„Wunderschöne Karriere“
Sie ist nach wie vor die erfolgreichste Skirennläuferin aller Zeiten. Annemarie Moser-Pröll holte Olympiagold in Lake Placid und zweimal Olympiasilber in Sapporo. Außerdem gewann die Salzburgerin sechsmal den Gesamtweltcup und siebenmal den Abfahrtsweltcup. An ihrem 60. Geburtstag am Mittwoch kann sie zudem auf eine Vielzahl von WM-Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zurückblicken.
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Mit 62 Einzelsiegen im Weltcup ist die Jubilarin immer noch unerreicht. Dabei gab es zu ihrer Zeit deutlich weniger Rennen als heute, zum Beispiel war der Super-G noch gar nicht erfunden. An ihrem Ehrentag blickt Österreichs „Sportlerin des Jahrhunderts“, die am 6. April in der Gemeinde Wagrain in Salzburg groß gefeiert wird, auf ihre „wunderschöne Karriere“ zurück, erzählt von großen Siegen aber auch von bitteren Niederlagen.
„Vom Siegen nicht genug bekommen“
Immer wieder sei sie richtig wütend geworden, wenn es in irgendeinem Rennen nicht zum Sieg reichte, sagte die große Dame des Skisports der APA. „Vor allem dann, wenn ich wusste, dass ich es besser gekonnt hätte“, betonte sie und ergänzte: „Ich konnte vom Siegen nicht genug bekommen. Je mehr, desto schöner. Man fährt ein Rennen und gewinnt, und schon ist es wieder vorbei. Sofort blickt man nach vorne auf das nächste Rennen.“

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1980 raste Moser-Pröll in Lake Placid zu Olympiagold in der Abfahrt
Kein Erfolgsgeheimnis
Für ihre herausragende Sonderstellung in den 70er Jahren habe es weder Geheimnis noch Trick gegeben. „Aber ich war extrem zielstrebig. Es geht um die Einstellung. Man fährt Rennen, um zu gewinnen, dieses Wollen ist entscheidend. Ich wollte gut werden und habe alles darauf angelegt, dass mir das auch gelingt. Ich war eine eifrige Trainiererin und habe mir viele Gedanken gemacht, was ich zusätzlich zum Trainingsplan noch machen könnte. Da habe ich mir zum Beispiel ein Trial-Motorrad zum Geländefahren gekauft, das war extrem gut für das Gleichgewicht. Oder ich bin Trampolin gesprungen. Durch diese Dinge war ich den anderen eine Spur voraus“, sagte Moser-Pröll, die sich selbst als „ehrgeizig, willensstark, zielstrebig und familiär“ beschreibt.
Mit den heutigen Skirennläuferinnen will sich Moser-Pröll nicht gerne vergleichen lassen. „Jede Zeit hat ihre Rennläufer. Es hat einen Hermann Maier gegeben, der in seiner Zeit irrsinnig gut gefahren ist und der Größte war. Dann kommt wieder ein Marcel Hirscher und gewinnt alles. Und auch die Tina Maze, was die für eine Saison hingelegt hat, das hätte ich mir auch gewünscht. Da kann man nur Respekt haben.“

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Moser-Pröll feierte schon in jungen Jahren große Erfolge
Mit 17 zum Gesamtweltcup
Ihr schönster Sieg sei der erste Gesamtweltcup im Jahr 1970 gewesen. „Da war ich 17 Jahre alt und musste gegen eine ganze Macht von französischen Siegläuferinnen antreten. Und da konnte ich mich durchsetzen. Das war für mich das Größte.“ Aber auch bittere Niederlagen habe es gegeben.
Da kommt das Gespräch schnell auf Olympia in Sapporo 1972. Die Mannschaft habe durch die Disqualifikation von Karl Schranz und das Zurückziehen und dann doch wieder An-den-Start-Lassen der österreichischen Mannschaft durch das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) sehr gelitten. „Wir hatten kein Training, da wurde uns der Erfolg verwehrt.“ Slalom sei sie „sehr gerne“ gefahren, dreimal hat sie gewonnen und auch sonst gute Resultate erreicht. „Aber zum Siegen war es dann doch oft zu wenig.“
Unterschiede zu heute
Geld verdient hat Moser-Pröll in ihrer aktiven Zeit relativ wenig, zumindest verglichen mit den heutigen Topläufern. Aber von Bedauern oder gar Neid ist nicht das Geringste zu bemerken: „Ich habe eine wunderschöne Karriere erleben dürfen, für die ich einfach dankbar bin. Und ich bin begeistert, dass die Kollegen heute endlich Geld verdienen können. Die riskieren Kopf und Kragen“, sagte die 60-Jährige und betonte: „Es ist ein Segen, dass auch der Sportler etwas verdient und nicht nur die Industrie.“
Der Sportler stehe heute ganzjährig unter Druck. „Vom Sportlichen her ist es nach wie vor das Gleiche. Auch wir haben damals trainiert, um zu gewinnen.“ Aber die Verträge mit Sponsoren und die vielen Medienauftritte seien belastend. „Da frage ich mich, was ist da im Vergleich noch das Fahren des Rennens selbst.“
Was die sportliche Seite des Skifahrens selbst betrifft, kommt die Jahrhundertläuferin aus dem Skidorf Kleinarl im Salzburger Pongau, die während ihrer Karriere von ernsthaften Verletzungen verschont geblieben ist, so richtig ins Schwärmen. Vor allem, was das Material, die Carving-Ski, betrifft. „Nachdem ich mein Kaffeehaus verkauft habe, bin ich wieder mehr zum Skifahren gekommen. Und ich muss sagen, ich bin begeistert. Schade, dass wir das damals noch nicht gehabt haben.“
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