Der Untergang einer Großmacht
„Finland, Finland, Finland, the country where I want to be“, das Lied der britischen Kultkomiker Monty Python mag zwar touristisch gesehen zutreffen, für die Skisprungfans aktuell sicher nicht. Die sehen sich nämlich mit der größten Krise der Geschichte in dieser Sportart konfrontiert. Die einstige Großmacht dümpelt mit 166 Punkten auf Platz elf in den Niederungen der Nationenwertung herum.
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Bei der Vierschanzentournee, die Finnland bereits 16-mal gewinnen konnte, war mit Lauri Asikainen nur ein Springer mit von der Partie. Der 23-jährige Solist aus „Suomi“ kam dabei über Gesamtrang 33 nicht hinaus. Drei Springer schickte der Verband bei der 61. Ausgabe wegen Erfolglosigkeit vorzeitig nach Hause. Für ein Land, das mit Matti Nykänen und Toni Nieminen zwei absolute Superstars dieser Sportart hervorgebracht hat, eine untragbare Situation.
Die Hoffnung auf bessere Tage schürte nun eine andere Legende. Janne Ahonen, seines Zeichens fünffacher Weltmeister und mit fünf Titeln Rekordsieger der Tournee, kündigte ein neuerliches Comeback an. „Für einen Platz im Nationalteam braucht er kein Wunder“, kommentierte Finnlands erfolgreichster Trainer Hannu Lepistö in der Zeitung „Helsingin Sanomat“ trocken das zweite Comeback des 35-Jährigen an.

GEPA/Thomas Bachun
Die finnischen Springer zaubern derzeit kein Lächeln auf das Gesicht der Kinder
„Habe mich ein paar Jahre ausgeruht“
Ahonen selbst will ab sofort wieder von der Schanze fliegen und in Sotschi 2014 seine Edelmetallsammlung komplettieren. Eine Einzel-Medaille bei Olympischen Winterspielen fehlt dem Finnen nämlich noch. „Ich habe mich ein paar Jahre ausgeruht und bin wieder total frisch. Nichts hält mich jetzt davon ab, ein Jahr lang alles zu geben“, sagte Ahonen am Donnerstagabend dem Fernsehsender MTV3.
Der 1,84 Meter große Finne mit der meist unbewegten Miene war 2008 das erste Mal zurückgetreten, ein Jahr später aber zurückgekehrt. In der Saison 2009/10 wurde er noch einmal Zweiter bei der Vierschanzentournee. Wenige Wochen später verpasste er in Vancouver als Vierter auf der Normalschanze knapp eine Olympiamedaille. 2011 folgte dann der zweite Rückzug vom Profisport.
Rückkehr an die Weltspitze ungewiss
Parallel zu Ahonen machte der einst als große Hoffnung gehandelte 27-jährige Harri Olli Schlagzeilen, weil er nicht auf der Schanze, sondern vor Gericht als Schläger unter Alkoholeinfluss in die Fußstapfen der 49-jährigen Legende Matti Nykänen getreten war. Olli wurde in Lahti zu viereinhalb Monaten Haft verurteilt. Auch Nykänen ist mehrfach vorbestraft.
Ähnliches befürchtet niemand von Ahonen, auch wenn er zu aktiven Zeiten ebenfalls schon kräftig mitgezecht haben soll, danach dennoch erfolgreich war. Ob es noch einmal zum großen internationalen Erfolg reicht, gilt als völlig ungewiss. „Es ist nicht leicht, im Skispringen wieder zur Weltspitze aufzuschließen“, prophezeit Lepistö. Ahonen möchte in dieser Saison ein paar Springen als Teil des Aufbautrainings mitmachen. Im nächsten Jahr will er dann alles geben: „Ich glaube 100 Prozent an mich.“
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