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Paralympics-Star rechtfertigt sich

Der niederländische Paralympics-Star Monique van der Vorst hat 2012 mit einer brisanten Beichte für Aufsehen gesorgt. Die 27-Jährige, seit ihrem 13. Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen, hatte vor zwei Jahren durch ein „Wunder“ wieder gehen können. Heuer folgte ein ernüchterndes Geständnis. Demnach soll Van der Vorst nie wirklich gelähmt gewesen sein.

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Van der Vorst brachte es als Behindertensportlerin in ihrer Heimat zu zweifelhaftem Ruhm und sogar zur Sportlerin des Jahres. Sie wurde dreimal Weltmeisterin mit dem Handbike, Europameisterin und gewann als erste Para-Triathletin die Ironman-WM und bei den Paralympics in Peking zweimal Silber. Zu Ende ging ihre Behindertensportkarriere nach einem Unfall bei einem Trainingslager auf Mallorca, als sie mit einem Radfahrer kollidierte und ihre Beine wie durch ein Wunder plötzlich wieder bewegen konnte.

Die ehemalige Behindertensportlerin Monique van der Vorst im Rollstuhl bei den Olympischen Spielen von Peking

AP/Mathilde Dusol

Bei den Paralympics in Peking gewann Van der Vorst zweimal Silber

Reaktion auf Gemunkel

Das behauptete Van der Vorst im November 2010 jedenfalls. In Wahrheit reagierte sie damit auf die hartnäckigen Gerüchte, die ihre Behinderung infrage stellten. Mehrere Rollstuhlathleten und Ex-Betreuer, aber auch Bewohner aus ihrem Heimatort Gouda gaben an, die 27-Jährige schon vor ihrer wundersamen Genesung auf zwei Beinen gehend gesehen zu haben. Nach der Sportlerehrung 2009 hätten Augenzeugen beobachtet, wie sie ihren Rollstuhl alleine in ihrem Auto verstaute - und sich auf dem Parkplatz dabei ohne Gehhilfen bewegte.

Diesem Gemunkel trat Van der Vorst mit der Geschichte vom heilsamen Trainingsunfall auf Mallorca entgegen. Nach mehrmonatigem Aufenthalt in einem Krankenhaus und anschließender Rehabilitation teilte sie an ihrem 26. Geburtstag mit, dass sie wieder gehen könne. Im Dezember des vergangenen Jahres unterschrieb sie einen Profivertrag beim Rad-Team Rabobank und nannte auch gleich ein neues Ziel, nachdem die Paralympics 2012 in London für sie geplatzt waren: die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.

Die ehemalige Behindertensportlerin Monique van der Vorst steht neben ihrem Rollstuhl

AP/Bas Czerwinski

Van der Vorst: „Es war mir nicht bewusst, dass ich auch zuvor oft auf meinen Beinen stand."

„Nicht gut ausgedrückt“

„Alle können von Monique lernen. Sie hat die richtige Mentalität und die Willenskraft. Das hat sie in ihrer gesamten Karriere unter Beweis gestellt“, sagte Jeroen Blijlevens, der sportliche Leiter des Rabobank-Teams, damals. Anfang April 2012 gestand Van der Vorst ihren Genesungsschwindel kleinlaut. Gelogen will sie dabei aber nicht haben. „Ich habe mich nur nicht gut ausgedrückt. Aus heutiger Sicht stimmte es nicht, was ich gesagt habe. Aber ich wusste es nicht besser.“

Weiter behauptete Van der Vorst, die nach Komplikationen bei einer Knöcheloperation und darauf folgendem Nervenschaden seit ihrem 13. Lebensjahr kein Gefühl mehr in den Beinen hatte und seit einem Verkehrsunfall 2008 querschnittgelähmt war, ihre Probleme hätten nicht am Rückenmark, sondern im Kopf gelegen. „Mein Rehabilitationsarzt vergleicht mich mit einem Auto. Der Motor war nicht kaputt, aber ich wusste nicht mehr, wie man fahren muss.“ Und weiter: „Es war mir nicht bewusst, dass ich auch zuvor oft auf meinen Beinen stand.“

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