Themenüberblick

Medaille nach Knieoperation

Mario Stecher ist bei der WM in Val di Fiemme ein sensationelles Comeback gelungen. Der Steirer holte nach überstandener Knieoperation im Einzel der Nordischen Kombinierer auf der Normalschanze am Freitag die Silbermedaille. Stecher setzte sich im Fotofinish gegen den Deutschen Björn Kircheisen durch. Gold ging an den Franzosen Jason Lamy Chappuis.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Stecher, nach dem Springen noch Zweiter hinter dem Norweger Haavard Klemetsen, musste im packenden Zielsprint einer vierköpfigen Spitzengruppe nur Lamy Chappuis den Vortritt lassen. Im Kampf um Silber hatte der 35-jährige Routinier schließlich die Schuhspitze gegen Kircheisen vorne. Der deutsche Weltcup-Führende und Titelverteidiger Eric Frenzel musste sich mit Platz vier begnügen.

„Fast zu kitschig“

„Das ist fast zu kitschig“, sagte Stecher, „Ein Traum, vor sechs Wochen bin ich verletzt zu Hause gelegen, und jetzt passiert mir sowas.“ Der zweifache Teamolympiasieger hatte vor der WM rund fünf Wochen wegen einer Knieoperation pausieren müssen. Es war bereits der neunte Eingriff am Knie in seiner Karriere gewesen.

Mario Stecher, Jason Lamy Chappuis und Björn Kircheisen

APA/Barbara Gindl

Stecher (links) fängt Kircheisen (rechts) im letzten Moment noch ab

Schon im Springen hatte der Steirer den Grundstein zu seiner ersten WM-Einzelmedaille seit Ramsau 1999 gelegt. Bei böigem und starken Aufwind segelte Stecher auf die Bestweite von 106 m und verdrängte dabei nach nur rund einem Dutzend Trainingssprüngen seit der Operation die Angst vor möglichen Schmerzen bei einem weiten Satz.

„Das taugt mir einfach, dass ich mich so weit zu springen getraut habe“, freute sich Stecher im Auslauf. Schon da hatte er fast wie ein Sieger über seinen tollen Sprung gejubelt. „Dieser Sprung war auf dem gleich hohen Level wie der, bei dem ich mich verletzt habe“, sagte der Steirer, der 16 Sekunden hinter Klemtsen in die 10-km-Loipe ging.

Knapp, aber doch

Die Ausgangsposition als Nummer zwei war günstig, dennoch hing die Medaille recht hoch. Anfangs mit dem Sprung-Dritten Christoph Bieler im Schlepptau lief Stecher bald zu Klemetsen vor. Bei Halbdistanz schloss Frenzel mit zwei weiteren Athleten zur Spitze auf, dahinter machten jedoch die rund eine Minute hinter Stecher als Elfter und Zwölfter gestarteten Lamy Chappuis und Kircheisen mächtig Tempo.

Rund drei Kilometer vor dem Ziel kam der Weltcup-Sieger heran, und danach entwickelte sich ein enorm spannendes Finale. Einen Kilometer vor dem Ziel war nur noch ein Quartett im Medaillenrennen. Stecher hielt als einziger der beiden Österreicher im Spitzenfeld bis zum Schluss mit. Im Finish zeigte er jene Sprinterqualitäten, die ihm schon 1999 WM-Silber eingebracht hatten.

„Ich bin als Vierter in die Abfahrt, ein Deutscher ist dann im Sprint vor dem Ziel weit rüber gekommen. Ich dachte zuerst, ich bin Vierter, aber es ist sich knapp ausgegangen“, sagte Stecher zu seiner neunten Medaille bei einem Großereignis. Lamy Chappuis holte nach dem Großschanzen-Bewerb von Oslo 2011 auch dank noch schnellerer Ski seinen zweiten WM-Titel, für Stecher war Silber wie ein Sieg. Es war der dritte zweite WM-Rang in Val di Fiemme nach Klaus Sulzenbacher 1991 und Felix Gottwald 2003.

Bieler nach Rang acht zufrieden

Bieler, der erst nach seinem Weltcup-Sieg vor wenigen Wochen in Almaty in den WM-Kader gerutscht war, musste auf der anspruchsvollen Strecke seinen Medaillentraum bei den letzten Anstiegen begraben und wurde am Ende Achter. „Mir ist schwindlig. Es war ein brutal hartes Rennen, ewig lang“, sagte der Tiroler. „Mario war für mich eine Spur zu schnell. Wie dann am Schluss die Post abgegangen ist, habe ich leider nicht mehr zusetzen können.“

Dennoch war Bieler zufrieden: „Die Leistung, die ich gebracht habe, war wirklich sehr gut, aber es waren sieben andere besser.“ Der Routinier freute sich auch über Silber für seinen Teamkollegen: „Ich gönne es ihm vom ganzen Herzen. Er hat in den letzten Jahren sehr viel mitgemacht. Es zeigt, welches Kämpferherz er hat und welch Topsportler er ist.“

Bernhard Gruber belegte nach Rang zehn im Springen Platz 13, der vierte Österreicher im Bunde, Wilhelm Denifl, musste sich mit Platz 20 begnügen. „Es war extrem schwer. Ich bin ein ganz passables Rennen gelaufen, weil ich sehr viel alleine arbeiten musste. Ich bin für meine Verhältnisse zufrieden, ich muss es halt übers Springen machen, sonst habe ich keine Chance“, sagte der Weltcup-Dritte Gruber.

Kombi-Einzelbewerb Normalschanze

Endstand nach einem Sprung und 10 km Langlauf:
1. Jason Lamy Chappuis FRA 29:13,2 11/6*
2. Mario Stecher AUT + 0,2 2/17
3. Björn Kircheisen GER 0,3 12/2
4. Eric Frenzel GER 0,5 6/12
5. Haavard Klemetsen NOR 16,2 1/35
6. Tahei Kato JPN 24,7 5/18
7. Marjan Jelenko SLO 32,3 4/29
8. Christoph Bieler AUT 35,5 3/36
9. Akito Watabe JPN 36,0 14/10
10. Magnus Krog NOR 47,4 29/4
11. Sebastien Lacroix FRA 51,6 31/5
12. Pavel Churavy CZE 55,7 15/14
13. Bernhard Gruber AUT 1:01,0 10/22
14. Bryan Fletcher USA 1:01,2 19/13
15. Maxime Laheurte FRA 1:02,4 15/15
16. Yoshito Watabe JPN 1:13,7 7/31
17. Magnus Moan NOR 1:16,8 8/32
18. Hideaki Nagai JPN 1:23,8 17/20
19. Alessandro Pitin ITA 1:29,6 41/8
20. Wilhelm Denifl AUT 1:29,9 9/38
21. Tino Edelmann GER 1:30,6 20/21
22. Armin Bauer ITA 1:30,9 42/7
23. Bill Demong USA 1:31,6 47/3
24. Fabian Rießle GER 1:33,4 18/26
25. Taylor Fletcher USA 1:38,5 45/9
26. Lukas Runggaldier ITA 1:47,2 50/1
27. Ilkka Herola FIN 1:55,9 26/25
28. Kail Piho EST 1:56,2 29/19
29. Janne Ryynänen FIN 2:10,9 21/38
30. Johannes Rydzek GER 2:11,7 22/37
* Platzierung im Springen/Langlauf

Links: