Vertrag für zwei Jahre
Der österreichische Skiverband (ÖSV) hat einen neuen Chef für die Damen gefunden. Jürgen Kriechbaum tritt die Nachfolge von Herbert Mandl an. Mit dem Wahltiroler kehrt ein „Goldschmied“ zum ÖSV zurück. Denn unter Kriechbaum als Speed-Trainer holten unter anderen Andrea Fischbacher 2010 Olympiagold und Elisabeth Görgl 2011 zwei WM-Titel.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der gebürtige Oberösterreicher, der nun in Mils bei Innsbruck wohnt, wird beim ÖSV die Funktion als sportlicher Leiter der alpinen Ski-Damen übernehmen. Der Vertrag läuft vorläufig über zwei Jahre. Ob es auch Veränderungen im Trainerstab geben wird, ist noch offen. Kriechbaum arbeitete in den vergangen beiden Jahren mit dem Nachwuchs als Trainer im Skigymnasium in Stams, zuvor war er bereits beim ÖSV als Trainer tätig und betreute die Speed-Gruppe der Damen.
Unter Kriechbaums Leitung blühten die Speed-Damen auf. Fischbacher krönte sich 2010 in Vancouver überraschend zur Olympiasiegerin und holte die einzige Goldmedaille für die Alpinen. Ein Jahr später bei der WM in Garmisch-Partenkirchen holte sich Görgl Gold in Super-G und Abfahrt. Auch an Kombi-Gold von Anna Fenninger hatte der 46-Jährige Anteil. Nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft wechselte Kriechbaum ins Gymnasium nach Stams.
Reiz der neuen Tätigkeit
„Die Abfahrt war damals schon eine Baustelle, es hat sich aber schon einiges gebessert“, betonte Kriechbaum, wusste jedoch auch, „dass wir Siegläuferin noch keine haben“. Um den Job als Damen-Cheftrainer anzunehmen, benötigte der 46-Jährige keine lange Nachdenkphase, vielmehr sei es ein Prozess von verschiedenen Gesprächen gewesen. „Ich war in Stams sehr glücklich“, sagte Kriechbaum, „aber der Reiz dieser neuen Tätigkeit ist sehr groß.“ Dass er vor Olympia im kommenden Jahr in Sotschi und der WM 2015 in Vail Druck verspüre, verneinte Kriechbaum.
GEPA/Hans Simonlehner
Kriechbaum (l.) soll Fischbacher und Co. wieder zu alter Stärke führen
Zuletzt gab es für das Damen-Team bei der Heim-WM in Schladming keinen Sieg. „Aber Großereignisse ohne Goldmedaille können immer passieren, deshalb habe ich keinen Druck. Es gilt daran zu arbeiten, dass die Läuferinnen bei Großereignissen dann top sind“, sagte der neue Damen-Chef. Als sein großes Anliegen sieht er die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und den auf Skisport spezialisierten Schulen, „denn dies sind die Keimzellen des modernen Skisports“. Auch sollen die Trainingsstätten besser ausgebaut werden, um die Bedürfnisse des Nachwuchses zu befriedigen.
Akribischer Arbeiter
Hans Pum, Sportchef des ÖSV, sagte zur Bestellung Kriechbaums: „Seit 1993 ist Kriechbaum in verschiedensten Funktionen schon beim ÖSV tätig. Ich bin froh, dass er wieder zurück ist.“ Pum bezeichnete den neuen Damen-Chef als sehr akribischen Trainer, der auch organisatorisch sehr gut und kommunikativ stark ist. Der Vertrag des ÖSV mit Kriechbaum läuft vorläufig über zwei Jahre. „Ich hoffe aber, dass er sehr viel länger bleibt“, sagte Pum.
In die Entscheidungsfindung war auch Herbert Mandl, der offiziell sein Amt als Damen-Chef am 26. April zurücklegen wird, eingebunden, er streute seinem Nachfolger Rosen: „Ich kenne ihn schon seit seiner Zeit als Student, er bringt alle Voraussetzungen für diese Funktion mit. Er ist der Kompletteste für diesen Job.“ Mandl war 28 Jahre beim ÖSV als Trainer tätig, mit einer kurzen Unterbrechung als Trainer in Norwegen. Mandl wird in Zukunft Geschäftsführer der Skiakademie in St. Christoph am Arlberg und auch Geschäftsführer der Bergisel-Arena.
Mandl blickt zurück
„Es hat immer Spaß gemacht, beim ÖSV zu arbeiten, deshalb spielt jetzt auch eine gewisse Wehmut mit“, sagte Mandl, der sich aber umso mehr freut, vermehrt bei seiner Familie zu Hause zu sein. Als seine schönsten Erfolge bezeichnete er die Ski-WM 1999 in Vail, als die Damen in den Speed-Bewerben alles abräumen konnten mit zwei Goldenen durch Alexandra Meissnitzer, und auch den Doppelolympiasieg 2006 von Michaela Dorfmeister. „Der berührendste Moment war jedoch, als Stephan Eberharter 2002 bei den Spielen in Salt Lake City im dritten Anlauf endlich Gold geholt hat.“
Links: