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Titelentscheidung 2008 im Zwielicht
„Wir haben als Tabellenführer verloren, nachdem wir drei Tore innerhalb von fünf Minuten bekommen haben“, erinnerte Trapattoni, als er vor dem Länderspiel Irlands gegen Polen (2:0) in einer Pressekonferenz auf das diese Woche von Europol aufgedeckte Ausmaß von Wettbetrug im europäischen Fußball angesprochen worden war. „Nach dem Spiel habe ich mir gedacht: Drei Tore in fünf Minuten, das ist unmöglich.“

GEPA/Hans Simonlehner
Das 0:7-Heimdebakel sorgt auch fast fünf Jahre später für Schlagzeilen
0:4-Rückstand nach 17 Minuten
Die Salzburger offenbarten bei der historischen Heimpleite am Ostersonntag 2008 tatsächlich unvorstellbare Abwehrschwächen. Nach 17 Minuten stand es bereits 0:4. Trapattoni mit fast fünf Jahren Abstand über seine damalige Mannschaft: „Ich dachte mir: Die sind entweder Idioten oder sie stehen unter Drogen oder sie haben das Spiel verkauft, aber dafür habe ich natürlich keine Beweise.“
Aufgetauchte Gerüchte, seine Spieler könnten die Partie verkauft haben, wies Trapattoni damals entschieden zurück. „Ich kenne meine Spieler“, stellte sich der Italiener hinter seine Mannschaft. „Für mich wäre das eine unglaubliche Vorstellung.“ Rapid holte in weiterer Folge den Meistertitel - sechs Punkte vor den Salzburgern, die im Jahr davor noch mit 19 Zählern Vorsprung triumphiert hatten und über den stärksten Kader verfügten.
380 Spiele unter Manipulationsverdacht
Europol hatte am Montag bekanntgegeben, dass über 380 Spiele in Europa und weitere 300 weltweit verschoben worden seien. Beteiligt sollen rund 420 Funktionäre, Spieler und Schiedsrichter in 15 Ländern gewesen sein. Insgesamt seien mehr als zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern geflossen, europaweit strichen die Manipulateure Wettprofite in Höhe von acht Millionen Euro ein. „Auf Italienisch gibt es dafür nur ein Wort: Mafia“, kommentierte Trapattoni die Enthüllungen.
Der 73-jährige Italiener verließ Salzburg im Sommer 2008 nach zwei Jahren und heuerte als irischer Teamchef an. Der „Maestro“ führte die Iren im Vorjahr zu ihrer ersten EM-Teilnahme seit 1988. In der laufenden WM-Qualifikation ist Irland Gruppengegner Österreichs. Zum ersten direkten Duell mit dem Trapattoni-Team kommt es am 26. März in Dublin.