die Heimreise aus Nordamerika ohne Sieg antreten mussten, trübte die Bilanz aber doch ein wenig.
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Überhaupt stehen die Männer nach sieben Weltcup-Rennen im WM-Winter noch ohne Sieg da. „Natürlich hätten wir gerne gewonnen. Aber (Aksel Lund, Anm.) Svindal war in den Speed-Bewerben extrem stark“, bilanzierte Berthold vor der Rückreise nach Europa. „Wir werden bei den nächsten Rennen etwas couragierter zur Sache gehen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir in Gröden eine sehr starke Leistung unseres Teams sehen werden“, sagte der Coach.
Entscheidend für den ausgebliebenen Sieg sei gewesen, dass u. a. bei Max Franz das Risiko nicht aufgegangen war, glaubt ÖSV-Speed-Coach Rainer Gstrein. Der junge Kärntner Franz ist derzeit Österreichs heißeste Speed-Aktie, nach Platz zwei in Lake Louise stürzte der Kärntner in Beaver Creek aber schwer. „Er ist zwischen Genie und Wahnsinn“, meinte Gstrein, für den Franz’ erster Sieg nur eine Frage der Zeit ist.
Bitterer Rückschlag für Franz
Franz hatte bei seinem Sturz in Beaver Creek kurz das Bewusstsein verloren und eine schwere Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch und mehrere Abschürfungen vor allem auf der Stirn und auf der rechten Gesichtshälfte erlitten. Arme und Beine blieben aber unversehrt. Nach neurologischen Untersuchungen in Vail konnte der 23-Jährige am Montag wieder die Heimreise antreten, eine zumindest mehrwöchige Trainings- und Rennpause bleibt ihm aber nicht erspart.
„Es zipft ihn mächtig an, dass er nun einige Zeit nicht Ski fahren darf“, berichtete ÖSV-Ärztin Andrea Reimann. Franz müsse sich aber wie jeder Mensch nach einer schweren Gehirnerschütterung zumindest zwei, drei Wochen absolut schonen. „Erst wenn er keine Kopfschmerzen mehr hat und sich wieder voll konzentrieren kann, darf er wieder etwas tun“, so Reimann. „Das muss dann aber ein Neurologe abklären.“
Hirscher nimmt es gelassen
Auf seinen ersten Sieg in der laufenden Saison wartet auch Weltcup-Gesamtsieger Marcel Hirscher, der nach seinem erfolglosen Abstecher zum Super-G in Beaver Creek im Riesentorlauf als Zweiter zumindest vom Ergebnis her knapp dran war. Der neuerlich enorme Rückstand auf den US-Amerikaner Ted Ligety, der schon in Sölden in einer eigenen Liga gefahren war, schreckte den Salzburger nicht.
Hirscher nahm auch die verlorene Weltcup-Führung trotz „wilder Fehler“ und Kritik an der Kurssetzung nicht tragisch. „Das ist egal. Wichtig ist, dass ich auf Ligety aufhole“, sagte der 23-Jährige. „Die Tournee war lange und anstrengend, aber lehrreich.“ Seinen Rückstand auf Ligety im Riesentorlauf verkürzte Hirscher von 3,12 Sekunden in Sölden (Dritter) auf 1,78 Sekunden in Beaver Creek, was ihm Mut machte.
„Ich werde Ligety schlagen“
„Ligety fährt derzeit in einer anderen Liga“, gab Hirscher zu. Zu besiegen sei aber auch er. Wie? „Entweder selbst zwei perfekte Läufe fahren oder man lässt ihn in Zukunft drei, vier Tore mehr fahren als die Konkurrenz, dann haben wir wieder eine Chance.“ Immerhin versprach Hirscher: „Auch wenn es ein Jahr dauern sollte, bis ich das aufgeholt habe. Eines Tages werde ich Ligety schlagen.“
Rennmäßig geht es für Hirscher und Co. in Val d’Isere am kommenden Wochenende mit Riesentorlauf und Slalom weiter, die Abfahrer haben Pause bis Gröden, wo in zwei Wochen eine Abfahrt und ein Super-G in Szene gehen. Ob Österreichs Speed-Herren in der Rennpause an diesem Wochenende auf der Schladminger Planai und damit auf der WM-Piste trainieren können wie geplant, ist hingegen noch nicht gesichert.
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