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Geständnis kommt „zu spät“

Nach über 13 Jahren des Leugnens hat Lance Armstrong gestanden, unter anderem mit EPO, Eigenblut, Kortison, Testosteron und Wachstumshormon gedopt zu haben.

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Video dazu in iptv.ORF.at

In dem am Donnerstag ausgestrahlten ersten Teil des TV-Interviews mit US-Talkerin Oprah Winfrey gab der 41 Jahre alte ehemalige Radstar zu, bei all seinen sieben Tour-de-France-Erfolgen von 1999 bis 2005 gedopt gewesen zu sein. In seinen Comebackjahren 2009, als er noch einmal Dritter der Tour wurde, und 2010 (23.) sei er aber „clean“ gefahren, sagte der Texaner weiter. Die Dopingkontrollen zu dieser Zeit seien effektiver gewesen.

Lance Armstrong bei Oprah Winfrey

AP/Courtesy of Harpo Studios, Inc., George Burns

Armstrong legte bei Winfrey seine große Lebensbeichte ab

„Die Wahrheit lautet anders“

Sein Geständnis komme „zu spät“, gab Armstrong zu. „Ich sehe die Lage als eine große Lüge. Die Wahrheit lautet anders als alles, was ich gesagt habe“, so der ruhig wirkende Ex-Champion, der in einem Hotel in seinem Heimatort Austin in Texas befragt wurde. Mitte der 90er Jahre habe er begonnen, mit EPO zu dopen. Es sei für ihn so selbstverständlich geworden wie „Reifen aufzupumpen“.

Lance Armstrong jubelt 2004 über den Gewinn der Tour de France

Reuters/Stefano Rellandini

Der US-Amerikaner dominierte jahrelang - allerdings mit unerlaubten Mitteln

Armstrong geht davon aus, dass es ohne Doping gar nicht möglich sei, die Tour siebenmal zu gewinnen. Allerdings wollte er nicht behaupten, dass zu der damaligen Zeit alle Fahrer gedopt gewesen seien. „Ich kannte ja nicht jeden, kann das also nicht so sagen“, erklärte er. Zudem stritt der frühere Krebspatient ab, jemanden unter Druck gesetzt zu haben, so wie er zu dopen, wie ihm das von ehemaligen Teamkollegen vorgeworfen wird.

Kein Deal mit dem Weltverband

Auch den Weltverband UCI nahm er gegen Korruptionsvorwürfe in Schutz und stritt ab, dass ein positiver EPO-Test während der Tour de Suisse 2001 vom Dachverband verschleiert worden sei. Teamkollegen hatten zuvor ausgesagt, Armstrong habe im Gegenzug der UCI 125.000 Dollar gespendet. „Die Geschichte ist nicht wahr“, so Armstrong. „Es gab keine positive Probe, keine Bestechung des Labors, kein geheimes Meeting mit dem UCI-Chef“, sagte er. „Manche Dinge waren vielleicht dubios, aber das hier nicht.“

Jahrelang hatte Armstrong auf Dopingverdächtigungen mit Prozessen geantwortet - am Donnerstag wirkte er ganz ruhig und gefasst. Er entschuldigte sich sogar bei seiner ehemaligen Physiotherapeutin Emma O’Reilly, die er geklagt und beschimpft hatte. Die Irin gehörte zu den 26 Zeugen, die in der Anklage der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) gegen ihn ausgesagt hatten.

„Ich sehe den Zorn“

„Ich sehe in den Mienen der Menschen den Zorn über den Verrat, den ich an ihnen begangen habe. Ich werde den Rest des Lebens mit dem Versuch zubringen, Vertrauen zurückzugewinnen und mich bei den Leuten zu entschuldigen“, sagte der tief gefallene Radsportheld, der lebenslang gesperrt wurde und alle seine Tour-Siege verlor.

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